Kultur Blog
- Geschrieben von Anna Grillet -
Der virtuose Provokateur Lars von Trier inszeniert sein suggestives düsteres Serienkiller-Porträt als boshaft-philosophisches Zwiegespräch zwischen Obszönität und Offenbarung. Dem Zuschauer stockt der Atem, „The House That Jack Built” katapultiert uns ins Zentrum raffiniert barbarischer Zerstörungswut, ein abenteuerlich danteskes Road-Movie.
Protagonist Jack (Matt Dillon) schwadroniert stolz auf dem Weg ins Jenseits über sein mörderisches Gesamtkunstwerk, rechtfertigt es mit zynischer Finesse. Dies ist nicht das blutig-kokette Grauen eines Horror-Films sondern die erbarmungslose wenn auch spielerische Konfrontation mit einer moralischen Apokalypse. Der Nationalsozialismus bleibt omnipräsent. Sieben Jahre war der dänische Kult-Regisseur in Cannes Persona non grata nach jener missglückten frivolen Sympathiekundgebung für Hitler auf der Pressekonferenz zu „Melancholia”. Von Trier versteht sich auf Rache.
- Geschrieben von Nora Sdun -
Der Titel „Blockchain“ ist irreführend und macht außerdem gleich zu Anfang klar, was mein Problem gerade ist: Denn es ist natürlich ein bisschen merkwürdig, wenn ein Laie wie ich, in einer Firma wie die PPI AG, die sich u.a. mit Datenverschlüsselung und elektronischer Buchführung befasst, eine Ansprache hält zu einer künstlerischen Intervention, die aus „kaputten“ Daten entstanden ist, deren „Kaputtheit“ aber eben vom Künstler Axel Loytved zu neuer, abstrakt ornamentaler Bildhaftigkeit umgedeutet wurde. Und nun auch noch „Blockchain“ heißt.
- Geschrieben von Christel Busch -
Wie feiert man seinen 100. Geburtstag? Mit Feuerwerk, Champagner und Häppchen? Nein. Mit einer spektakulären Ausstellung feiert der Lübecker Kunstverein, die Overbeck-Gesellschaft ihr 100jähriges Bestehen!
Die Overbeck- Gesellschaft, benannt nach dem in Lübeck geborenen Maler Johann Friedrich Overbeck, gehört heute zu den renommiertesten Adressen für zeitgenössische Kunst im nördlichsten Bundesland Schleswig-Holstein. Sie befindet sich in dem kleinen Ausstellungspavillon hinter dem Museum Behnhaus Drägerhaus in der Königstraße.
- Geschrieben von Marion Hinz -
Mit dem Thomas Mann Preis 2018 wurde am 17. November der rumänische Schriftsteller Mircea Cărtărescu ausgezeichnet. Den Akt der Preisverleihung in den Kammerspielen des Lübecker Theaters nahmen Lübecks Bürgermeister Jan Lindenau und Michael Krüger, Präsident der Bayerischen Akademie der Schönen Künste, gemeinsam vor.
Der mit 25.000 Euro dotierte Preis wird seit 2010 im jährlichen Wechsel in Lübeck und München verliehen. Wie goldrichtig die Entscheidung der diesjährigen Jury war, das erschloss sich den Gästen im Laufe des Abends. Das gilt auch für diejenigen, die Cărtărescu und dessen Werk bisher noch nicht kannten. Denn die Zuhörer konnten ein sprachliches Wunderwerk, ein literarisches Feuerwerk erleben. Das empfanden auch diejenigen, denen das Werk des rumänischen Schriftstellers bisher noch gänzlich unbekannt war. Derart stark leuchtete die sprachliche Ausdruckskraft des Autors in der Laudatio und in der Dankesrede, dass die Feierstunde zum hochkarätigen literarischen Erlebnis geriet.
- Geschrieben von Claus Friede -
„Zu einem attraktiven Arbeitsplatz gehört auch eine ästhetische Umgebung“, sagt Caspar Philipp Woermann, Geschäftsführer von ims, Internationaler Medien Service.
