Opernereignisse, die Aufsehen erregen werden – das verspricht ein Blick ins neue Programm der Staatsoper Hamburg für 2016/17, die zweite Saison unter der Leitung von Georges Delnon, Kent Nagano und dem weltweit in der Zahl seiner Dienstjahre unübertroffenen John Neumeier.
Zwar hielt man sich hartnäckig bedeckt bei der spannenden Frage nach der bisherigen Auslastung unter dem neuen Leitungsteam – und das, wo vermutlich kaum ein Trend in der Führungsetage so aufmerksam studiert wird wie dieser. Die Einstiegssaison sei noch nicht vorbei, danach werde man sehen.
Umso offenherziger sprach man über die Pläne ab Herbst 2016. Und da haben alle drei Sparten – Oper, Ballett und Orchester – etliche Delikatessen im Angebot.
Das Hamburg Ballett bringt neben zwei Wiederaufnahmen („Nijinsky“ und „Die Möve“) zwei Neumeier-Premieren: im Dezember „Das Lied von der Erde“ mit der Musik von Gustav Mahler, und zu den Balletttagen im Juli „Anna Karenina“ zu Musik von Tschaikowsky und Alfred Schnittke – eine Koproduktion mit dem Bolschoi Ballett und dem National Ballet of Canada (was dann auch einen Ringtausch der Solisten ermöglicht). Die stolze Zahl von 19 Produktionen hat das Ballett in der kommenden Saison auf dem Spielplan, insgesamt tanzt es 90 Vorstellungen in Hamburg. Ein Wiedersehen gibt es u.a. mit Messiaens „Turangalîla“, dem „Weihnachtsoratorium I-VI“, „Peer Gynt“; „A Cinderella Story“ und der „Kleinen Meerjungfrau“.
Als gefragter Kulturbotschafter Hamburgs geht das Ballett natürlich auch wieder auf Reisen – es tritt auf im Baden-Badener Festspielhaus, in der Opera die Firenze, im New Yorker Joyce Theatre und im Kennedy Center in Washington.
Die Staatsoper bringt sechs Premieren und 23 Opern aus dem reichhaltigen Fundus ihres Repertoires in 150 Vorstellungen. Den Premierenreigen eröffnet am 23. September eine Neuinszenierung von Mozarts „Zauberflöte“, Regie führt nach ihrer furiosen opera-stabile-Arbeit „Weine nicht, singe“ Jette Steckel. „Die Zauberflöte“ kommt in dieser Spielzeit noch mehrfach aufs Programm: Am Premierentag werden in sieben Stadtteilen Hamburgs mit singbegeisterten Laien Teile der Oper einstudiert, die sich dann am frühen Abend am Jungfernstieg zu einem gemeinsamen „Zauberflöten“-Singen treffen. Oper für alle – die Premiere wird aus dem Opernhaus auch wieder auf eine Großbildleinwand auf der Binnenalster übertragen.
„Herzog Blaubarts Burg“, „Lulu“, „Otello“ – und „¡Gesualdo!“
Und am 20. April 2017 hat „Erzittre, feiger Bösewicht!“ Premiere, eine Kinderoper nach Motiven der „Zauberflöte“. Regie führt – seiner beim Start in Hamburg noch unterdrückten Leidenschaft folgend – Intendant Georges Delnon selbst, es dirigiert Kent Nagano. Aufführungen gibt es auf der Probebühne und an weiteren Orten in Hamburg.
Weitere Opern-Premieren: „Senza Sangue“ von Péter Eötvös (der hier auch dirigiert) zusammen mit „Herzog Blaubarts Burg“ von Béla Bartók. Calixto Bieito führt gleich zweimal Regie in Hamburg, einmal bei Verdis „Otello“, dessen Inszenierung von August Everding nun endlich in den Ruhestand geschickt wird. Und dann in der opera stabile bei „¡Gesualdo!“ – einer Inszenierung des 5. und 6. Madrigalbuchs des Renaissancefürsten, Gattin-Mörders und Komponisten Don Carlo Gesualdo – mit einiger Sicherheit ein Highlight für Kenner.
Nagano dirigiert im Februar 2017 Alban Bergs „Lulu“, Regie führt Christoph Marthaler. Die beiden versprechen eine komplett neue Lösung für den Schluss des unvollendeten Bühnenwerks. Strauss’ „Die Frau ohne Schatten“ hat im April Premiere, da ist Andreas Kriegenburg Naganos erprobter Regiepartner. Und am 28. April gibt es in der Elbphilharmonie „Mahler 8“ mit einer Visualisierung von rosalie, die schon die Lichtskulptur an der Opernfassade im Herbst 2015 gestaltet hatte. Auch hier steht Nagano am Pult.
Der Generalmusikdirektor steht auch bei „Salome“, „Lohengrin“, „Les Troyens“, den „Dialogues des Carmélites“, bei „Tristan und Isolde“ (Gastspiel in Bogotá) den Philharmonikern vor – die Hamburger haben also eine gute Chance, eine Aufführung mit dem Chef am Pult zu erwischen. Außerdem u.a. auf dem Spielplan: „Le Nozze di Figaro“, „Salome“, „La Cenerentola“, die palmenschunkelnde „Lucia di Lammermoor“ und „Die Entführung aus dem Serail“.
Vier Uraufführungen in der opera stabile
In der opera stabile werden vier Uraufführungen gespielt – neben den genannten Stücken „Katze Ivanka“, eine Oper nicht nur für Kinder, und „Harbour Piece“ von Simon Steen Andersen, sowie „immer weiter“ von Jesse Broekman und Irene Galindo Quero – „ein Musiktheaterstück über eine Gesellschaft, die über das Aufstehen redet und sitzen bleibt“.
Die Philharmoniker unter Kent Nagano spielen in ihrem ersten Elbphilharmonie-Konzert ein neues Oratorium für Soli, Chor und Orchester von Jörg Widmann am 13. Januar 2017. Das erste reguläre Konzert in der neuen Halle bringt Bach, Messiaen und Bruckners 8. Symphonie – auch dies mit Nagano am Pult. Der neben „Mahler 8“ natürlich auch Arnold Schönbergs Gurre-Lieder leitet.
Gastspiele führen die Philharmoniker zum Ravenna Festival nach Italien, für drei Konzerte zu den Festspielen Mecklenburg-Vorpommern nach Neubrandenburg und Ulrichshusen sowie auf einer Südamerika-Tournee im September nach Südamerika, u.a. nach Montevideo, Sao Paulo und Buenos Aires mit Konzerten und nach Bogotá mit „Tristan und Isolde“ in der kompletten Inszenierung von Ruth Berghaus.
Staatsoper Hamburg
Oper Hamburg Programm. Die Reservierung für den Abo-Verkauf beginnt sofort. Karten bis Oktober 2016 und alle Konzerte in der Laeiszhalle können ab dem 30. Mai und für alle übrigen Veranstaltungen ab dem 12. September (Abonnenten ab dem 5. September) erworben werden. Ausgenommen ist der Vorverkauf für die Ballett-Werkstätten und die Nijinsky-Gala. Der Vorverkauf für Konzerte in der Elbphilharmonie beginnt am 20. Juni 2016.Die drei umfangreichen Programmbroschüren (Ballett, Oper, Philharmoniker) werden an Abonnenten versandt. Für alle anderen sind sie erhältlich bei der Tageskasse (Große Theaterstraße 25).
Abbildungsnachweis: Staatsopoer Hamburg
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