Kultur, Geschichte & Management

Im Rahmen eines Seminars an der Lettischen Kulturakademie in Riga erhielten vier Studenten die Aufgabe, etwa 20 obligatorische Schlüsselbegriffe zum Thema „Kulturmanagement” in ein zweiseitiges Essay zu integrieren. Innerhalb einer kurzen Frist sind ganz unterschiedliche Texte entstanden.

 

Einige der kreativen Ergebnisse, werden bei KulturPort.De veröffentlicht und sollen Anregung zum Weiterdenken geben.

 

Kontemplation einer angehenden Kulturmanagement-Kapitänin: Wohin steuert das Kulturmanagement in der Zukunft?
Eine Exkursion auf einem Fluss namens Cultura

 

Wir sitzen alle in einem Boot: Der Genuss kultureller Angebote ist durch COVID-19 momentan schwer bis gar nicht realisierbar. Das gleiche gilt für die professionelle Planung von Kulturangeboten, unser gesellschaftliches und kulturelles Leben ist eingeschränkt und die Ungewissheit der Zukunft besonders in diesem Moment deutlich. Als angehende Kulturmanagerin habe ich gelernt, dass das (Kultur-) Management Strategien bereitstellt, mit denen ich Herausforderungen begegnen kann, gerade weil die Bedingungen für Kultur in Krisenzeiten nicht optimaler werden. Meine Aufgabe wird es sein, meine Kompetenzen einzubringen und interdisziplinär „den Weg für die Kultur zu ebnen“. (1)

 

Unsere Lebenswelten werden immer komplexer, es benötigt die Expertise und das Zusammenarbeiten von Vielen. Da sich die meisten Aufgaben mit einem Team besser bewerkstelligen lassen, lade ich Sie ein, sich mit mir als Kulturmanagement- Kapitänin auf eine Entdeckungsreise zu begeben.

 

Der französische Schriftsteller und Pilot Antoine de Saint-Exupéry (1900-1944) schreibt: „Wenn Du ein Schiff bauen willst, dann trommele nicht Männer zusammen, um Holz zu beschaffen, Aufgaben zu vergeben und die Arbeit einzuteilen, sondern lehre die Männer die Sehnsucht nach dem weiten, endlosen Meer.” In der Rolle als Leaderin im Kulturmanagement will ich versuchen, Innovation und Kreativität mit Professionalität zu verbinden und meine Crew durch meine eigene Motivation zu inspirieren. (2) Idealerweise tue ich dies mit Bedacht – meine Entscheidungen und mein Führungsstil sollen genau diese Attribute spiegeln, die “Sehnsucht” nach dem Gewässer wecken.

 

Wenn Sie also zu diesen Konditionen bereit sind, reisen wir gemeinsam mit Kulturmanagement Cruises entlang des Flusses, den ich fortan „Cultura“ nennen werde. (3) „Panta rhei“ – alles fließt, alles ist Prozess. Das gilt wohl auch für die Kultur und die Disziplinen, die sich ihr widmen. Gemeinsames Ziel unserer Exkursion soll sein, zu betrachten, welche Aufgaben und Herausforderungen unser so reich an Kunst und Kultur beladenes Schiff erwarten werden. In diesem Sinne wünsche ich uns allen eine inspirierende, spannende Fahrt und natürlich allzeit sichere Häfen – Schiff ahoi!

 

Wichtig für unsere Tour ist, glauben wir dem österreichisch-US-amerikanischen Ökonom Peter Drucker (1909-2005), der „Blick fürs Ganze“. Deshalb rate ich Ihnen, schauen Sie an beide Ufer unseres Flusses, die wir von unserem Schiff aus im Blick haben sollten, damit wir seine öffentliche Positionierung geschickt handhaben können. Wir möchten künstlerische und kulturelle Inhalte ins Panorama der Öffentlichkeit bringen. Schauen wir zunächst zum Ufer Richtung Backbord: Wir sehen staatliche Institutionen, von deren Entscheidungen unsere Fahrt besonders abhängig ist. Das staatliche Gewässer der Kulturpolitik kann in Zeiten der Krise gefährlich und unwirtlich werden, weshalb es besonders wichtig ist, im Schilf nach anderen Möglichkeiten des Fundraisings Ausschau zu halten.

Von Steuerbord aus gesehen müssen wir eine andere Perspektive einnehmen. Dort stehen unsere Zielgruppen, die Kundschaft, bei der wir uns natürlich auch Gedanken dazu machen müssen, ob und welche Nachfrage an kulturellen Angeboten besteht. Wollen wir, dass unser Schiff sicher fahren kann, müssen wir Verbindungen schaffen. Das gelingt in der Regel am besten, wenn wir gemeinsam an den Brücken oder Fährverbindungen bauen, schließlich Co-Creation betreiben, also niemals vergessen, wer unsere Zielgruppen sind und versuchen, diese immer mit in unsere Innovationsprozesse von Crowdsourcing über Customized Marketing einzubinden. (4)

 

Wichtigstes Tool in Richtung beider Ufer ist die Kommunikation. Das betrifft natürlich unsere Public Relations-Arbeit an Bord, damit uns unsere Gegenüber an den Ufern verstehen können genauso wie unser Miteinander in der Crew, damit das Schiff nicht plötzlich ein Leck hat oder gar sinkt. Der Fluss, auf dem unser Schiff schwimmt, wird weiter fließen, so schrieb es schon Johann Wolfgang von Goethe:

„Es soll sich regen, schaffend handeln
Erst sich gestalten, dann verwandeln
Nur scheinbar stehts Momente still
Das Ewige regt sich fort in allen
Denn alles muß in Nichts zerfallen
Wenn es im Sein beharren will“ (5)

 

In diesem Sinne fassen wir mithilfe von Peter Bendixen (1933-2014) zusammen, was in der vagen Zukunft helfen kann: Wir sollten im Kulturmanagement zum einen entdecken und erfinden, bewerten und entscheiden, fortan entwickeln und gestalten, realisieren und verändern. (6)

 

Das gilt als Ziel aller Schifffahrten bei Sonnenschein genau wie Hagel und Gewitter: wir müssen jederzeit kreativ, beweglich und innovativ bleiben.


Lettische Kulturakademie Riga

FB: Soziologie, Internationales Medien- und Kulturmanagement

Weitere Informationen

 

Fußnoten:
1 In Anlehnung an Peter Bendixen.
2 Die „Crew“ sind die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Team, die bei- spielsweise Kulturbetriebe- und Projekte organisieren, planen, durch-(führen) und das Controlling bewerkstelligen.
3 Vgl. hierzu Götz Kolle (2020): https://kulturshaker.de/kultur/, abgerufen am 19.10.2020.
4 Vgl. Markgraf, Daniel (2018): Co-Creation, online: https://wirtschaftslexikon.gabler.de/definition/co-creation-54454/version-277486, abgerufen am 20.10.2020.
5 Goethe, Johann Wolfgang von (1950): Sämtliche Werke in 18 Bänden, Band 1: Sämtliche Gedichte. Artemis, Zürich, S. 514.
6 In Anlehnung an Peter Bendixen.

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