In der rund 200 Exponate umfassenden Einzelausstellung "E. O. Hoppé - Unveiling a Secret" wird erstmals verdeutlicht, wie breit gefächert und innovativ der Photograph Emil Otto Hoppé (1878-1972) in den 1920er- und 1930er-Jahren auf dem Feld der Industriephotographie gewirkt hat. Flankierend dazu präsentiert die Begleitausstellung "Blick in die Sammlung: Industrie als Motiv"Positionen von in der hauseigenen Sammlung vertretenen Lichtbildnern zum Themenfeld der Industrie und Technik ab Ende des 19. Jahrhunderts bis in die 1990er-Jahre.
E. O. Hoppé - Unveiling a Secret
Eine Ausstellung in Zusammenarbeit mit Fondazione MAST, Bologna und E. O. Hoppé Estate Collection/Curatorial Assistance, California; kuratiert von Urs Stahel.
6. April bis 30. Juli 2017 in Raum 1
Eröffnung: Mittwoch, 5. April um 19 Uhr
Die Photographische Sammlung/SK Stiftung Kultur, Im Mediapark 7, 50670 Köln,
Tel.: 0221/888 95 300, E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!, Ausstellungen geöffnet täglich außer mittwochs von14 bis19 Uhr.
Karfreitag, 14. April, geschlossen, alle weiteren Feiertage geöffnet!
Eintritt: 5,50 € (ermäßigt 3 €), erster Montag im Monat freier Eintritt!
Kombiticket mit dem Tanzmuseum des Deutschen Tanzarchivs Köln: 7 € (ermäßigt 4 €)
Regelmäßige Führung: Jeden Sonntag um 15 Uhr, Kosten: regulärer Eintritt + 2 € Führungsgebühr
Der 1878 in München geborene Emil Otto Hoppé - sein Name wird oft abgekürzt als "E. O. Hoppé" - war ein bedeutender Portraitphotograph des frühen 20. Jahrhunderts. Zudem genoss er große Aufmerksamkeit durch seine Landschafts-, Architektur- und Industrieaufnahmen, die er wie seine Porträts vielfach in Zeitschriften, Magazinen und Büchern publizierte. Ab den 1950er-Jahren entschwand jedoch sein Name mehr und mehr aus dem Blickfeld der Öffentlichkeit. Dies lag vor allem daran, dass er 1954 den überwiegenden Teil seines photographischen Schaffens an die London Picture Library übergab, die ihre Bildbestände nicht nach dem Namen des Autors, sondern vornehmlich nach Motivkreisen sortierte. Damit zerfiel gewissermaßen sein vielgestaltiges Werk.
Erst in den 1990er-Jahren setzte ausgehend von den USA eine verstärkte Rezeption seines Œuvres ein. Durch das Engagement von Curatorial Assistance Inc., Pasadena, wurden die Aufnahmen wieder aus den Bibliotheksbeständen herausgesucht und in die E. O. Hoppé Estate Collection überführt, die heute in Pasadena, Kalifornien, ansässig ist. Dort beherbergt man die umfassende Sammlung mit Vintage Prints, Negativen und Publikationen. Zudem werden Ausstellungen zu unterschiedlichen Werkbereichen initiiert und Publikationen und andere Belange der Vermittlung angeregt.
E.O. Hoppé begann seine photographische Karriere in London, wohin er 1902 übergesiedelt war und wo er ab 1907 ein erfolgreiches Portraitstudio führte. In den 1920er- und 1930er-Jahren unternahm Hoppé zahlreiche, teils mehrmonatige Reisen in verschiedene Länder Europas, sogar bis nach Amerika, Indien und Australien. Während dieser Aufenthalte entstanden umfangreiche photographische Dokumentationen. Menschen, Landschaften, Siedlungen und Städte sowie vor allem industrielle Momente fanden sein Interesse.
Ab 1925 hielt er sich immer wieder in Deutschland und Österreich auf. Verstärkt arbeitete er hier mit Blick auf die Industrie und Technik. Ein Themenbereich, der in dieser Zeit bei Künstlern und Photographen generell eine hohe Aufmerksamkeit genoss. Hoppé dokumentierte beispielsweise Wasserkraftwerke in Süddeutschland, den Tagebau bei Berlin, die Gruben und Stahlwerke des Ruhrgebietes mit ihren imposanten Bauten und rauchenden Schloten. Er warf einen Blick in Maschinenhallen, Werkstätten und im Detail auf einzelne Konstruktionen, auch bezog er Portraits von Arbeitern und Betriebsangehörigen ein. Die für die Industrie wichtige Infrastruktur wie Eisenbahnen, Häfen und Werften, Straßen und Brücken, auch Flugmaschinen wie Zeppeline und Flugzeuge dokumentierte Hoppé in eindrücklichen Aufnahmen. Stilistisch näherte er sich in diesem Werkbereich einer modernistischen Bildsprache mit starken Kontrasten, mit dynamischen Auf- und Untersichten und Perspektivwechseln an. In der Publikation Deutsche Arbeit, Ullstein Verlag 1930, hat E. O. Hoppé das Thema der Industrie breitgefächert vorgestellt.
Dass der Photograph das Sujet über Deutschland hinaus international verfolgte, wird beispielsweise durch die Aufnahme der 1930 noch im Bau befindlichen, aber schon sehr imposanten Harbour Bridge in Sydney deutlich, eine der breitesten Stahlbrücken der Welt. In seiner Wahlheimat England hat Hoppé die Kräne der Schiffswerft in Liverpool aufgenommen; hat in Nottingham eine Maschine zur Herstellung des Medikaments Aspirin betrachtet und in Northamptonshire einen Telefonmast als Zeugnis moderner Kommunikation photographiert. E. O. Hoppé besuchte 1926 während seiner großen Amerika-Reise die Ford-Werke in Detroit; in Indien kann er 1929 in den Tata-Stahlwerken in Jamshedpur photographieren und in Kalkutta suchte er eine Jute-Mühle auf. Es waren vor allem die in dieser Zeit sehr gefragten illustrierten Reisebücher zu einzelnen Themen und Regionen, in denen Hoppés Aufnahmen zahlreich Einbindung fanden. Er trat aber nicht nur als Bildautor auf, sondern verfasste ebenso die Textbeiträge, so beispielsweise für die Publikation "Das romantische Amerika" von 1927.
Die aktuelle Ausstellung beleuchtet Hoppés enormen photographischen Schaffensprozess speziell auf den facettenreichen Motivkreis der Industrie. Vor allem durch die Bildauswahl und Sequenzierung des Schweizer Kurators Urs Stahel wird Hoppés große Leidenschaft für Motive rund um das Thema greifbar. Mit verschiedenen Techniken und Stilmitteln, traditionssicher wie ambitioniert, um Modernität ringend, hat sich der Photograph mit diesem wesentlichen Gegenstandsbereich auseinandergesetzt. Damit ist ein photographiegeschichtlich wegweisender Beitrag gelungen, der E. O. Hoppé ein besonderes und auch neues Profil verleiht.
Unmittelbar zur Ausstellung ist kein Katalog erschienen, empfohlen wird die Publikation "The German Work", herausgegeben von Phillip Prodger, Göttingen: Steidl, Euro 29,80.
Quelle: SK Stiftung Kultur der Sparkasse KölnBonn
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