Das 18. Filmfest Hamburg eröffnete mit einem großartigen Film: "Gainsbourg (Vie héroïque)" und zumeist engagierten Reden.
Der aus Nizza stammende Regisseur Joann Sfar, dessen Mutter eine bekannte Chansonsängerin war und der selbst als Comic-Star sich in Frankreich großer Beliebtheit erfreut, lieferte in seinem Erstlingswerk eine phantasie- und humorvoll gestaltete Biographie eines der beliebtesten und zugleich umstrittensten Musikers Frankreichs ab. Phantasievoll, weil Sfar eine ausgesprochen intelligente Mischung schafft aus kindlichen Vorstellungen und Phantasien und diese mit dem Leben des erwachsenen Mannes verwebt. So ist es auch kein Wunder, dass im Spielfilm die Comic-Figuren quasi leibhaftig aus dem, des noch kindlichen Lucien Ginsburg, selbstgezeichneten Comic-Heft entsteigen und sich wundersam verbinden mit dem Chanson "Comic Strip", das der mittlerweile Erwachsene Serge Gainsbourg (Éric Elmosnino) mit Brigitte Bardot (Laetitia Casta) vorträgt.
In seiner kurzen Dankesrede fand Joann Sfar deutliche Worte gegenüber der Ausweisungspolitik des französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy. Er wies darauf hin, dass Zigeuner und Juden seit weit über 2.000 Jahren in Europa leben und unsere Kultur deutlich mit gestaltet und geprägt haben. Die Ausweisung der französischen Zigeuner sei das vollkommen falsche Signal. Er plädierte für eine andere Kultur in Europa und erhielt dafür großen Beifall.
Auch Festivalleiter Albert Wiederspiel ließ, in einer locker gehaltenen und zugleich deutlich formulierten Eröffnungsrede die kulturpolitischen Verhältnisse in Hamburg nicht außer Acht. Humorvoll wies Wiederspiel darauf hin, dass die jährlichen Kosten der Reiterstaffel der Hamburger Polizei mit 8 Pferden genauso hoch sind wie die Personalkosten von 100 Mitarbeitern des Filmfests.
Kontrastiert wurde dessen Rede von der des Ersten Bürgermeisters der Freien und Hansestadt Christoph Ahlhaus, bei der man nur zu deutlich spürten konnte wie weit entfernt die Kultur von dessen Seele zu sein scheint.
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(Trailer ca. 1.33 Min.) „Gainsbourg – Der Mann, der die Frauen liebte“, Gainsbourg (Vie héroïque), F 2009, 121 Min.
Es war einmal ein kleiner Junge, Lucien; er lief durch die Straßen von Paris und stellte stolz den schrecklichen gelben Stern zur Schau, der an seine Jacke geheftet war. Es ist 1941. Als dieses Kind russisch-jüdischer Eltern der französischen Miliz über den Weg läuft, die auf der Seite der Nazis steht, stimmt es mit einem frechen Funkeln in den Augen die Marseillaise an – obwohl es den Text gar nicht richtig kann. Dann bleibt der kleine Lucien plötzlich vor einem antisemitischen Plakat stehen, das die Karikatur eines Juden zeigt: ein hässliches Gesicht, das etwas zu viel Ähnlichkeit mit ihm hat. Eine Fratze, die aufgehängt wurde, um von allen gesehen und verspottet zu werden. Er möchte weglaufen oder diese groteske Karikatur vernichten, tut jedoch keins von beidem. Plötzlich erwacht die Karikatur zum Leben, springt von der Wand und heftet sich dem Jungen an die Fersen. Von diesem Punkt an weicht ihm die hässliche Fratze nie mehr von der Seite. Sie wird sein Schatten, sein Fluch, seine Inspiration, sein einziger Gefährte, sein Alter Ego. Der kleine Lucien weiß es noch nicht, aber er wird eines Tages als Serge Gainsbourg berühmt werden.
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