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Als die Pulitzer-Preisträgerin des Millenniumjahrs 2000 Jhumpa Lahiri vor zwei Jahren vom amerikanischen Ex-Präsidenten Barack Obama die "National Humanities Medal" – eine Medaille für kulturelle Meriten in den USA – vor den Augen der Weltöffentlichkeit feierlich überreicht bekam, "betrog" sie ihre Herkunftssprachen Englisch und Bengalisch schon mit einer neuen Liebe. Frucht dieser obsessiven schriftstellerischen, intellektuellen und intimen Liaison ist Lahiris pünktlich vor Weihnachten auf Deutsch erschienenes Migrationstagebuch "Mit anderen Worten" – original verfasst auf Italienisch.
1967 in London als Tochter eines aus Indien in England eingewanderten Bibliothekars und dessen aus Kalkutta stammenden Ehefrau geboren, wuchs Lahiri ab ihrem dritten Lebensjahr sowohl mit der westbengalischen Sprache zu Hause als auch mit dem amerikanischen Englisch in ihrem gesellschaftlichen Umfeld und Bildungskontext in Kingston, Rhode Island zwar zweisprachig, aber vorrangig US-amerikanisch sozialisiert auf. Bis sie 2012 überraschend mit ihren zwei schulpflichtigen Kindern und ihrem guatemaltekischen Ehemann Alberto Vourvoulias-Bush, seines Zeichens "Times"-Journalist, quasi über Nacht von New York nach Rom umzog, zwei, drei Jahre dortblieb und fortan nur noch auf Italienisch publizierte. Aus Protest gegen kulturelle Hegemonialdiskurse, aus Begeisterung für die italienische Kultur und mit Hilfe einer Art "Baugerüst" bestehend aus Freunden, Helfern, Sprachlehrern, Übersetzern, Lektoren, Schriftstellerkollegen und Verlegern, die Lahiri in ihrem Unterfangen unterstützten, ihr altes Sprachgerüst – wie andere Leute eine in die Jahre gekommene Liebschaft – abzulegen und gegen einen frischen "Geliebten", wie sich die indo-amerikanische Autorin ausdrückt, auszutauschen: die italienische Sprache.
Herausgekommen ist das von ihr 2015 direkt auf Italienisch abgefasste Buch "Mit anderen Worten" ("In altre parole", Mailand, Guanda Verlag), das soeben in der deutschen Übersetzung von Margit Knapp bei Rowohlt erschienen ist und dem der Hamburger Verlag den Untertitel "Wie ich mich ins Italienische verliebte" hinzugefügt hat. Der frisch im deutschen Buchhandel erwerbliche Titel ist ein wunderbar feinsinniges, im positiven Sinn labyrinthisches, vielstimmiges und auf leise Art facettenreiches, ja inniges Buch über Lahiris unbändige Liebe zur Sprache, Kultur und zu Italien, über ihre kulturelle Zerrissenheit und ihre widersprüchlichen Gefühle, über mentale Grenzen im Zeitalter der Globalisierung und kulturelle "Mauern" im Kopf (denen das Kapitel "Die Mauer" gewidmet ist). Den schlanken Band liest man in einem Atemzug durch und kann ihn dann mit genüsslicher Neugier auf sich nachwirken lassen: So also fühlt sich das Fremde oder transkulturell "Andere", der hybride "dritte Raum", das permanente "Dazwischen"-Gehören eines jeden Migranten in Realzeit sowie an Leib und Seele Anno 2017 an... Die bittersüße, vollkommen unkonventionelle und doch so reelle, auf ganz konkreten "Worten" beruhende Migrationsästhetik, die Lahiri in diesen 23 kurzen, jeweils mit einer knappen Überschrift betitelten, zwischen Fremdem und Eigenem, zwischen dem Ich und den Anderen ständig oszillierenden Kapiteln kreiert, dürfte nicht nur im grenzfreien Europa so ungefähr jeden aufgeschlossenen Leser – wenn nicht biographisch, dann gesellschaftlich – mitten ins Herz treffen.