Die Sammlung von sehr unterschiedlichen Aussagen dieser Art „Mit jedem Kunstwerk, das in unsere Räume Einzug erhält, tritt auch eine Veränderung ein“ (Richard Winter, Regional Manager Hamburg, JLL Jones Lang LaSalle) und weiterer, wie „Kunst und Kommerz gehören zusammen“ (Dan-David Golla, Geschäftsführer Golla Capital Advisors) und „Das Bild hinter dem Bild sehen, darauf kommt es an“ (Dr. Johannes Trost, Rechtsanwalt und Partner bei Lebuhn & Puchta) sowie „Kunst konfrontiert uns in der Firma mit dem eigenen Verhalten“ (Sebastian Pape, Aufsichtsratsvorsitzender PPI AG) ist sozusagen „add art“-typisch.
- Geschrieben von Dagmar Reichardt -
Eine Handschuh-Aktion passt wie die Faust aufs Auge, wenn die lettische Hauptstadt Riga, der baltische Staat Lettland und der Rest der Welt heute, am 18. November 2018 das hundertjährige Bestehen der Republik Lettland feiern. Im Rahmen eines umfangreichen Veranstaltungsprogramms posten sich dann Freunde aus und in Lettland unter dem Hashtag #LV100 warme Grüße über die sozialen Medien zu – einige vielleicht mit bunten, selbstgestrickten Fäustlingen an den Händen.
- Geschrieben von Isabelle Hofmann -
Wie muss man sich eine Person vorstellen, die Freunde und Kollegen als „Naturereignis“ bezeichnen?
In jedem Fall als einen charismatischen Menschen mit überschäumendem Naturell, Schalk im Nacken und umwerfend guter Laune. Als kreativen Kopf, der genial-verrückte Ideen entwickelt und dabei alle, die in seine Nähe geraten, wie in einem Sog mit sich zu reißen vermag. Der Mann heißt Peter de Vries und ist seit 1989 Hutmacher. Seit Sommer 2018 ist er auch Urnenmacher.
- Geschrieben von Christel Busch -
Das Verborgene Museum in Berlin-Charlottenburg präsentiert bis zum 10. März 2019 Fotoarbeiten und Dokumente der niederländischen Fotografin Maria Austria (1915-1975).
Die Ausstellung, die zuvor im „Joods Historisch Museum“ (Jüdisches Historisches Museum) Amsterdam zu sehen war, zeigt nun in Berlin etwa einhundert Schwarz-Weiß-Fotografien. In den Niederlanden gehört Maria Austria heute zu den bekanntesten Fotografinnen. In Deutschland ist sie erstaunlicherweise in Vergessenheit geraten!
- Geschrieben von Anna Grillet -
Paweł Pawlikowski hat das schwermütige, visuell atemberaubende Noir-Drama „Cold War” seinen Eltern gewidmet, deren stürmische On- und Off-Beziehung ihn zu dem Film inspirierte, und so gab er den Protagonisten ihre Namen, der Rest ist jedoch Fiktion.
Der polnische Regisseur und Oscarpreisträger greift nur einzelne Momente der Love-Story auf, dazwischen lässt er die Leinwand kurz dunkel werden, zwingt den Zuschauer die Lücken mit der eigenen Vorstellungskraft zu füllen. Es funktioniert phantastisch, grade dann, wenn wir uns irren. Die betörende Schwarz-Weiß-Ballade vor dem Hintergrund des Kalten Krieges ist eine Grenzüberschreitung, geographisch, musikalisch, politisch und existenziell. Die Missverständnisse, das Unausgesprochen dieser selbstzerstörerischen Liebe reflektiert die Musik der verschiedenen Stile, Folk, Jazz, Swing, Rock.
- Geschrieben von Isabelle Hofmann -
APO, Mini, Flower-Power: Mit der glänzend inszenierten Ausstellung „68. Pop und Protest“ verabschiedet sich Sabine Schulze nach zehn Jahren als Direktorin des Museums für Kunst und Gewerbe.
Im Dezember übergibt sie das Zepter an Tulga Beyerle. Zuvor geht sie aber noch mal so richtig in die Vollen. Diejenigen, die diese Epoche erlebt haben, werden in Jugenderinnerungen schwelgen. Diejenigen, die sie nicht erlebt haben, können eintauchen in eine Zeit, in der Jimi Hendrix-, Che Guevara- sowie Marx und Engels-Poster in vielen Studentenbuden hingen.