Das Portugiesenviertel am Hamburger Hafenrand präsentiert sich 2009 vielseitig mit Konzerten, Lesungen, Führungen, Vorträgen, Ausstellungen, Degustationen und weiteren Veranstaltungen:
Beispielsweise eine Prozession zu Ehren der Madonna von Fátima am 30. Mai, Benefiz-Fußballspiele des „FC Portugiesenviertel“, ein Stadtplan „Portugiesenviertel“ wird erarbeitet und schließlich wird ein Film über das Quartier gedreht.
Die Veranstaltungen finden öffentlich auf den Straßen des Quartiers statt, in Restaurants, aber ebenso in Ladengeschäften oder anderen dafür geeigneten Räumlichkeiten und werden von den jeweiligen Unternehmen eigeninitiativ veranstaltet.
Da das Portugiesenviertel seinen Namen nie offiziell verliehen bekam, ist seine Entstehung nicht wirklich bekannt. Belegbar ist allerdings der Zuzug von sephardischen Familien Ende des 16. Jahrhunderts von der Atlantikküste an die Elbe, vor allem nach Altona. Die spanischen und portugiesischen Juden wurden des Landes verwiesen und flohen angesichts der Inquisition und eines Dekrets des spanischen Herrscherehepaars. (Michael Studemund-Halevy: „Portugal in Hamburg“, Ellert & Richter Verlag).
Der Rassenwahn der Nationalsozialisten tilgte in den 1930er- und 40er-Jahren fast jede Erinnerung an die für Altona und Hamburg so wichtigen Familien.
Eine zweite Einreisewelle aus Portugal sogenannter "Gastarbeiter" gab es, als in Deutschland in den 1960er-Jahren Arbeitskräfte gebraucht wurden. Sie machten aus Hamburg die angeblich „portugiesischste“ Stadt in Deutschland. Infolge der hiesigen Rezession suchten diese allerdings dann auch Betätigung außerhalb der Industrie und der Hafenwirtschaft. Größte Anziehung besaß die Gastronomie. Auf der Suche nach geeigneten Standorten zog es die Portugiesen als seefahrende Nation in die Hafennähe. In der damals ersten Reihe vorne an Baumwall und Vorsetzen waren die Restaurants 'Galego' und 'Sagres' und, gleich um's Eck, das 'Benfica', das 'Lisboa' und das 'Casa Madeira' zu finden.
Wer sich jedoch eine so prominente Lage nicht leisten konnte oder wollte, der fand nur wenige Schritte weiter im damaligen „Polenviertel“ eine günstigere Bleibe. So auch das Restaurante 'Porto', das seinerzeit schnell zum Geheimtipp avancierte und damit andere animierte, gleich in der Nachbarschaft ebenfalls eine Gastronomie zu eröffnen. Und da sich gleich und gleich gern gesellt, stammten deren Betreiber nahezu ausschließlich von der iberischen Halbinsel, und das heutige Portugiesenviertel ward geboren.
Die Portugiesen der zweiten Generation, die sogenannte “segunda geração”, fühlt sich der Hansestadt ebenso verbunden wie dem Land der Eltern. Diese bikulturelle Ausrichtung vertritt auch die Portugiesisch-Hanseatische Gesellschaft/Associação Luso-Hanseática. Sie ist mit über 300 Mitgliedern die größte regionale deutsch-portugiesische Vereinigung. Seit ihrer Gründung im Jahre 1996 hat sie mit den von ihr veranstalteten Konzerten, Vorträgen, Ausstellungen, geselligen Treffen oder auch mit Sprachkursen wesentlich zur Begegnung der beiden Nationen beigetragen.
Einen Überblick über das kulturelle Programm findet man unter: www.portugiesenviertel-hamburg.de
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