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Die Violinistin Danae Papmattheou-Matschke wurde in Griechenlands Hauptstadt Athen geboren und bekam dort schon früh ihren ersten Geigenunterricht. Im Alter von 13 Jahren wechselte sie nach Weimar an das Musikgymnasium Schloss Belvedere, dem Hochbegabtenzentrum der Hochschule für Musik „Franz Liszt“.

 

Sie studierte bei Igor Ozim in Salzburg und beendete ihre Studien mit dem Konzertexamen an der Hochschule in Hamburg bei der Geigerin Tanja Becker-Bender, bei der sie heute als Assistentin tätig ist.

Ihr Vater Uwe Matschke hingegen wurde im Erzgebirge geboren, erhielt in Weimar sowie in Budapest seine Klavierausbildung und wurde im Jahr 2001 zum Professor für Klavier an die Makedonische Universität von Thessaloniki in Griechenland berufen, an der er heute noch wirkt.

 

Zusammen mit seiner Tochter hat er bisher zwei Alben aufgenommen, die bei einem griechischen Label veröffentlicht wurden. Am 02.06.2023 erscheint nun beim renommierten schwedischen Label BIS eine neue Aufnahme von Danae Papamattheou-Matschke und ihrem Vater Uwe Matschke unter dem Titel „Bridges“.

 

Bridges COVERDiese Aufnahme vereint Werke für Violine und Klavier von vier griechischen, bzw. griechisch-stämmigen Komponisten. „Ausgelöst wurde die Idee zu diesem Konzept durch meine Dissertation, die sich mit der Sonate für Violine und Klavier griechischer Komponisten der Diaspora nach 1950 befasst“ erklärt Danae Papamattheou-Matschke. Dabei stieß sie auf immer interessantere Musik und warf interessante Fragen auf: „Was passiert mit Menschen, die aus den verschiedensten Gründen ihre Heimat wechseln? In welcher Weise formt es die Person? Entsteht Neues? Verliert man den Bezug zur Heimat oder bleibt immer etwas hängen? Wie drückt sich das im musikalischen Schaffen bzw. in der persönlichen Interpretationsweise aus?“ All diese Fragen beschäftigten die Geigerin sehr – sicherlich auch, weil sie sich seit ihrem 13. Lebensjahr in derselben Situation befand. Zusammen mit ihrem Vater kann sie nun die Antworten anhand dieser Aufnahme geben. Die Zusammenstellung wurde für beide Musiker eine Entdeckungsreise. „Allein durch den Altersunterschied, der Erfahrung durch seine Konzerttätigkeit, aber auch auf Grund seines jahrzehntelangen Wirkens als Professor einer griechischen Ausbildungseinrichtung, kennt sich mein Vater im Bereich des zeitgenössischen griechischen Musikschaffens natürlich besser aus“ erzählt Danae und fügt hinzu: „Aber auch mir fiel z.B. bei der Vorbereitung für Wettbewerbe auf, dass es eine große Bandbreite an Werken und Komponisten gibt, die relativ unbekannt sind und dass es wertvolle Werke gibt, bei denen es sich lohnen würde, sie einem dafür offenen Publikum vorzustellen und nahezubringen.

 

Der griechisch-stämmige Komponist Boris Papandopulo (1906-1991) wurde in Honnef am Rhein geboren, wuchs aber in Zagreb auf. Dort entwickelte er sich zu einem der produktivsten Komponisten Jugoslawiens. Seine Musik ist sehr stark durch die Volkstradition des westlichen Balkans beeinflusst. 

 

Dinos Constantinides (1929-2021) ist ein typischer Komponist der Diaspora. Er wurde zwar in Griechenland geboren, lebte aber mehr als 50 Jahre im U.S. Bundesstaat Louisiana. Er bezeichnet sich selbst als Neuromantiker. Das hier eigespielte Werk stammt aus der Periode, in der er streng zwölftönig komponierte. „In diesem Werk sind fast keine griechischen Elemente mehr nachweisbar“ erläutert Danae Papamattheou-Matschke. 

