Kultur Blog
- Geschrieben von Isabelle Hofmann -
Wohin man derzeit schaut – alles blüht. Im Schloss Reinbek blüht es sogar im Krummspanner, dem Ausstellungsraum unter der imposanten Dachkonstruktion des Schlosses. Dort präsentiert Dorota Albers noch bis zum 19. August 2018 ihre fragilen Porzellan-Objekte unter dem Titel „Und ewig blüht…“.
Der Titel erinnert an die Heimatfilme der 1950er-Jahre, an „Heidi“ und das „Rosenresli“, an eine „Heile Welt“, nach der man sich nach den Kriegsjahren so sehnte. Heute, in Zeiten weltweiter Kriege und Krisen, technologischer Umbrüche und zunehmender Umweltzerstörung, gleicht dieser Titel fast einer Beschwörungsformel. Denn wie man weiß: Nichts blüht ewig. Blumen sind nicht nur ein Symbol der Schönheit, Reinheit, Sinnlichkeit – Blumen sind auch ein Symbol der Vergänglichkeit.
- Geschrieben von Christel Busch -
Drei Superstars der zeitgenössischen Kunst in Stade an der Elbe.
Muss Kunst immer bierernst sein? Bis 23. September 2018 beweisen drei Herren im fortgeschrittenen Alter der staunenden Kunstwelt das Gegenteil: Jonathan Meese, Daniel Richter und Tal R, der in Israel geborene dänische Künstler Tal Rosenzweig. Mal humorvoll, mal flapsig und tiefgründig, veräppeln die drei der wichtigsten und teuersten Superstars der Gegenwartkunst das geheiligte Metier der Malerei. Selbst der Ausstellungstitel ist nicht allzu ernst gemeint. "Diese Ausstellung hat nichts mit David Bowie zu tun", so die Protagonisten Meese, Richter und Tal R unisono. Nur die Anfangsbuchstaben sind vertauscht: „Bavid Dowie“.
- Geschrieben von Dagmar Reichardt -
Postmoderne Nomadin und transkulturelle Geschichtenerzählerin des 21. Jahrhunderts – die gesangliche und intellektuelle Künstlerkarriere von Etta Scollo verspricht seit Jahrzehnten anspruchsvolle Unterhaltung und bewegende Momente, die unser Herz berühren. Jetzt wird die gefeierte musikalische Migrantin zwischen den Welten des Pop, Jazz, Folk, Chansons, Blues und Italo-Soul sechzig.
Die in Catania geborene und aufgewachsene „Stimme Siziliens“ ist vor allem im deutschsprachigen Raum längst ein Geheimtipp, den die Spatzen von bundesdeutschen, österreichischen und Schweizer Clubdächern pfeifen. Ihre selbst komponierten Alben, oft in Gemeinschaftsarbeit konzipierten Kulturprojekte und in wechselnden Konstellationen vorgetragenen Lieder sind Glanzlichter der „World Music“. Sie plädieren auf eindrucksvolle Weise für Empathie, kulturelle Tradition und einen europäischen ‚Humanitarismus‘, der seine Lehren aus Lampedusa und der abendländischen Geschichte im Zeichen menschlicher Gefühle, fließender Melodien und flexibler Grenzen zieht.
- Geschrieben von Anna Grillet -
Paris, 1898, der Regen prasselt auf die Tische des Straßencafés, nur ein älterer, etwas verwahrloster Mann sitzt draußen, geduldig darauf hoffend, dass noch jemand vorbeikommt, ihm einen Drink spendiert. Es ist Oscar Wilde (Rupert Everett). Vorbei die Zeit grandioser Triumphe und grenzenloser Bewunderung, der einst umjubelte irische Schriftsteller ist nach Zuchthaus und Zwangsarbeit ein innerlich gebrochener Mann, auch wenn er es hinter seinem Zynismus zu verstecken versucht.
Wo die Filme anderer Regisseure über den Liebling des viktorianischen Bürgertums enden, genau dort setzt Rupert Everett mit „The Happy Prince” an. Lange und oft verzweifelt hat er für die Realisierung dieses Projekts gekämpft, inszeniert nun die letzten Lebensjahre des schwulen Künstlers als leidenschaftliches Porträt eines verfemten Außenseiters auf der Suche nach Erlösung.
