Die Behörde für Kultur und Medien hat vier Residenzstipendien für diesen Sommer vergeben: Die Comiczeichnerin Wiebke Bolduan und der Literaturübersetzer Nicolai von Schweder-Schreiner sowie die bildende Künstlerin Simone Karl beziehen im August die Hamburger Sommerresidenz im mare-Künstlerhaus, dem ehemaligen Wohnhaus von Roger Willemsen in Wentorf. Die Autorin Dagrun Hintze reist ins Brecht-Hus nach Svendborg. Die Behörde für Kultur und Medien zahlt die Mieten für die Residenzen sowie zusätzlich 1.000 Euro Aufwandspauschale an die Stipendiatinnen und Stipendiaten.
Dr. Carsten Brosda, Senator für Kultur und Medien: „Es gibt Häuser von wichtigen Persönlichkeiten, die man nur mit Überschuhen und Audioguide betreten darf. Ganz anders das mare-Künstlerhaus und das Brecht-Hus: Hier wohnen, arbeiten und leben Künstlerinnen und Künstler ganz im Sinne ihrer Vorbewohner. Vier Kreative können sich in diesem Sommer in diesem inspirierenden Umfeld ganz ihren aktuellen Vorhaben widmen. Ich freue mich auf die Projekte, die die vier Kreativen während ihrer Residenzaufenthalte entwickeln oder vollenden werden.“
Nikolaus Gelpke, Kuratorium der Roger Willemsen Stiftung: „Es ist ein großes Glück, dass die Bestrebungen des mare Verlages, Künstlerinnen und Künstlern mittels der Stiftung und des mare Künstlerhauses die Möglichkeit zur kreativen Entfaltung zu bieten mit dem Engagement der Kulturbehörde so nachhaltig unterstützt wird. Was für eine erfolgreiche Zusammenarbeit!“
Das Künstlerhaus des mareverlags in Wentorf bei Hamburg war das letzte Wohnhaus des Autors und Publizisten Roger Willemsen, der 2016 verstarb. Dank seines engen Freundes Nikolaus Gelpke, Verleger des mareverlags, wurde die Villa als Künstlerhaus erhalten und schließlich der Roger Willemsen Stiftung als Künstlerresidenz zur Verfügung gestellt. Seit 2018 leben und arbeiten hier Stipendiaten und Stipendiatinnen aus verschiedenen künstlerischen Bereichen, die von der Stiftung betreut werden. 2019 haben die Behörde für Kultur und Medien und die Stiftung ein gemeinsames Residenzprogramm konzipiert.
Das Brecht-Hus liegt auf der Insel Fünen in der dänischen Hafenstadt Svendborg und diente Bertolt Brecht, Helene Weigel und ihren Kindern zwischen 1933 und 1939 als Wohnhaus während des Exils.
Zu den Stipendiatinnen und Stipendiaten:
Wiebke Bolduan, geboren 1994 in der Nähe von Eisenach, hat Illustration an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg studiert. Für ihre Abschlussarbeit „Warnebi“ wurde sie 2022 mit einem GINCO Award (German Inclusive / Independent Comic) geehrt. Im gleichen Jahr erschien in der Reihe Shorts im MamiVerlag „Gedanken über Gedanken“. Sie gehört zum Organisationsteam des Hamburger Comicfestivals. 2024 erschien bei Reprodukt ihr Comic „Viktoria Aal“.
Simone Karl, geboren 1989, studierte Design an der TH Nürnberg und an der HAW Hamburg und schloss das Studium 2017 mit dem Master of Arts ab. In ihren Arbeiten bewegt sie sich interdisziplinär zwischen den Grenzen von Design und Kunst und arbeitet für jedes Projekt mit einer individuellen Bildsprache aus unterschiedlichsten Materialien und Arbeitsweisen. Seit 2013 hat sie unter anderem in Mailand, Berlin, Hamburg und Nürnberg ausgestellt, erhielt Artist Residencies in Slowenien, Italien, Portugal und zuletzt in Spanien (Grotta AiR, Aracena). Simone Karl wurde mit dem Collagenpreis des Willi Münzenberg Forums Berlin und dem Anfachen Award ausgezeichnet.
Nicolai von Schweder-Schreiner, geboren 1967 in Lissabon, übersetzt Belletristik aus dem Englischen und Portugiesischen. 2009 und 2018 wurde er für seine Übersetzungen der Romane „Ten storey love song“ von Richard Milward sowie „So enden wir“ von Daniel Galera mit dem Hamburger Förderpreis literarische Übersetzungen ausgezeichnet. 2022 erhielt er für die Übersetzung „Der letzte weiße Mann“ von Moshin Hamid einen Hamburger Literaturpreis. Er ist Gitarrist und Sänger der Band Veranda Music.
Dagrun Hintze, geboren 1971 in Lübeck, studierte Germanistik, Kunstgeschichte und Theaterwissenschaft in Würzburg und Antwerpen. Sie schreibt Theaterstücke, Lyrik, Prosa und Essays und publiziert außerdem über zeitgenössische Kunst und Dokumentartheater. Seit 2011 arbeitet Dagrun Hintze als Autorin und Dramaturgin für partizipative Theaterprojekte mit gesellschaftspolitischen Themen. So erzählen im Stück „So glücklich, dass du Angst bekommst“ (Theater Chemnitz, Regie: Miriam Tscholl) drei ehemalige vietnamesische Vertragsarbeiterinnen gemeinsam mit drei Puppenspielerinnen und drei Puppen ihre Lebensgeschichten. Die Produktion und eine dazu entwickelte Comic-App wurden 2023 mit dem ersten Preis des Sächsischen Preises für Kulturelle Bildung ausgezeichnet. Seit 2017 ist Dagrun Hintze Fußball-Kolumnistin der RBB-Radiosendung Arena.
Quelle: Behörde für Kultur und Medien, Hamburg
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