In tiefer Trauer müssen wir den Tod von unserem Freund Christophe E. Bouchet mitteilen. Christophe ist nach längerer Krankheit friedlich am 1. Februar in seinem Atelier eingeschlafen.
Christophe wurde 1959 in St. Aignan-sur-Mer in Frankreich geboren, fast gehörlos. Trotz aller Widrigkeiten studierte er unter anderem an der École supérieure des Beaux-Arts de Toulouse, der Ecole des Beaux-Arts de Bordeaux und an der École nationale supérieure des Beaux-Arts de Paris. Auf einer Studienreise besuchte er Berlin. Fasziniert und schockiert von der geteilten, düsteren Stadt entschloss er sich dort zu leben.
Seit 1984 ritt er so – gemeinsam mit weltbekannten Künstlern wie Keith Haring oder seinen Freunden Thierry Noir und Kiddy Citny – zum Teil wütende, kreative Attacken gegen den monströsen „Antifaschistischen Schutzwall” des Arbeiter- und Bauern-Staates, der inzwischen graue Geschichte ist. Dabei lebte er oft wie ein Obdachloser in verlassenen Häusern, nutze Bettlaken als Leinwand oder malte auf alte Tischplatten. Als er gemeinsam mit Thierry Noir ein Pissoir und ein Waschbecken als „Hommage an Marcel Duchamp“ an die Mauer schraubte, begab er sich in große Gefahr und schrieb Street Art Geschichte. Legendär sind die Fotos der DDR-Grenztruppen, die von einer an die Mauer angebrachten Tür und einem Graffiti Kunstwerk so provoziert wurden, dass sie diese abmontierten und mühevoll mit Leitern in den Osten zogen.
Viele Jahre danach sind diese Fotos der DDR-Grenzsoldaten ein beliebtes Berliner Postkartenmotiv für heitere Touristen, doch sie bewachten den Todestreifen einer Diktatur. Christophe hat als Pionier der Mauerkunst und der Street Art als erster Löcher in die Mauer gebohrt, er und seine Freunde Noir und Citny haben die Revolution mit Farbe und Pinsel begonnen, die Deutschland zusammenführt, sie Namen der Mauer (eigentlich waren es 2 Mauern und dazwischen der „Todesstreifen“) die Macht und den Menschen die Angst. Das war mutig und wild.
Heute befinden sich Kunstwerke der Mauer-Künstler in Museen auf der ganzen Welt, Stücke der Berliner Mauer befinden sich zum Beispiel im Museum of Modern Art in New York. Bouchets Mauergemälde unterhalb des Brandenburger Tors zieren Postkarten und werden von Touristen um den Erdball verschickt.
Nach vielen Jahren in Armut etabliert – schuf Bouchet, der oft zwischen Berlin, Düsseldorf und seinem Atelier im Bahnhof von Chenonceau, Frankreich hin und her reist – farbenfrohe, plakative Gemälde und Skulpturen. Er nannte sein Schaffen noch immer: „Revolution mit Farbe“. Als gefragter Künstler hatte er 2007 eine große Ausstellung im Max Planck Institut in Greifswald. U.a. erwarb der Schauspieler Roger Moore im Rahmen eines Berlin Besuches eines seiner Gemälde. Seine farbenfrohe Kunst bewegt sich dabei oft zwischen deutscher Geschichte und französischer Lebensart. Seine letzte Ausstellung fand 2019 anlässlich des 30jährigen Falls der Berliner Mauer statt. Im Rahmen eines Benefiz Projektes bemalte er in diesem Zusammenhang noch eine Mauer für die katholische Grundschule in Düsseldorf Niederkassel gemeinsam mit seinem Künstlerfreund Thierry Noir. Freudig begrüßten die Kinder auf dem Schulhof Christophe und standen begeistert für Autogramme an. Diese Bilder sind für uns unvergesslich.
Wir verlieren eine lieben Freund, einen Menschen voller Güte und Humor, der gerne in die Rolle des Weihnachtsmanns schlüpfte und auf Feiern großzügig Geschenke verteilte, einen Katzenliebhaber, Kosmopoliten, Freigeist, Gourmet, einen großzügigen Stifter für gute Zwecke, einen Maler, der immer die Nähe der Menschen suchte und mit seiner Kunst den Menschen auch in dunklen Tagen Freude bereitete - nie überheblich, immer kommunikativ und humorvoll, trotz seiner Hörbehinderung.
Du wirst in Deiner Kunst und in unseren Herzen weiterleben Christophe, au revoir!
Wir bitten Fans und Freunde in den Tagen dunklen Tagen der Corona Pandemie sich an Christophe, seine Kraft und seinen Mut und seinen Wunsch um Liebe, Verständigung und Einigkeit zwischen den Menschen zu erinnern.
„Wir gehören Alle zusammen", so sagte es immer Christophe Bouchet und so ist es.
Quelle: Atelier Christophe E. Bouchet; Andreas Junge
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