 

Dimitri Terzakis (*1938) stammt aus Athen, studierte aber u. A. bei Bernd Alois Zimmermann in Köln. Inzwischen ist er, nach einer Professorenlaufbahn in Berlin, Düsseldorf, Bern und Leipzig, Ehrendoktor der Makedonischen Universität Thessaloniki und lebt heute in Leipzig. „Er fand eine eigene Sprache, die in der Tradition des östlichen Mittelmeers wurzelt“ beschreibt Danae seine Musik.

 

Der vierte Komponist auf diesem Album ist Yannis Constantinidis (1903-1984). Er war schon zu Lebzeiten ein sehr vielseitiger griechischer Musiker. Geboren wurde er im damaligen Smyrna, dem heutigen Izmir. Er studierte in Berlin bei Paul Juon Komposition, bei Karl Rösler Klavier und bei Kurt Weil das Dirigieren. Seinen Lebensunterhalt verdiente er als Pianist im Kabarett und in Stummfilmkinos. Unter dem Pseudonym Kostas Yannidis komponierte er mehr als 50 Operetten und über 100 Lieder. „Er benutzt authentische griechische Volksmelodien und Tänze, baut und harmonisiert aber mitteleuropäisch“ erklärt die Geigerin und fügt hinzu: „Der Stil ist ähnlich wie die Volksmusikbearbeitungen eines Bartok oder eines DeFalla.

 

Alle vier Komponisten wurden fern von ihrem Geburtsort durch kulturelle Strömungen, ihre Ausbildung im Ausland und durch Einflüsse ihrer neuen Heimat geprägt und inspiriert. Dennoch schlagen alle mit ihrer Musik eine Brücke zu ihren griechischen Wurzeln. Das Album „Bridges“ erzählt diese kulturelle Reise in eindringlicher Schönheit, mit spannender, selten gehörter und aufregender Musik.

 

Natürlich spielen auch die Wurzeln und Einflüsse von Vater und Tochter eine ganz große und besondere Rolle. Mit dem eigenen Vater Musik zu erforschen und zu machen ist nicht immer ganz einfach: „Bei der Arbeit mit jemandem, der einem so nahesteht, gibt es viele Höhen, aber auch Momente der Auseinandersetzung und Hinterfragung“ umschreibt Danae Papamattheou-Matschke die Arbeit, fügt jedoch sofort hinzu: „Die Tatsache, dass ich einen musikalischen Partner neben mir habe, den ich schon mein ganzes Leben lang kenne, mit dem ich wahnsinnig vertraut bin und mit dem auch ganz ohne Worte musikalische Ziele oder Wünsche zum Ausdruck gebracht werden können, ist ein Geschenk, das ich sehr schätze und das mich sehr glücklich macht.“ In der Auseinandersetzung mit den vier Komponisten dieser Aufnahme sind sich die beiden Musiker, trotz der Entfernung zwischen Deutschland und Griechenland, wieder ein Stück nähergekommen „Ich glaube, dass sowohl mein Vater als auch ich aufgrund unserer griechisch-deutschen Doppelnatur prädestiniert sind, ähnlich geartete Musiksprachen mit einem hohen Grad an Authentizität zu interpretieren und Brücken zu schlagen“ zieht Danae Papamattheou-Matschke ein zufriedenes Fazit.


Bridges

Danae Papamattheou-Matschke: Violine | Uwe Matschke: Piano

Label: BIS

Vertrieb: Klassik Center Kassel

SACD

EAN: 7318599925639

VÖ: 02.06.2023

Weitere Informationen (Homepage Violinistin)

 

Boris Papandopulo (1906-1991)

- Meditation (1987)

- Sonata for violin and piano (1988)

Dinos Constantinides (1929-2021)

- Sonata for violin and piano (1971/1977)

Dimitri Terzakis (*1938)

- Sonate infernale (2008/09)

- Sprüche im Wind (2009)

Yiannis Constantinidis (1903-1984)

- Suite sur des mélodies populaires grecques du Dodécanèse (1948)

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