Denn dieses hybride Genre, das Lahiri uns präsentiert – eine Mischung aus Tagebuchnotizen, Kurzgeschichtensammlung, Reisebericht, Zeitungsartikel und Widerstands-, Ich- oder Entwicklungsroman – paart die bis auf die Kurzgeschichte "Die Verwechslung" und auf das letzte Kapitel ("Zwielicht") durchgängig weibliche Stimme einer Ich-Erzählerin mit einer glasklaren, durch kurze Sätze besonders einprägsamen, auf das Wesentliche minimalistisch reduzierten und auf die Kernfragen dieses Buchs konzentrierten Sprache. Worum es geht? – Kurz gesagt darum, wie es ist, von Geburt an Migrantin zu sein, Geflohene, Getriebene, Reisende, Wandernde oder Suchende, d.h. in ihrem Fall "nackt" in die italienische Fremdsprache ausgewandert zu sein, und um die Probleme des sich entwurzelt Fühlens. Genau diese Seelenlage treibt Jhumpa Lahiri nach Rom und davon erzählt sie in ihrem leicht lesbaren, unscheinbar daherkommenden, tatsächlich hoch komplexen Buch. Es ist ein Buch über Sprache, deren Bedeutung in vernetzten Zeiten, darüber wie schwer und schön es ist, sich in ein fremdes Sprachgebiet zu wagen, die Grenzen auf dem Weg dahin zu überwinden und zu überschreiten, in es einzutauchen oder einzudringen, sich ihm hinzugeben, fallen zu lassen, und es nach vielen mühsamen, gar verzweifelten, letztlich – wenngleich niemals fehlerfreien – doch immer ergiebigen Anstrengungen von innen und außen bereichern zu dürfen.
Respekt! – Lahiri traut sich nicht nur etwas, sie unternimmt auch viel, eigentlich alles, wenn man bedenkt, dass sie sich als Schriftstellerin mit diesem sprachlichen Paradigmenwechsel vom Englischen zum Italienischen selbst den Boden unter den Füßen komplett wegzieht. Im freien Fall durch Italien, auf Erkundungsreise querbeet durch eine ihr unbekannte Gesellschaft, bewegt sie sich, allein auf ihr inneres Können und auf die Menschlichkeit anderer vertrauend, aus ihrer Komfortzone heraus, schlägt sich trotz vieler Widrigkeiten durch, ergibt sich nicht passiv einem vermeintlichen Schicksal, sondern kämpft sich beharrlich bis zur Drucklegung des Buchs vor. Eine Midlife-Crisis der heute 50-Jährigen? Nein, sie lässt sich zwar verführen, aber nicht beirren. Entschlossen nimmt sie ihr Leben in die Hand, erfreut sich aktiv ihrer Fortschritte und macht sich – statt sich auf den Lorbeeren des US-amerikanischen Star-Systems auszuruhen – transmedial und auf allen interkontinentalen Kanälen für eine minoritäre Sprache wie das Italienische, für so unsichtbare Figuren wie Übersetzer oder Sprachlehrer und für den Mut zum konstruktiven Grenzabbau stark.
Zwanzig Jahre lang hatte sie zuvor – nach einem Ferienaufenthalt in jungen Jahren mit der Schwester in Florenz – zurück daheim in New York privaten Italienischunterricht genommen. Aus völlig freien Stücken, offensichtlich weil es ihr damals so gut in der Toskana gefallen hat und sie seitdem in Land und Leute des Stiefelstaats dauerhaft schockverliebt geblieben war. Weil das Italienische, so Lahiris eigene Worte, wie ein "Blitzschlag" bei ihr eingeschlagen habe und ihre "Berufung" sei. Weil es wie eine musische Inspiration über sie gekommen sei, die sie voranbringe und ihresgleichen suche. Und weil sie in die neue Sprache mit Haut und Haar eintauchen wolle – in ein Idiom, das sie als dritte Fremdsprache trotz fleißig besuchter Italienischstunden keineswegs perfekt beherrsche und an der sie sich demzufolge so entfesselt abarbeiten könne, bis sie jene unbegrenzte Freiheit erreicht habe, die sie jenseits ihres englisch-bengalisch-italienischen "Dreiecks", am anderen Ufer des "Sees" angelangt, dazu bringt zu behaupten, sie sei weder im englischen noch im indischen Sprachraum, sondern "in Rom verwurzelt". Ohne jeglichen familiären, biographischen oder beruflichen Bezug. Einfach so, aus heiterem Himmel. Knall auf Fall – wo die Liebe hinfällt...
