Lionel Andrey &amp; Flore Merlin: Color Gradient

: Geschrieben von Redaktion - Donnerstag, 15. Juni 2023 um 08:12 Uhr

Color Gradient. Foto: Mohammad Alizade. unsplash

Zwischen den Stilen und Welten bewegen sich die Pianistin Flore Merlin und der Klarinettist Lionel Andrey. Alte und Neue Welt, Frankreich und Amerika, Jazz und Klassik: zwischen diesen Polen spielen die beiden Musiker mit einem spannenden Repertoire und laden zu einer außergewöhnlichen Entdeckungsreise ein.

Auf den ersten Blick scheinen die beiden Teile dieser Einspielung wenig miteinander zu tun zu haben: französische Komponisten stehen amerikanischen gegenüber, die akademische Tradition Europas trifft auf amerikanische Lässigkeit und klassische Formen werden von jazzigen Inhalten kontrastiert. Das verspricht eine spannende Begegnung zu werden, die das junge Duo Arto da zusammengestellt hat. Denn beide Welten haben mehr miteinander zu tun, als man gemeinhin denkt. Charles-Marie Widor etwa, ein Vertreter des akademischen Frankreich und berühmt für seine romantischen Orgelsymphonien, steht hier mit seiner brillanten Introduction et Rondo in direktem Kontrast zu Claude Debussys impressionistischer, klassische Schemen und Rhythmen auflösender Première Rhapsodie. Eine Brücke zwischen alter und neuer Welt ist die Sonate von Francis Poulenc, in der sich akademische Tradition und provokante Neuerungen mit Poulencs augenzwinkerndem Humor verbinden.

Flore Merlin Lionel Andrey Color Gradient COVER Dieses Werk wurde von keinen geringeren als Leonard Bernstein und Benny Goodman in New York uraufgeführt. Klassische Form, aber moderner Inhalt gibt es dann in Bernsteins Sonate. Hier verbindet sich musikalisches Handwerk mit einer gehörigen Portion Witz, Virtuosität und jazzigen Rhythmen. Eigentlich ein Schweizer ist der in New York lebende Komponist Daniel Schnyder. Er wurde gleichermaßen von der europäischen wie der amerikanischen Tradition beeinflusst. Für letztere stehen die mitreißenden Stücke von Alec Templeton. Und mit einem Werk des Franzosen Fabien Touchard schließt die CD. Es ist, „ein Stück, das alle Stücke zusammenführt“ so Flore Merlin. Touchard hat etwas „sehr Luftiges komponiert, ein subtiles und leichtes Gedicht von einem Stück, mit vielen französischen Farben“ und jazzigen Rhythmen.

Die Pianistin Flore Merlin und der Klarinettist Lionel Andrey spielen schon seit mehreren Jahren zusammen. Bei den Aufnahmen wurden sie von Frerik de Jong, Produzent und Labelbetreiber bei 7MNTN, bei ihren Entscheidungen unterstützt. Lionel Andrey begann sein Studium an der Zürcher Hochschule der Künste in der Klasse von Fabio di Càsola und setzt dieses fort an der Sibelius Akademie in Helsinki bei Harri Mäki. Er studiert ferner bei François Benda an der Hochschule für Musik in Basel. Er ist ein gefragter Klarinettist, vor allem auf dem Gebiet der Kammermusik. Er tritt regelmäßig an verschiedenen Festivals und Konzertreihen auf, unter anderem am Lucerne Festival, am Davos Festival, am Gstaad Menuhin Festival, an der Schubertiade d’Espace 2, dem Swiss Chamber Music Festival in Adelboden, am Festival Label Suisse und im Ausland. Mit seinem Trio Eclipse ist er Preisträger von renommierten Wettbewerben wie der „Osaka International Chamber Music Competition“ 2017 und des Migros Kammermusik Wettbewerb 2019 in Zürich. Regelmäßig spielt er mit namhaften Orchestern in der Schweiz wie dem Orchestre de Chambre de Lausanne, dem Musikkollegium Winterthur, der Camerata Bern, dem Sinfonieorchester Basel, dem Gstaad Festival Orchestra. Lionel Andrey ist Stipendiat der Friedl Wald Stiftung (2014) und von „Migros Kulturprozent“ (2015 und 2016).

Als leidenschaftliche Kammermusikerin ist Flore Merlin Mitglied des Nuori-Trios, des Duos Arto mit dem Klarinettisten Lionel Andrey und eines CelloKlavier-Duos mit Raphaël Jouan. Sie ist außerdem die Pianistin des Damask vocal Quartet und arbeitet regelmäßig mit anderen Ensembles und anerkannten Musikern zusammen. Ihr lebhaftes Interesse an Fragen der Notation und der musikalischen Interpretation hat sie dazu veranlasst, auch Fortepiano und Cembalo zu studieren, insbesondere bei Tuija Hakkila, Bart van Oort, Malcolm Bilson und Françoise Marmin.

Sie ist Absolventin des Conservatoire National Supérieur de Musique et de Danse de Paris (Diplôme de Formation Supérieure de piano, 2010; Master d’accompagnement vocal, 2015; Master de direction de chant, 2016), des Koninklijk Conservatorium Brussel (Bachelor de pianoforte, 2013) und der SibeliusAkademie in Helsinki (Master de piano, 2014). Zu den Lehrern, die sie geprägt haben, gehören Tuija Hakkila, Anne Le Bozec, Emmanuel Olivier, Erika Guiomar, Hortense Cartier-Bresson, Theodor Paraskivesco, Jean-Claude Pennetier, Alain Planès und Raphaël Wallfisch. Sie hat mit Dirigenten wie David Reiland, Philippe Herreweghe, Michel Piquemal, Christoph Eschenbach, Yutaka Sado, Julien Chauvin, Emmanuel Olivier zusammengearbeitet. Flore Merlin sang außerdem acht Jahre lang im Vokalensemble Bergamasque, spielte zehn Jahre lang deutsches Fagott und vier Jahre lang Violine und Horn.