Kampnagel: Magdalena Kožená singt Cole Porter
- Geschrieben von Hans-Juergen Fink -
Ihre kleine Reihe von vier Konzerten als Residenzkünstlerin der Elbphilharmonie/Laeiszhalle schließt die Mezzosopranistin Magdalena Kožená in einem ungewohnten Genre ab: Sonst auf den großen Bühnen der Welt und in den bekanntesten Konzerthäusern zu Hause, präsentiert sie auf Kampnagel am 23. Juni Musical-Songs von Cole Porter, begleitet von dem tschechischen Multitalent Ondřej Havelka und seinen Melody Makers – einer Swing Big Band, die sich ganz dem Sound der 30er- und 40er-Jahre verschrieben hat.
Ein kalter sonniger Februar-Morgen, in der Lounge des Fairmont Vier Jahreszeiten. Für die Mezzosopranistin Magdalena Kožená ist es der Morgen nach ihrem dritten Konzert als Residenzkünstlerin der Elbpilharmonie/Laeiszhalle. Monteverdi, mit dem Barock-Ensemble La Cetra. Zurück zu den Anfängen der Oper. Der ihr Gelegenheit gab, ihre schauspielerischen Talente von der Leine zu lassen. In der dramatischen Szene „Il Combattimento di Tancredi e Clorinda“ spielte sie gleich drei Parts, zwischen denen sie elegant hin- und herschlüpfte. Riesen-Applaus. Mit frühen Barockarien, aber auch mit Marko Ivanovics „Arianna has a problem“, einer hübschen und urkomischen Parodie einer zickigen Diva und Luciano Berios „Sequenza III“ riss sie das Publikum als Comedian mit großer Stimme zu Beifallsstürmen hin.
Monteverdi – das sind Gefühle von vor 400 Jahren, oder? „Es hat sich ja nicht soviel geändert in dieser Zeit“, sagt die Sängerin, „wir singen immer über Liebe und Hass, was ja die Leute heute auch noch fühlt. Viele Sachen kann man sich von daher erschließen. Natürlich wird in der Barockmusik vielleicht ein bisschen übertriebener, alles ist expressiver. Aber das ist ja gerade das Schöne etwa bei Monteverdi, dass er eine solche reiche Qualität in dem hat, was er schrieben – einfach wunderschön.“
Und die kleinen Ausflüge ins zeitgenössische Repertoire? „Das ist das Tolle an einer solchen Residenz“, sagt Magdalena Kožená, während sie ein Mineralwasser bestellt. „Dass man Dinge tun kann, die auch mal ein bisschen neben der Konvention sind.“ Das Hamburger Publikum erlebte sie mit einem Liederabend (Schumann, Wolf, Dvořák, Schönberg, Janáček. Dann in einem Kammerkonzert mit Ehemann Simon Rattle und Freunden selten gespielte Werke u.a. von Ravel und Strawinsky.
Cole Porters Songs – die Freiheit nimmt sie sich
Und nun möchte sie über ihre letztes Konzert dieser Residenzen-Reihe sprechen, die beileibe nicht allein ein Hamburger Projekt ist, sondern unter anderem auch in London, Prag, Luxemburg, Berlin über die Konzertbühnen ging – fast schon ein europäisches Unternehmen. An dessen Ende noch mal das Unerwartete stehen soll: Magdalena Kožená singt Songs von Cole Porter. Songs wie „Love for Sale“, „I Get a Kick Out of You“, „Begin the Beguine“, „You Do Something to Me“, „Night and Day“, „I Love Paris“ oder „You’re the Top“ sind globale Ohrwürmer, interpretiert haben sie Fred Astaire, Bing Crosby, Nat King Cole, Ella Fitzgerald, Oscar Peterson, Stéphane Grappelli oder Frank Sinatra. Aber auch eine Opernsängerin wie die Amerikanerin Frederica von Stade hat Cole Porter aufgenommen.
Diese CD fiel Magdalena Kožená in die Hände und faszinierte sie, obwohl sie „diese Crossover-Sachen“ sonst nicht wirklich mag. Aber das wird, verspricht sie, ein ganz anderer Abend, nicht so etwas mit einer Klassik-Sängerin, die auch mal Jazz probieren möchte – „das klingt oft gar nicht gut.“ Was sie aber reizt, ist die große Bandbreite von Möglichkeiten, die man einsetzen kann, wenn man das singen will.
Als Band hat bringt sie die Group of Melodymakers mit, die Musiker des tschechischen Multikünstlers Ondřej Havelka – er ist Jazz- und Swing-Sänger, Schauspieler und Regisseur. Mit ihm hat sie schon einige Male das Monteverdi-Programm aufgeführt, und 2007 führte Havelka bei einem faszinierenden musikalischen Portrait von Magdalena Kožená Regie.
Beim KulturPort.De-Gespräch stand das Programm erst in Grundzügen, die Sängerin erzählt, was sie sich vorstellt: „Es wird kein typisches Konzert, es findet auf Kampnagel statt. Cole Porters Musik steht im Zentrum, es wird ein bisschen ablaufen wie ein Max-Raabe-Konzert. Wir wollen Cole Porters Sound aus den 30er- bis 40er-Jahren so authentisch wie möglich rüberkommen lassen.“
Man spürt ihr die Freude am Experiment an. Sie ist einfach eine passionierte Wanderin zwischen den musikalischen Welten, immer darauf bedacht, Neues zu lernen. Und ihre Cole-Porter-Performance auf Kampnagel wird sicher das Überraschungsei ihrer Hamburger Residenz-Reihe, ein buntes sommerliches Knallbonbon.
Magdalena Kožená, Ondřej Havelka and his Melody Makers
Konzert am 23. Juni, 20:00h, Kampnagel K6, Karten 15 bis 49 Euro im Internet unter www.elbphilharmonie.de oder www.kampnagel.de und unter Tel.: (040) 3576 6666 6 und bei den Konzertkassen im Brahmskontor, Johannes-Brahms-Platz 1 (gegenüber der Laeiszhalle) sowie im Kulturcafé am Mönckebergbrunnen.
Abbildungsnachweis:
Header: Magdalena Kožená. Foto: © Oleg Rostovtsev
Textfoto: Melody Makers
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