Der preisgekrönte portugiesische Komponist und Produzent João Pedro „JP“ Coimbra erhielt vom portugiesischen Kulturministerium den Auftrag und finanzielle Unterstützung für ein neues Musikprojekt, namens „Vibra“.
Das Projekt besteht aus Klang in öffentlichen oder halböffentlichen Räumen. Oder präziser gesagt: Nicht nur die sichtbaren Instrumente, sondern auch die Orte, an denen komponiert, improvisiert und gespielt wurde, sind im übertragenen Sinn wie Musikinstrumente betrachtet worden und wurden mit ihren Volumina, den baulichen Eigenheiten und klanglichen Reflexionen gleichberechtigter Teil der musikalischen Konzeption.
Es wurde daher an und auf verschiedenen öffentlichen Plätzen in und rund um die nordportugiesische Stadt Porto aufgenommen: der Metro-Station „Estação do Marquês“, dem unterirdischen Fluss „Rio de Vila“, den Treppen des großen Konzerthauses „Casa da Música“ und rund um das Museum für zeitgenössische Kunst, der Serralves Stiftung (Fundação de Serralves) und dem Museu da Cidade. Mit jeder neuen Station veränderte sich die Anzahl der Instrumente und die klanglichen Bedingungen.
So entstand etwa das Stück „Old House“ (Treppe zur Casa da Música) mit dem Chor in einer historischen Kapelle. „Ich habe die Komposition deswegen „Old House“ genannt, weil es klingt, als wäre es in einem verfallenen Haus von einem Geister-Ensemble aufgenommen worden“, erläutert Coimbra. Und zum Stück „Waves“, das in der nächtlichen U-Bahn-Station aufgenommen wurde, sagt der Komponist: „Zur Schließzeit baten wir das Streichquartett zu kommen – um 2 Uhr nachts – und zu spielen. Wir platzierten die vier Instrumentalist*innen auf den Rolltreppen, 300 Meter voneinander entfernt. Es klang großartig!“
Coimbra liebt den Klang des gedämpften Klaviers (felt piano). Dessen Klang prägt etwa das Arrangement „From Afar“, „das Herzstück des Albums“, so der Komponist.
Musikalisches Ziel von JP Coimbra war es, die Plastizität der jeweilig sehr unterschiedlichen öffentlichen Räume und ihre inhärenten akustischen Eigenschaften in die Kompositionen mit vielen Freiheiten zu integrieren. „Das vorgestellte Album kombiniert Neoklassik mit melodischem Jazz und Chorgesang", heißt es in der Ankündigung. In der Tat reflektieren die neun Titel der Aufnahme auf sehr unterschiedliche klassische und elektronische Art und Weise die diversen Räume, Stimmungen und Konditionen und gestaltet sich daher sehr vielseitig. Coimbra besteht darauf, dass es keinen erzählerischen Faden gibt, „lediglich die Instrumente tragen Melodien voran“ sagt er in einem Interview und besteht darauf, dass das Gesamtwerk abstrakt sein, so abstrakt, wie es sonst nur Malerei es schafft.
Nicht zuletzt auch wegen derlei Projekten ist JP Coimbra eine bekannte Persönlichkeit der portugiesischen Musikszene. Er begann seine Karriere als ausgebildeter Musiker beim Ballet Teatro do Porto sowie dem Porto Jazz Orchestra. 2002 gründete er mit der Sängerin Rita Reis die Gruppe „Mesa“. In der zwölf Jahren der Zusammenarbeit veröffentlichten sie fünf Alben.
„Vibra“ ist das erste Mal, dass João Pedro Musik unter seinem eigenen Namen veröffentlicht.
João Pedro „JP“ Coimbra: „Vibra”
Download
Label: Manners McDade / Cognitive Shift.
YouTube-Videos:
- JP Coimbra - From Afar (Official Video, 7:24min)
- VIBRA - Making of (2:05min)
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