Vor über 2.800 Jahren entstand eines der ältesten und einflussreichsten Werke der abendländischen Literatur: die Odyssee.
Über 2.800 Jahre später und über 2.800 Kilometer nördlich entstand ein arktisches Roadmovie voller Witz, Humor und viel Tempo in Finnisch-Lappland: Lapland Odyssee.
Es ist permanent dunkel und tief verschneit in den Wintermonaten, nur tagsüber ist die Landschaft am Polarkreis eigenartig blau eingefärbt und nachts sieht man das Firmament und die Wellenbewegungen des gelblich-grünen Nordlichts. Die Ortschaften sind in das orangefarbene Licht der Straßenbeleuchtung getaucht. Ansonsten ist es dunkel und kalt – eiskalt.
Und irgendwo, mitten in der Landschaft steht eine sagenumwobene, knorrige abgestorbene Kiefer, an der sich bereits so mancher erhängt hat, weil er an den Schwierigkeiten des nordischen Lebens gescheitert ist und es keinen alternativen Ausweg mehr gibt. So heißt es im Prolog des Films.
Die nächste Großstadt ist Rovaniemi am Polarkreis und die ist 150 Kilometer von dem Nest entfernt, in dem das digitale Fernsehzeitalter einziehen soll. Janne (Jussi Vatanen), der tollpatschige, schlaksige und lahm wirkende Held ist eigentlich so eine Loser-Gestalt, wie sie in Deutschland am besten von Detlef Buck verkörpert werden kann. Er soll seiner schönen Freundin Inari (Pamela Tola) eine Digibox besorgen und wenn er das nicht packt, dann... ja, dann ist Aus – Schluss.
In einem für Möchtegern-Rallye-Piloten aufgepimpten Opelaudinissan, so knatsch-gelb, dass jeder deutsche Postbote eifersüchtig werden kann, fahren Janne und seine beiden besten Kumpel Kapu (Jasper Pääkkönen) und Räihänen (Timo Lavikainen) hinein ins Abenteuer inklusive Irrfahrten, Schattenwelt, Lebensfreuden und Swimmingpool-Nymphen.
Die drei Krieger sind nicht nur wegen der niedrigen Temperaturen kaum ernsthaft zu motivieren etwas pünktlich, zuverlässig, geschweige denn energiegeladen zu erledigen. Sofa, Bartresen und Spielautomat sind das Bewegungsdreieck ihrer winterlichen Welt.
Alles hilft nichts, im örtlichen Fernsehgeräteladen hat Janne kein Glück, also muss er in die Stadt zu Inaris Vater, der die wirklich guten Geräte vertreibt. Und wie sich das sowohl für eine Odyssee wie auch für ein gutes Roadmovie gehört, keiner weiß, wohin es die drei verschlägt, was sie erleben werden und wie die ganze Tour endet. Sie „leihen“ sie sich ein Auto, nachts mit leerem Tank auch noch bei einem Kontrahenten Benzin und versuchen das notorische Blank-Sein zu überwinden. Ohne Geld keine Digibox, schon gar keine, die auch noch aufnimmt. Um ans Ziel zu kommen, müssen die Kumpels also Aufgaben lösen, werden auf die Probe gestellt und müssen jeder noch so banalen Gefahr trotzen. Übrigens heißen die Sirenen oder Nymphen in Finnland „Killerlesben“ und traue auch keinem von Russen angefahrenen Rentier, es könnte noch unbekannte finnisch-kultische Rituale in den Protagonisten hervorrufen. Und während zuhause Jannes „Penelope“ von einem alten, scheinheiligen Verehrer (dem Kontrahenten) belagert wird, gibt es am Ende eine abgehackte knorrige Kiefer und doch eine ganze Reihe von Möglichkeiten an die Digibox gekommen zu sein...
Zu Recht ist der Film für den Bernhard-Wicki-Preis beim Filmfest Emden-Norderney nominiert, er gehört zu den Publikumslieblingen.
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Lapland Odyssee (Napapiirin sankarit)
Finnland 2010, 89 Min.
Regie: Dome Karukoski
Drehbuch: Pekko Pesonen
Mit: Jussi Vatanen (Janne), Jasper Pääkkönen (Kapu), Timo Lavikainen (Räihänen), Pamela Tola (Inari), Kari Ketonen (Pikku-Mikko), Miia Nuutila (Marjukka), Melissa Heininen, u.a.
"Lapland Odyssee" ist auf den Nordischen Filmtagen in Lübeck (3. bis 7. November 2011) zu sehen.
Fotonachweis: Filmfest Emden-Norderney
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