Die Liebe zu Szenerien aus seiner lettischen Heimat ist jedem einzelnen seiner Werke anzusehen, die mit viel Farbe sowie eigener Relieftechnik auf die Leinwände aufgebracht ist. Näher kann man der zwiegespaltenen lettischen Seele kaum kommen.
Wer sich ein Bild der lettischen Hauptstadt Riga verschaffen möchte, reist entweder persönlich in die baltische Metropole oder schaut sich Fotografien an. Eine Alternative sind die Ölgemälde von Rolands Bruno Butāns.
1944 in Riga geboren, gehört Butāns der Nachkriegsgeneration an, die neben dem nachklingenden Schrecken der Nazi-Zeit auch die harte Hand des sowjetisch geprägten Sozialismus kennenlernte und mit vielen Entbehrungen und Repressalien leben musste. Dennoch entschließt sich Butāns früh für ein Kunststudium an der Kunstakademie in Riga und lernt dort bei Harijs Blunavs, einem der konsequentesten und bekanntesten Vertreter der „Wasserfarbenkunst“ in Lettland. Butāns aber setzt seinen Kopf durch nicht nur mit seiner Entscheidung für die „brotlose“ Kunst, sondern entwickelt einen Stil, bei dem er Öl, Acryl, Wasserfarben und Pastelltechniken miteinander vermengt. Das Ergebnis sind Bilder, die scheinbar zum Anfassen, Riechen und Schmecken einladen – so opulent geht der Künstler mit Farben, Farbauftrag, Formen und Strukturen um. Wer sich in Riga auskennt, erkennt sofort bekannte Ecken wieder und fühlt sich direkt in die Szenerie versetzt – wer Riga noch nicht besucht hat, nimmt es sich spätestens ab diesem Zeitpunkt vor.
Kritiker mögen die Eindrücke aus lettischer Natur und Stadtlandschaft Rigas etwas zu romantisch und "straßenmalerisch" finden, folgt sie doch hier und da einer Auffassung die am Pariser Seine-Ufer Touristen zum Kauf animieren soll. Liebhaber sehen in dieser Ausdrucksform im üppigen Farbspiel genau jenen wahrhaftigen Ansatz, der Lettlands Schönheiten in Szene setzt. Besonders Butāns lettischer Künstlerfreund Juris Ģērmanis hat es in einem Interview mit einer lettischen Zeitung auf den Punkt gebracht: „Rolands Butāns hat dem Thema Riga viele Jahre gewidmet. Besonders nahe steht ihm die Altstadt mit ihrer eigentümlichen Architektur. Seine Arbeiten zeichnen eine graphische Feinheit und ein romantischer Blick auf das Heute aus, in ihnen fühlt man aber auch die Anwesenheit der Vergangenheit.“
Doch Butāns kann auch anders: Neben den verspielt-bunten Werken hat sich der Künstler auch immer wieder an schwarz-weiß Malereien versucht, die die Lebensfreude seiner geradezu bunten Werke durchbrechen. Auf einmal wirkt die Altstadt Rigas nicht mehr einladend und beglückend, sondern in gewisser Weise stumpf, bedrohlich und angsteinflößend. Hier zeigt sich der routinierte Blick Rolands Bruno Butāns, der wie kein Zweiter die Gesichter seiner Heimatstadt Riga kennt. Freud´ und Leid liegen in Lettland nicht erst seit Krieg, Unterdrückung und Wirtschaftskrise, sehr eng beieinander. Die Wahrheit liegt wohl, auch in den Bildern Butāns, dazwischen und jenseits der Motive und üppigen Malweise.
Butāns selbst hat es, auch wegen seiner Arbeiten, oftmals ins Ausland verschlagen: von 2004 bis 2007 lebte er in den USA, was seiner Verbindung zu Riga aber keinen Abbruch tat. Im Gegenteil: Im Zuge der europäischen Kulturhauptstadt 2014 ist Butāns, wie viele andere lettische Künstler auch, besonders gefragt im Rahmen der Außendarstellung. 2014 wird Riga zusammen mit der schwedischen Stadt Umeå den Titel „Kulturhauptstadt Europas" tragen. So sind Butāns Werke auch für die Erstellung der Kollektion der Souvenirs „LIVE RīGA” verwendet worden – eine eigens gegründete Marke für die Kulturhauptstadt 2014.
Doch nicht erst seit diesem Jahr ist der Künstler gefragt: Butāns Kunstwerke finden sich seit Jahren in mehreren Dauerausstellungen in staatlichen Einrichtungen, darunter in den Räumen des Finanz- und des Innenministeriums Lettlands, darüber hinaus werden ständig neue Ausstellungsräume für ihn zur Verfügung gestellt, wie jüngst im Juni 2013 die altehrwürdige St. Peter Kirche in Riga, die zu den prägendsten Bauwerken der historischen Altstadt zählt. Dort wurde ein Querschnitt seiner Werke präsentiert, darunter Landschaften, Szenen aus der Altstadt Rigas, Schwarz-Weiß-Werke sowie Selbstporträts des Künstlers. Seine Kunst ist darüber hinaus bereits Teil vieler Sammelausstellungen in Lettland, Deutschland, Finnland, Schweden, Russland, Israel und den USA gewesen. Das „kleine“ Lettland mit seinen knapp zwei Millionen Einwohnern also als künstlerischer Exportschlager in die Welt: Rolands Bruno Butāns bringt den Ausstellungsbesuchern so die Liebe zu seiner Heimat näher und erlaubt dabei – mit den blühenden Landschaften und bittersüßen Stadtansichten – einen Blick in die zuweilen tief gespaltene lettische Volks-Seele.
Mit dem schöpferischen Werk des Künstlers kann man sich auch auf dessen Internetseite vertraut machen: www.rbbilde.sgm.lv
Bildnachweis: © Rolands Bruno Butāns
Header: Riga Panorama, 2006, Öl auf Leinwand, 61x91 cm
Galerie:
01. Das Panorama von Riga, Öl auf Leinwand. Foto: Jan-Erik Burkard
02. Nationaloper, 2006, Öl auf Leinwand, 70x50 cm
03. Melngalvju Nams, Acryl auf Karton, 70x50 cm
04. Vidzemes Jurmala, Öl auf Leinwand, 61x91 cm
05. Latvijas Daba, Öl auf Karton, 61x91 cm
06. Krasu Spele I, Acryl auf Leinwand, 102x76 cm
07. Krasu Spele IV, Acryl auf Leinwand, 127x101 cm
08. Selbstporträt Rolands Bruno Butāns mit Malerkappe. Foto: Jan-Erik Burkard
09. Stadtansicht Riga – europäische Kulturhauptstadt 2014. Foto: Jan-Erik Burkard.
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