Kultur Blog
- Geschrieben von Christoph Becher -
„Gibt es überhaupt Neue Musik im Iran?“ fragt Christiane Leiste provokant in ihrem Editorial zur aktuellen Ausgabe der „Klangwerktage“.
Die Frage der Künstlerischen Leiterin des Musikfestivals auf Kampnagel ist rethorisch. Den Nachweis, dass es zumindest iranische Komponisten gibt, erbrachte bereits die Eröffnungsnacht: Unter dem schönen persischen Titel „Khiyal“ (Traumbild, Imagination) erklangen sechs Uraufführungen junger Komponistinnen und Komponisten, unter denen die Teheranerin Sarvenaz Safari den mitternächtlichen Schlusspunkt setzte. Wie die fünf Kompositionen zuvor (von Daniel Dominguez Teruel, Antonis Adamopoulos, Martin von Frantzius, Alexander Schubert und Florian Vitez) fügte sich auch diese Musik in einen Raum, der durch große weiße Planen durchspannt war, zwischen denen sich das Publikum vorsichtig, doch neugierig bewegte. Ein Neue-Musik-Labyrinth, das seine Besucher entschleunigt, zum Fantasieren anregt, ihre Wahrnehmung verschleiert. „Schleier“ lautet ein zentraler Begriff dieser „Klangwerktage“.
- Geschrieben von Dagmar Seifert -
Als dieser Film im Mai 2011 bei den 64. Internationalen Filmfestspielen von Cannes gezeigt wurde, hat das Publikum ihn in außergewöhnlicher Weise beklatscht und mit Bravo-Rufen gefeiert.
Außerdem pladderten die Preise: Es gab die Goldene Palme für Hauptdarsteller Jean Dujardin; später beim Hamptons International Film Festival 2011 den Publikumspreis („Best Narrative Feature“); beim Hollywood Film Festival 2011 den „Spotlight Award“ für sowohl Jean Dujardin als auch Hauptdarstellerin Bérénice Bejo; weiter den Europäischen Filmpreis 2011: Nominierungen in den Kategorien Film, Darsteller (Jean Dujardin), Kamera und Filmmusik.
Ganz nebenbei gewann auch noch der kleine weiße Terrier Uggy (gewissermaßen der zweite männliche Hauptdarsteller) den PALM DOG AWARD ‚für eine der besten Darbietungen in der Geschichte des Preises‘. Diese inoffizielle Auszeichnung für den besten Kinohund des Jahres leistet man sich in Cannes seit elf Jahren, dotiert ist er mit einem Halsband und einer Flasche Gin.
- Geschrieben von Claus Friede -
Ihre Werkstatt liegt in einem Hamburger Vorort, es ist ruhig, um das Haus herum sind gepflegte Gärten und zwischen den Nachbargrundstücken ist viel Platz.
Oben, unter dem Dach des Einfamilienhauses stehen zwei große Webstühle, dicht nebeneinander, sehr viel Raum zum Arbeiten gibt es nicht. Ich bin zu Gast bei Silke Janssen. Ihre kunsthandwerklichen Werke sind meine Entdeckung des Jahres 2011 und auf das Gespräch über ihr Oeuvre habe ich mich seit langem gefreut.
- Geschrieben von Christel Busch -
Welchen Einfluss hat die niederländische Malerei des 17. Jahrhunderts auf die zeitgenössische Kunst?
Was haben der bedeutendste Tier- und Landschaftsmaler der Niederlande Paulus Potter und der amerikanischen Maler und Objektkünstler Frank Stella gemeinsam? Die Ausstellung „Die niederländische Savanne. Alte Meister - Neue Kunst“ im Staatlichen Museum Schwerin geht diesen Fragen nach. Die Schau belegt anhand zahlreicher Exponate den innovativen Einfluss der Niederländer auf die Entwicklung der modernen Kunst, explizit auf die abstrakte Malerei. Die Malerei des „Goldenen Zeitalters“ als Vorreiter des Abstrakten? Eine These, die kontroverse Diskussionen auslösen dürfte.
