Das Boreas Quartett Bremen und die Sopranistin Dorothee Mields bringen eine wenig bekannte Musikhandschrift der Renaissance zum Erklingen.
Mields, eine Spezialistin des 17. und 18 Jahrhunderts und an der Hochschule in Bremen unterrichtend, besitzt eine Stimme mit unverwechselbarem Timbre. Sie trifft auf ein bedeutendes Flöten-Quartett für Alte Musik und der Consort-Musik der Renaissance. Jin-Ju Baek, Luise Manske, Julia Fritz und Elisabeth Champollion sind alle in ihrem Fach meisterlich.
„Basevi Codex“ – Renaissance, voll Reinheit
Der „Basevi Codex“ ist eine Sammlung und entstand zu Beginn des 16. Jahrhunderts in der berühmten Schreibwerkstatt des aus Nürnberg stammenden deutschen Notenkopisten, Musikalienhändler, Sänger und Renaissance-Komponisten Peter Imhoff, genannt Petrus Alamire (um 1470-1536). Dessen Arbeit ist von europäischer musikgeschichtlicher Bedeutung.
Der Codex ist nach dem letzten privaten Besitzer, dem italienischen Musikwissenschaftler Abramo Basevi (1818-1885) benannt, in dessen Biblioteca del Conservatorio er aufbewahrt wurde.
Er gehört zu den wichtigsten Sammlungen franko-flämischer Chansons, Motetten und Messsätze sowie weltlicher Musik des frühen 16. Jahrhunderts, geschrieben wahrscheinlich von Martin Bourgeois zwischen 1506 bis 1514 im flämischen Skriptorium von Alamire in Brüssel und Mechelen. Die Miniaturen, die die Notationen der Kompositionen ergänzen, stammen aller Wahrscheinlichkeit nach von L. de Burbure – um 1538.
Der Basevi Codex enthält insgesamt 88 Stücke von zwanzig Komponisten von Alexander Agricola, Antoine Brumel, Antoine Busnoys, Loyset Compère, Josquin Despres, Johannes Ghiselin-Verbonnet, Hylaire, Heinrich Isaac, Gasper van Weerbeke, Colinet de Lannoy, Pierre de la Rue, Nino le Petit, Jacob Obrecht, Johannes (Jean) de Ockeghem, Marbrianus de Orto, Matthaeus Pipelare, Johannes Prioris, Cornelius Rigo de Bergis und zwei anonyme Stücke.
Pierre de la Rue galt nicht nur als Lieblingskomponist von Margarete von Österreich (Fürstin von Asturien, Herzogin von Savoyen, Statthalterin der Niederlande, 1480-1530), sondern war derjenige, der die Kompositionen des Codex‘ vierzehn jahrelang zusammentrug.
Ganz im Stil der Musikpraxis der Renaissance, die große Freiheit für die Ausführung ließ, interpretiert das Blockflöten-Consort zusammen mit Dorothee Mields ausgewählte Stücke des Codex‘, mit Gesang oder rein instrumental, und je nach Charakter des Werkes auch mit improvisierten virtuosen Verzierungen.
Nach einem Konzertauftritt im belgischen Antwerpen bekam jede der Musikerinnen des Quartetts ein Faksimile des „Basevi Codex“ geschenkt, die Geburtsstunde für die Idee, ein Album davon zu produzieren. Nur wenige Jahre später entsteht ein einstündiges farbiges Bild der Musik, wie sie am burgundisch-niederländischen Hof der Fürstin Margarete von Österreich in Mechelen (heute: Belgien) gesungen und gespielt wurde.
Die Aufnahme überzeugt von ihrer Klarheit, der empathischen Interpretation und der wundervollen und einfachen Reinheit der Musikkompositionen. Renaissance von ihrer schönsten Seite.
Das Album ist der zweite Band einer mehrteiligen Audite-Aufnahmereihe mit der Blockflötistin Julia Fritz und die Debütaufnahme des Boreas Quartett Bremen.
„Basevi Codex“: Musik am Hof der Margarete von Österreich
Dorothee Mields: Gesang | Boreas Quartett: Jin-Ju Baek: Blockflöte | Luise Manske: Blockflöte | Julia Fritz: Blockflöte | Elisabeth Champollion: Blockflöte
Label: Audite
EAN: 4022143977830
Weitere Informationen und Hörproben
YouTube-Video:
Boreas Quartett Bremen & Dorothee Mields | Basevi Codex - Musik am Hof der Margarete von Österreich
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