- Geschrieben von Claus Friede -
Eine kleine, aber feine Ausstellung ist im Lettischen Architekturmuseum in der Altstadt von Riga zu sehen. Gezeigt werden Arbeiten, Zeichnungen und Modelle des Architektenehepaars Edgars und Aina Šēnbergi (dt.: Edgar und Aina Schönberg) die Ende der 1950er- bis Ende der 1980er-Jahre, also während der Sowjetzeit, entstanden sind.
- Geschrieben von Anna Grillet -
Unsere Bilderflut ist apokalyptisch: Jede Minute 500 Stunden Video auf YouTube, 450.000 Tweets auf Twitter. Nicht alles was hochgeladen wird, bleibt. Die Silicon-Valley-Konzerne entscheiden über Kriterien und Vorgaben, die Arbeit selbst wird an Dienstleistungsunternehmen fern der Heimat delegiert.
Der Dokumentarfilm „The Cleaners” enthüllt die geheimen Praktiken des weltweit größten Outsourcing-Standorts für Content-Moderation in Manila. Hier arbeiten zehntausende von Menschen, globalen Putzkolonnen gleich, im Auftrag von Facebook, Instagram & Co.
- Geschrieben von Christel Busch -
Ein Gespenst geht um in Trier: Karl Marx, vor 200 Jahren am 5. Mai 1818 in Trier geboren, braust wie ein Orkan über das Städtchen an der Mosel hinweg. Allerdings nicht als Naturgewalt, sondern in Form einer Bronze-Statue. 2,3 Tonnen schwer und 4,40 Meter hoch, geschaffen von dem chinesischen Künstler Wu Weishan.
Sie ist ein Geburtstagsgeschenk der Volksrepublik China, der größten Diktatur der Welt, an die Geburtsstadt des Philosophen, Politökonomen, Journalisten und Revolutionärs Karl Marx. Sie wirbelt damit die rheinland-pfälzische Kommunalpolitik durcheinander und sorgt bundesweit für kontroverse Diskussionen innerhalb der Bevölkerung und der politischen Couleur.
- Geschrieben von Anna Grillet -
Wieder gilt die Liebe von Wes Anderson den Vertriebenen, den politisch Verfolgten: der amerikanische Kultregisseur lehrt uns das Erinnern, während er von der Zukunft erzählt und die Gegenwart alles überschattet.
Der skurrile Humor seiner dystopischen Stop-Motion-Parabel „Isle of Dogs – Ataris Reise” ist um vieles düsterer als in der melancholisch grotesken Gaunerkomödie „The Budapest Hotel”. Trotzdem lachen wir, sind hingerissen von dem überbordenden bizarren Zauber dieses neu entdeckten Miniaturkosmos zwischen schillernden Müllhalden und fernöstlicher Kunst, Diktatur und Rebellion, Wuff und Wau. Ein Tanz auf dem Vulkan.
- Geschrieben von Isabelle Hofmann -
Wenn die Hansestadt Hamburg ihr Allerheiligstes für die bildende Kunst hergibt, dann nur für ein Werk der Superlative: Am 23. Mai enthüllen der taiwanische Bildhauer Kang Mu-xiang und der Deutsch-Taiwanische Freundeskreis, die Bambusrunde, auf dem Rathausmarkt „Unlimited Life“ (Nicht endendes Leben) – eine monumentale Plastik in Form eines menschlichen Embryos.
Rund 1.500 Kilo schwer und über zwei Meter groß, hat sie der Künstler aus den ausrangierten Stahlseilen geformt, die jahrelang die Fahrstühle des Taipeh 101 zogen – des einstmals höchsten Gebäudes der Welt. Als Inbegriff neuen Lebens stehen sie nun für die weltumspannende Freundschaft zwischen Deutschland und Taiwan.
- Geschrieben von Isabelle Hofmann -
Panta rhei – alles fließt, wussten schon die alten Griechen und das gilt auch für unsere Gestaltungskultur. Die faszinierende Schau „Flow of Forms/Forms of Flow“ im Völkerkundemuseum in Hamburg zeigt sehr eindrücklich, wie stark die Wechselwirkung zwischen afrikanischem und europäischem Design ist und wie leicht man sich bei der Annahme des „Typischen“ irrt.