- Geschrieben von Isabelle Hofmann -
Atemraubende Artistik und brüllend komische Clowns hat so mancher Zirkus zu bieten, keiner jedoch ein so hinreißendes Figurenkabinett wie der französische Cirque NoNo.
Er gastiert noch bis zum 27. November in den Fliegenden Bauten am Heiligen Geistfeld. Was für ein Vergnügen!
- Geschrieben von Claus Friede -
Schaue ich aus meinem Fenster, sehe ich das Motiv eines Covers des neuen Werks der DJs Blank & Jones: Einen Spätherbstwald. Kahle, gefrorene Bäume, Raureif am Boden und entlang der Stämme, mir wird automatisch kalt.
Schiebe ich die graue CD in den Player ändert sich die gefühlte Temperatur schlagartig.
- Geschrieben von Dagmar Seifert -
Ganz genau am ersten wirklich ungemütlichen Abend dieses Novembers – wenn auch mit malerischem Vollmond – fand er statt, der ‚Wildwechsel‘ der Kreativgesellschaft.
Möchten Sie ein VIP sein? Ich nicht: zu viel Stress. An diesem Abend zog ich es trotzdem in Erwägung, denn VIPs durften dicht an Halle 3 im Oberhafenquartier parken. Wir Normalsterblichen wurden von einem (zugegebenermaßen außerordentlich freundlichen und höflichen jungen Mann, der extra zu diesem Zweck im eisigen Wind bibberte), gebeten, uns etwas weiter weg hinzustellen, wegen Parkplatzmangels.
Als ich mich mit hochgezurrtem Schal zurück zum Event gegen den Wind stemmte, war ich nicht sicher, ob ich wirklich scharf darauf bin, an einem frostigen dusteren Abend durch den Hafen zu strolchen.
- Geschrieben von Isabelle Hofmann -
„Es lebe, unser Hansa“ stand in weißem und rotem Zuckerguss auf den Lebkuchenherzen.
Ein süßes Geschenk an die illustre Gästeschar nach der vierten Spielzeiteröffnung – und ein Andenken an einen bezaubernden Abend, der Kindheitserinnerungen weckte. Nirgendwo sonst in Hamburg kann man so herrlich selbstvergessen staunen und sich amüsieren wie in dem ältesten Varieté-Theater Deutschlands. Und nirgendwo sonst kann man dank der Köstlichkeiten aus dem Fischereihafen-Restaurant nebenbei so gut essen.
- Geschrieben von Christel Busch -
Die 53. Nordischen Filmtage in Lübeck eröffnete der norwegische Beitrag „Happy, Happy“ (Sykt lykkelig).
Die Tragikomödie der jungen Regisseurin Anne Sewitzky, die mit ihren dreiunddreißig Jahren zu den Hoffnungsträgern der Filmszene in Norwegen gehört, erzählt die verhängnisvollen Beziehungen von zwei Ehepaaren in der tief verschneiten norwegischen Provinz. „Happy“ ist hier jedoch niemand. Im Gegenteil: Hinter scheinbar glücklichen, bürgerlichen Fassaden tun sich menschliche Schicksale auf.
- Geschrieben von Isabelle Hofmann -
„Wunder gibt es immer wieder“, sang Katja Ebstein 1970. Das ist schon eine Weile her, aber wie die derzeitige Ausstellung in den Deichtorhallen zeigt, soll man die Hoffnung nie aufgeben.
All zu oft waren die Deichtorhallen zu einer pragmatisch nüchternen, da preisgünstigen Ausstellungspräsentation genötigt. Was soll man machen, wenn der Etat nicht mal reicht, die Lecks im Dach zu flicken. Die von der Berliner Praxis für Ausstellung und Theorie kuratierte „Wunder“-Schau über all das, was den Menschen seit dem 4. Jahrhundert bis in die Gegenwart zum Staunen bringt, zeigt nun, was mit Hilfe einer so potenten Institution wie der Siemens Stiftung möglich ist: Ausstellungsarchitekt Roger Bundschuh entwarf eine Art Stadtlandschaft voller kubischer Räume mit teils turmhohen Türen, die spannende Sichtachsen und Bezüge zwischen den Objekten aus Kunst, Wissenschaft und Religion erlauben.