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Ein mehrjähriges Kooperationsprojekt zwischen dem Übersee-Museum Bremen und der National University of Samoa (NUS) gipfelt in der Online- Plattform „Der blaue Kontinent“. Die Einblicke, Perspektiven und Dialoge rund um die Pazifikregion wurden jetzt veröffentlicht.


Auf der Website „Der blaue Kontinent – Plattform für Dialog, Perspektiven und Einblicke rund um die Pazifikregion“ lassen sich Hintergründe der Museumsarbeit, vielseitige Infor- mationen zu Umwelt und Nachhaltigkeit auf Samoa, verschiedene Experimente und künstlerische Einblicke sowie pazifische Perspektiven entdecken. Die Plattform bündelt alle Ergebnisse, Eindrücke und künstlerischen Arbeiten, die im Laufe des auf zwei Jahre angelegten Kollaborationsprojektes entstanden sind.
Die Idee des Projektes war es, die Bestände des Übersee-Museums transparent und vor allem auch für die Öffentlichkeit online auffindbar zu machen, die Menschen aus der Pa- cific Community dabei einzubeziehen sowie die Perspektive der Museumsmitarbeiter*innen auf die Sammlung zu verändern. Dafür knüpfte das Museum ein internationales Netzwerk aus Kulturschaffenden und Wissenschaftler*innen. Gemeinsam wurden verschie- dene Wege erprobt, um neue Perspektiven auf die Sammlung zu gewinnen und zukünftig anders mit diesen umzugehen.


Die Online-Plattform ist auf Englisch und Deutsch unter https://blue-continent.de/ abruf- bar. Gefördert wurde das Projekt von der Karin und Uwe Hollweg Stiftung, vom Auswärtigen Amt, der Waldemar Koch Stiftung, der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) sowie der Sparkasse Bremen.


Mit dem Ziel, gemeinsam in den Dialog zu treten und ein internationales Netzwerk zu bilden, ergaben sich verschiedene Teilprojekte, deren Prozess und Ergebnisse auf der Online-Plattform dokumentiert sind.
Mit der „National University of Samoa“ (NUS) entstand unter dem Titel „Measina Show and Tell“ ein Online-Veranstaltungsformat, um sich gemeinsam mit der Universität in Samoa zu der Bremer Ozeanien-Sammlung auszutauschen. Darüber hinaus startete das Museum gemeinsam mit der NUS ein Citizen Science Projekt in Samoa, bei dem sich Freiwillige an der Erhebung von Daten zur Wasserqualität zum Vaisigano-Fluss beteiligten. Der Fluss erstreckt sich über tausend Quadratkilometer und ist die wichtigste Süßwasserquelle auf der Hauptinsel. Da die NUS an dem Aufbau einer eigenen naturkundlichen Sammlung arbeitete, kamen Wissenschaftler*innen aus Samoa nach Bremen, um mit den deutschen Kolleg*innen über den Sammlungsaufbau zu sprechen. Der fachliche Austausch mit dem Centre for Samoan Studies gipfelte in der Eröffnung des ersten Forschungsmuseums in Samoa. Am 31. August 2024 eröffnete dort die erste Ausstellung zum Thema Muster in der samoanischen Kultur. In der Schau sind Leihgaben aus der Sammlung des Übersee-Museum Bremens zu sehen sowie ein Bootssteven, der im Juli an Samoa zurückgegeben wurde.


Neben teils sehr persönlichen Berichten über die gemeinsame Zusammenarbeit, fließen auf der Online-Plattform „Der blaue Kontinent – Plattform für Dialog, Perspektiven und Einblicke rund um die Pazifikregion“ auch künstlerische Beiträge ein. So hat das Übersee-Museum anlässlich des Projektes „Neo Collections“ einige Künstler*innen eingeladen, sich der Sammlung aus einer nicht wissenschaftlichen Perspektive anzunähern und sich mit dieser auseinanderzusetzen. In dem Projekt „Neo Collections“ entstand zudem die Workshop-Reihe „Weaving A Narrative“, bei der das Übersee-Museum Bremen mit dem „Pacific Virtual Museum“ Kulturschaffende, Künstler*innen und Communities zum Gespräch zusammengebrachte, um zu erörtern, wie die Geschichten, die Sammlungen und die Sammlungsinformationen (Metadaten) schlüssig zusammengebracht werden können und welche Rolle die Museen dabei spielen müssen.
Um die Erlebnisse und Ergebnisse des Projektes einem Publikum zugänglich(er) zu machen, lassen Storyteller – darunter Journalist*innen, Schriftsteller*innen, Dichter*innen und Illustrator*innen – die persönlichen Erfahrungen der Projektteilnehmer*innen auf der Plattform lebendig werden.


Zitate zum Projekt „Der Blaue Kontinent“
Museumsdirektorin Prof. Dr. Wiebke Ahrndt: „Ein entscheidender Teil des Prozesses war die Haltung, etwas anzufangen, ohne dass wir genau wussten, wohin uns das führen würde. Wir landeten bei der Plattform „Der blaue Kontinent – Plattform für Dialog, Perspektiven und Einblicke rund um die Pazifikregion“ und waren für alle Möglichkeiten of- fen. Das Projekt trägt dazu bei, den Blick auf die Sammlungen zu verändern, aus der (kolonialen) Vergangenheit gemeinsam eine Zukunft zu bauen, dabei einander zuzuhören, neu zu denken und Austausch zu praktizieren.“


Dr. Etta Grotrian, Projektverantwortliche und Leiterin der Digitalen Strategie am Übersee-Museum Bremen: „Europäische Museen können sich nicht länger anmaßen, die Welt auf der Grundlage von im Kolonialismus gesammelten Objekten zu erklären. Es sollte zukünftig viel mehr über den Zweck von Museen diskutiert und sich dabei viel stärker darauf konzentriert werden, wie Sammlungen zugänglich gemacht werden, wenn Menschen nicht ins Museum kommen können. Das Projekt „Der blaue Kontinent – Plattform für Dia- log, Perspektiven und Einblicke rund um die Pazifikregion“ könnte später zu einem Dialog über die Museumssammlungen, über Museen als koloniale Projekte führen. Das wird uns meiner Meinung nach helfen, die Zukunft von Museen zu definieren.“


Dr. Michael Stiller, Leiter der Abteilung Naturkunde und Koordinator des Citizien-Science-Projektes: „Das Wissen, das sich Kolonialbeamte aus den Kolonien aneigneten, wurde niemals mit den indigenen Völkern geteilt, niemals für das Wohlergehen dieser Länder oder ihrer Völker genutzt. Daher stellt sich mir die Frage, wie wir ihnen dieses Wissen zurückgeben können.“

Quelle: Übersee-Museum Bremen

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