Doch bald kommen Zweifel in ihr auf. Das Italienische scheint unerreichbar fern. Immer ist da eine Distanz zwischen ihr – Jhumpa - und "ihm" - dem italienischen Geliebten bzw. Sprach- und Kulturraum. Es gibt nur einen Vorteil: Diese Qual hat sie sich selbst ausgesucht. Und die radikale schriftstellerische Freiheit, die sich aus dieser Entscheidung ergibt und mit der sie sich künstlerisch im für sie jungfräulichen, noch nie zuvor in Buchform schriftlich gebrauchten, mit vielerlei Reizen, Tücken und Fallstricken behafteten Italienischen bewegt, setzt in Jhumpa Lahiri ungeahnte Kräfte frei, eröffnet ihr eine ganz neue Perspektive, um sich zur Sprache, zum Wort, zur Poesie und zur Literatur zu bekennen. Bis die Erzählerin merkt, dass diese linguistische und kulturelle Emanzipation sie zwar zu ungemeiner Kreativität anspornt und ihr hilft, sich ihrer englischsprachigen Bürde, d.h. der ehemaligen Kolonialsprache Indiens, zu entledigen und das ihr in die Wiege gelegte, sie allerdings ebenso einschränkende Amerikanische hinter sich zu lassen, aber dass diese Freiheit sie auch einsam macht, an ihr zehrt, sie - die erfolgs- und preisverwöhnte US-Autorin der indischen Diaspora - isoliert, auf sich selbst zurückwirft und sie irgendwann auch beginnt einzuengen, statt sie weiter wachsen zu lassen. Ist eine fremde Sprache am Ende doch kein ausreichender Ersatz für ihre innere "Leere"?
Nach Romanen wie "The Namesake" (2003; dt. "Der Namensvetter") – 2006 von Mira Nair (u.a. bekannt durch "Monsoon Wedding", 2001) unter dem Originalbuchtitel verfilmt, in dem Lahiri einen Cameo-Auftritt als "Tante Jhumpa" hat und der unter dem Titel "Namesake - Zwei Welten, eine Reise" auch nach Deutschland kam – und "The Lowland" (2013; dt. "Das Tiefland") sowie den zwei Kurzgeschichtensammlungen "Interpreter of Maladies" (1999; dt. "Melancholie der Ankunft") – als Lahiris Erstling 2000 mit dem Pulitzer Prize ausgezeichnet – und "Unaccostumed Earth" (2008; dt. "Fremde Erde"), nach vielen weiteren Ehrungen und Würdigungen ihres Werks, die die junge Autorin derartig überwältigten, dass sie heute noch der Meinung ist, sie gar nicht verdient zu haben, nach diesem Höhenflug also nun ein italienischsprachiges Werk, mit ganz einfachen, nur eben "anderen Worten", nämlich auf Italienisch. Lahiris Transparenz, ihre Anmut und Resilienz, ihre Achtung des Anderen, die Demut, die sie angesichts des Schreibens und gegenüber der Literatur unter Beweis stellt, sind fernab jedweder koketten Geltungssucht oder Effekt heischenden Selbstinszenierung. Eher schüchtern, auf jeden Fall ernst, hochgradig reflexiv sowie jenseits phallokratisch dominanter Egozentrik, vielmehr diesseits einer weiblich empathischen, kontrolliert zurückgenommenen Zartheit, die von Einfühlungsvermögen, Problembewusstsein und Feingespür zeugt, liest sich ihr ins Deutsche übertragene, italienisches Buch, das das Andere, die "andere" Sprache, explizit zu suchen, zu befragen und zu umwerben sich vornimmt. Lahiris italophone Prosa trägt dabei deutlich postkoloniale Züge und erzählt metatextuell "von einer Evolution, vielleicht gar Revolution", "über Liebe und Leiden" sowie von "einer neuen Unabhängigkeit", wie sich die Autorin selbst im (ohne Quellenangabe, vermutlich zunächst in der Presse veröffentlichten) "Nachwort" zur deutschen Ausgabe (das im italienischen Original fehlt und stattdessen der zweisprachigen US-Ausgabe entnommen wurde, in der es als "Afterword" erscheint) ausdrückt.
