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Die Musikhochschule Lübeck (MHL) betrauert den Tod des Komponisten, Musiktheoretikers und Malers Professor Erasmus Zipfel, der am 8. Januar in Lübeck verstorben ist. Geboren 1955 in Breslau, war er der MHL jahrzehntelang als Dozent verbunden. Nach einem Studium der Komposition und Musiktheorie bei Roland Ploeger lehrte er ab 1978 Musiktheorie, Werkanalyse und Gehörbildung, seit 2009 als Honorarprofessor. Im April 2024 zwang ihn eine unerwartete gesundheitliche Krise, seine Lehrtätigkeit zu beenden.


Erasmus Zipfel war eine künstlerische Doppelbegabung. Ab 1976 wandte sich der Musiker parallel der bildenden Kunst zu und begann eine beachtliche Karriere. Seine frühen gegenständlichen Gemälde, bevorzugt in Erdtönen, verdanken ihre Körperlichkeit einem impulsiven, fast wilden Farbauftrag. Von hier aus entwickelte Zipfel seine Malerei konsequent weiter: in den letzten Jahren entstanden farbenprächtige und großformatige Serien basierend auf Fotografien ikonischer Orte (z.B. der Rialto-Brücke) oder Personen (z.B. Marilyn Monroe), die der Künstler schrittweise bis in die vollkommene Abstraktion führte. Ab 1994 verband Zipfel seine Malerei mit digitaler Sound-Art und bekannte: „Meine Arbeit bewegt sich auf zwei Ebenen. Ich arbeite sowohl an den Klängen wie an den Bildern gleichzeitig. Es ist eine Art befruchtendes Verhältnis, das mir wichtig ist“. Erasmus Zipfels Bilder wurden in zahlreichen Ausstellungen in Städten wie Frankfurt, Groningen, Hamburg, Kiel und Wismar präsentiert. In Lübeck stellte er unter anderem in der Galerie Linde, der Neuen Rösterei und der St. Katharinen Kirche aus. Die Kunsthalle St. Annen widmete ihm gleich zwei große Einzelausstellungen (1989, 2015) und erwarb mehrere seiner Bilder. 1996 überreichte er der MHL sein Diptychon „Brahms-Hommage“, das seither in der „Brahms-Galerie“ im Konzertfoyer zu sehen ist.

Die Musikhochschule Lübeck verliert mit Erasmus Zipfel einen hervorragenden Künstler und ebenso beliebten wie fachlich hochgeschätzten Kollegen, der mit seiner umfassenden humanistischen Bildung zahlreiche Studierendengenerationen inspiriert hat. Mit großer Dankbarkeit blicken wir auf seine unermüdliche, fruchtbare Tätigkeit an unserem Haus zurück.
Verfasser: Prof. Dr. Oliver Korte, Vizepräsident der MHL

 

Quelle: Musikhochschule Lübeck

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