Driftwood Quartet: LITHA

: Geschrieben von Redaktion - Donnerstag, 05. Oktober 2023 um 08:05 Uhr

Jazz-Rock – der Begriff „Fusion" wird seit geraumer Zeit bevorzugt – hat einen schlechten Ruf, der aus den schnelllebigen Zeiten des Genres in den siebziger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts herrührt.

Eine Ehrenrettung ist das Driftwood Quartet, ein Ensemble aus der Schweiz, das von dem Gitarristen Joachim "Joa" Frey gegründet wurde und nun das erste Albun veröffentlicht: LITHA. Das heutige Quartett ging aus dem Duo hervor, das er mit der Sängerin und Bassistin Jeanaine Oesch einst bildete.

„Wir spielten Standards und Popsongs". Dann besuchte Schlagzeuger Samir Böhringer ein Konzert. „Danach wollte er mit uns spielen", so Frey. „Zu dritt haben wir dann während der Corona-Pandemie eine Live-Session ins Internet gestellt und Konzerte gegeben. Meine ersten Kompositionen waren schon dabei." Verstärkt durch die Altsaxophonistin Marina Iten ging das Driftwood Quartet dann ins Studio, um die Kompositionen des Bandleaders zum Leben zu erwecken.

„Ich bin der Einzige, der für diese Band komponiert", sagte Frey bescheiden. „Marina, Jeanaine und Samir komponieren auch, aber für andere Bands und in anderen Genres. An meinen Kompositionen arbeiten wir meist gemeinsam; denn die gesamte Band ist wichtig für unsere Musik und unseren Sound. Der erste Song auf dem Album LITHA basiert zum Beispiel auf einem Groove unseres Schlagzeugers, der mir vorgeschlagen hat, daraus ein Stück zu machen.

Böhringer ist auch deshalb so wichtig für die Band, weil er auch die Idee hatte, sich für die Reihe Jazz thing Next Generation zu bewerben. Er kümmert sich auch um unsere Bookings", erklärt Frey. „Man lernt im Studium leider sehr wenig über wirtschaftliche Aspekte, auf die man als Jazzmusiker achten muss. Ich hatte das Glück, diese Dinge durch ihn zu lernen, und er war wie ein Coach für mich."

Diese Professionalität, die in den letzten Jahren zunehmend bei jungen Musikern zu beobachten ist, spiegelt sich auch in der geschlechterparitätischen Besetzung wider, die eigentlich ein Zufall ist. „Frauen sind in der Jazzszene noch in der Minderheit", so der Gitarrist. „Es gibt viele Sängerinnen, aber wenige Instrumentalistinnen. Ich wähle meine musikalischen Partner aber weder nach dem Geschlecht noch danach aus, für wie kompetent ich sie halte und wie fähig sie sind, meine Musik zu spielen. Ich spiele hauptsächlich mit Leuten, die ich mag und die mir die Sicherheit geben, mich frei entfalten zu können. Unsere Besetzung ergab sich von selbst, und als ich meine eigene Musik aufnehmen wollte, war völlig klar, dass ich das in dieser Formation tun würde."

Ein Lob nicht nur für Jeanaine Oesch und Marina Iten, sondern auch für die höchst vitale Zürcher Szene, aus der das Driftwood Quartet stammt.

„Zürich ist sehr lebendig und anregend, aber auch sehr vielseitig. Es gibt Jam-Sessions an der Universität und in den Jazzclubs, das ist wohl die größte Szene in der Schweiz. Zürich ist auch ein sehr interessanter Ort zum Leben, und ich würde nicht im Traum daran denken, wegzuziehen."

Driftwood Quartet Litha COVER Freys eigenwillige Kompositionen mit ihren polyrhythmischen Strukturen sind komplex und anspruchsvoll, aber immer zugänglich und groovig. Die sieben Songs, die Frey für LITHA geschrieben hat, sind gut komponiert, lassen den Bandmitgliedern aber dennoch viel Raum für Improvisationen. Der textlose Gesang von Jeanaine Oesch wirkt wie ein fünftes Instrument, das das Klangspektrum der Zürcher Viererbande deutlich erweitert. Dass hier viele Einflüsse zusammenkommen – Böhringer spielt nach wie vor bei der Gruppe Meta Zero und dem Chronos Collective, Iten arbeitet mit Christian Muthspiel und Nicole Johänntgen und Oesch unterhält ein eigenes Projekt mit Jeanaine Jarret und ist ein wichtiger Teil der Band von Debora Monfregola – tut der Musik gut und macht sie so erfrischend, weltoffen und vielseitig im besten Sinne.

Marina Iten, Altsaxophon: Die Zürcher Saxophonistin Marina Iten hat im September 2022 ihren Bachelor in Jazzsaxophon an der Zürcher Hochschule der Künste abgeschlossen. Sie spielte u.a. beim Jazzaar Festival, dem Jazz Youth Orchestra unter der Leitung von Christian Muthspiel, dem DKSJ all star project unter der Leitung von Ronan Guilfoyle und SOFIA (Support of Female Improvising Artists) unter der Leitung von Nicole Johänntgen. Neben ihrem eigenen Projekt "m.o.r.i." spielt sie in verschiedenen Bands wie "Savri" und "Hubble's Law" und ist Teil des jungen Zürcher Musikerkollektivs "noiis".

Joa Frey, E-Gitarren & Gesang: Der Zürcher Gitarrist ist in verschiedensten Formationen aus dem Raum Zürich zu hören, sei es als Leader und Komponist des "Driftwood Quartetts" oder als gefragter Sideman in Jazz- und Groove-Bands wie Den Dala, muralim und m.o.r.i. oder bei der aufstrebenden Popsängerin Lagioia. Im September 2022 schloss Joa sein Jazzstudium an der Zürcher Hochschule der Künste ab, wo er unter anderem bei Dave Gisler studierte. Joa unterrichtet E-Gitarre an der Kantonsschule Küsnacht, Zürich.

Samir Böhringer, Schlagzeug: studierte bei Sascha Kaisler und Peter Haas und absolviert simultan das Vorstudium an der Musikschule Konservatorium Zürich MKZ.

Ab Sommer 2015 studiert Samir an der Zürcher Hochschule der Künste ZHdK Jazzschlagzeug und schließt sein Studium mit einem Bachelor of Arts in Performance ab. Er spielt mit diversen Musikern zusammen, unter anderem mit Andreas Apitz, Caleb Wheeler Curtis und Raphael Walser. Samir ist Leiter der Gruppen Meta Zero, Chronos Collective, SPHNX und spielt als Sideman bei dem Konrad Bogen Trio, Anatol Buccelas Trio Imaginaire und Dela Huettners Swing Thing.

Jeanaine Oesch Bass, Kontrabass & Gesang: Die Berner Bassistin und Sängerin Jeanaine hat ihren Master in Schulmusik II an der Zürcher Hochschule der Künste abgeschlossen. Sie ist in verschiedenen Bands aktiv, darunter ihr eigenes Projekt "Jeanaine Jarret" und das Projekt "deb.", das von Debora Monfregola geleitet wird. Sie unterrichtet Musik an der Kantonsschule Zimmerberg.