Die seit 2015 an der Princeton University als Professorin für Kreatives Schreiben tätige, im Bereich der Renaissance-Studien promovierte Schriftstellerin benutzt viele Metaphern, um das kulturelle Dilemma einer entwurzelten Identität wie der ihrigen die notwendige Leucht-, Symbol- und Aussagekraft zu verleihen. So gleicht ihre Liebe zur italienischen Sprache mal einem "See", den es zu durchschwimmen gilt, mal einem Wald, den sie durchqueren muss, dann einer Liebschaft, die sie einfangen möchte, einer Metamorphose wie die der Daphne, die sich vor Apollo flüchtend in einen Lorbeerbaum verwandelt, oder ihrer schwarzen Strickjacke, die sie aus Versehen in einem römischen Modeatelier verloren zu haben glaubt, dann für eine "Verwechslung" hält und die sie schließlich als vermeintlich fremdes Kleidungsstück doch wieder als ihr eigenes erkennt. Die beiden Hauptmetaphern bleiben allerdings Lahiris Beschreibung der italienischen Sprache erstens als einer imaginären "großen Liebe" ihres Lebens und zweitens als ein "Gerüst", das ihr hilft, ihr Sprachkorsett zu sprengen, und auf dem sich ihr viele helfende Hände entgegenstrecken, um das italienische Buchprojekt im wahrsten Sinn des Wortes mit zu tragen, seine Last zu mindern und der Autorin Arbeit abzunehmen bzw. ihr diese zu erleichtern.
"Mit anderen Worten" ist kein amüsant-lockeres, primär unterhaltsames Italien-Buch wie wir es von einem Tim Parks ("Italian Ways", 2013; dt. "Italien in vollen Zügen", 2014), Beppe Severgnini ("La testa degli italiani", 2006; dt. "Überleben in Italien... ohne verheiratet, überfahren oder verhaftet zu werden", 2011) oder etwa Markus Ebert kennen ("Wie man Italiener wird in 30 Lektionen. Von Amore bis Zabaione", 2016). Lahiris Stil lebt von verhaltener Bewusstheit, provokativer Intensität und dem stillen, doch starken Willen nach Freiheit. Es ist Literatur, hohe Literatur, die Frage ist nur: welche? Lahiri will nicht konsumieren oder konsumiert werden. Sie schreibt transkulturell über unkontrollierbare Tiefgänge, metaphorische Vergleiche, existenzielle Identitätsfragen, die die Unterschiede zwischen den USA und Italien bzw. ihre intensive Liebesgeschichte mit einer fremden Kultur, die nicht ihre eigene ist, herausstellen sollen. Die ungewohnte, von Lahiri als Autorin, Übersetzerin und Agentin ihrer selbst gewissermaßen in Personalunion bewusst angezettelte Reihung von Fremdübersetzungen ihres Buchs vom Italienischen ins Englische und dann Deutsche übergehend, die kontroversen, rund um den Globus überwiegend erstaunten bis enthusiastischen multi-alphabetischen Blogs, in denen aus der Leserwarte über das bislang bereits in gut 7 Ländern übersetzte Werk "Mit anderen Worten" – nämlich in tatsächlich unterschiedlichsten Worten und Schreibweisen – von Teheran bis Tokio online diskutiert wird, wirken wie - weder intentional herbeigeführte noch unwillkommene – Kollateralschäden ihrer Authentizität, die sie im Buch wie in ihrem wahren Leben an den Tag legt.
Denn Lahiris offenkundiges Engagement schreibt nicht nur gegen Terrorismus an und pazifistischen Weltdiskursen die Macht zu, sondern ihr Einsatz gilt vor allem auch ihrem festen Glauben an die Literatur – generell an die (gerne auch "anderen") Worte – und an ein transkulturelles Projekt. Konsequent wendet sie sich gegen monolithische Weltbilder, die - wie der Leser angesichts ihrer Geschichten sofort merkt - tief in unserem kollektiven Gedächtnis verankert sind. Sie setzt ihre ganze Kunst ein, um Bindestrich-Identitäten aufzulösen, indem sie ihnen mittels ihres "Writing-back" neue Werte entgegensetzt: Freiheit, Schönheit, Gemeinsamkeit, Aufrichtigkeit, Zivilcourage. Mit diesem alternativen literarischen Neuanfang beginnt eine genuin transkulturelle Ära - gewiss nicht ausschließlich mit Lahiri, aber symbolisch aufgeladen durch ihre wundersame "Taufe" in Rom, dokumentiert in diesem Buch. Die originelle, graziöse Schlichtheit, mit der Lahiri sich auf Italienisch ausdrückt, mag manchem Italiener zu Recht "anders" erscheinen, doch oft nähert sich uns die Wahrheit im schmucklosen Gewand. Man muss sich nur trauen, sie auszusprechen, und davor muss man sie sich bewusstmachen. Die Autorin selbst hält ihr Produkt auf der Schlussseite von "Mit anderen Worten" - und aus der Sicht ihres authentischen Ganzkörper-, -seelen- und Familieneinsatzes wohl mindestens ebenso zu Recht – jedenfalls für "ein indigenes Buch", da es, so ihre expliziten Worte, in Italien "geboren und aufgewachsen" sei.
Lahiris "andere Worte" hinterfragen unsere westlichen Gesellschaften zwischen den Zeilen: die kulturelle Bedeutung von Heimatlosigkeit und den Mangel an kultureller Identität, daraus resultierende soziale Unterdrückungsmechanismen, Ausgrenzungen und Manipulationsmöglichkeiten, den Umgang mit der faktisch herrschenden Multilingualität in Anbetracht der weltweiten kulturellen Dominanz des Englischen in allen globalisierten Gesellschaften. Dabei rückt die Ich-Erzählerin schon allein durch die direkte, vertraute Nähe, die sich zwischen dem erzählenden Ich und dem Leser während des Rezeptionsprozesses einstellt, beharrlich und unnachgiebig die Priorität des Dialogs, der Kommunikation, des osmotischen Austauschs in den Mittelpunkt. Über den Umweg der permanenten "Über-Setzung" von Lahiris irrationalen Gefühlen in "Worte", die zwischen Wiedergeburts- und Italien-Euphorie einerseits und andererseits einer immer wiederkehrenden "Lost in translation"-Melancholie schwanken, fokussiert die weibliche Protagonistin, aus deren fiktiven Mund und Feder das Werk "Mit anderen Worten" größtenteils stammt, die transkulturelle Komponente des deutsch-italienischen Verhältnisses im dritten Millennium, verstärkt durch die paratextuellen Effekte der seriellen Übersetzung bzw. mehrhändigen Überschreibungsvorgänge. Die namenlose Anti-Heldin, aus deren Sicht die narrativen Texte verfasst sind, folgt der in Wahrheit heroischen Absicht, angesichts der eigenen Ambivalenz nicht untätig zu bleiben, sondern mutig und entschlossen in Aktion zu treten und sich nicht nur mit allen Sinnen offensiv in die neue Sprache zu stürzen, sondern auch alle damit verbundenen Unvollkommenheiten auszuhalten. Wie sehr dabei ihre dritte Sprache, das Italienische, zu einer fundamentalen persönlichen und künstlerischen Bereicherung wird, macht sie sich erst in der extremen, durch den Familienumzug nach Rom entstandenen Lebenssituation und während des Ringens mit der italienischen Schriftsprache hier, am Nabel der Welt, bewusst.
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