Theater - Tanz

Es war nicht weniger als ein Ritterschlag. Zum 30jährigen Jubiläum des Schmidts Tivoli sagte Hamburgs Erster Bürgermeister Peter Tschentscher in seiner kurzen Laudatio, es sei eine ganz besondere Kultur, die Corny Littmann nach St. Pauli und Hamburg gebracht hat: „Die Schmidt-Kultur“.

 

Wer künftig eine Show mit einem Satz charakterisieren will, die komisches, klamaukiges Volkstheater mit „Tabu- und Respektlosigkeit bis ans Limit“ (Tschentscher) kombiniert, braucht also nicht mehr lange nach Worten zu suchen: „Schmidt Kultur“ sagt alles. Als Begründer einer eigenen Kultursparte und mittlerweile einer regelrechten Theatermeile auf dem Kiez (Schmidt Theater, Schmidts Tivoli und Schmidtchen) dürfte Corny Littmann somit in der senatsinternen Liste möglicher Ehrenbürger bald Udo Lindenberg folgen, der neben Mary Roos und Innensenator Andy Grote zu den Ehrengästen der Geburtstagsgala zählte.

 

Als Peter Tschentscher mit großer Verspätung die Bühne betrat, war der Abend fast schon gelaufen. Begonnen hatte er mit einer kurzen Begrüßung durch die Geschäftsführer*in Tessa Aust und Hannes Vater, sowie erfreulich kurzweiligen Ansprachen und Rückblicken von Corny Littmann, der durch das spritzige, knapp zweistündige Programm führte und reichlich Kostproben der „Schmidt-Kultur“ bot, die später erst als solche ihren Namen erhielt.

 

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Großartiges Entertainment, immer hübsch unter der (geöffneten) Gürtellinie bot allen voran das hervorragende Ensemble der „Heißen Ecke“. Die Sänger und Schauspieler freuten sich sichtlich, nach 18 Monaten Corona-Zwangspause wieder auf der Bühne zu stehen und gaben dem Affen ordentlich Zucker. Seit 16 Jahren läuft das Kiez-Musical bereits an der Reeperbahn und wird nach Prognosen der Autorin auch noch die nächsten 16 Jahre laufen. Die Songs der Haus- und Hofproduzenten Martin Lingnau, Thomas Matschoß und Heiko Wohlgemuth, (die auch für „Swinging St. Paul“, „Villa Sonnenschein“ und „Pension Schmidt“ verantwortlich zeichnen), sind einfach klasse. Die Darsteller*innen, allen voran Anja Majeski und Elena Zvirbulis, ebenso. Was Wunder, dass die Stimmung im Saal bei Songs wie „Reeperbahn“, „Die Könige der Nacht“ und „Komm Baby“ auf Anhieb durch die Decke ging.

 

Ausschnitte ihres an Frivolität und Anzüglichkeiten kaum zu überbietendem Programm lieferte das Komiker-Duo Emmi & Herr Willnowsky, sowie Travestiekünstlerin Elke Winter. Kabarettist Wolfgang Trepper und insbesondere der außerordentlich gut aufgelegte Bodo Wartke boten hingegen mehr Anregungen für das Gehirn als für das Geschlecht. Wartkes Song über die Fundamentalisten dieser Welt war einfach genial und man fragt sich, warum dieser scharfsinnige Musikkabarettist und Liedermacher immer noch so wenig populär ist.

In jedem Fall ist Bodo Wartke einer der vielen Perlen, die Corny Littmann gemeint haben muss, als er das Jubiläum mit einer „Perlenhochzeit“ (30 Jahre Ehe) verglich. Nach altem Brauch schenkt der Ehemann seiner Frau eine Perlenkette mit 30 unterschiedlich großen Perlen – die für Höhen und Tiefen der vergangenen 30 Jahre stehen.

 

Das Tivoli erlebte in den vergangenen 30 Jahren überwiegend gute Zeiten, produzierte Höhepunkte der Unterhaltungsbranche, wie „Caveman“ und „Fifty Fifty“, anders wäre ein Privattheater ohne staatliche Subventionen gar nicht am Leben zu halten. Schon der Auftakt in diesem charmant-altmodischem Haus, die hinreißende Opern-Parodie des Bizet-Klassikers „Carmen“ am 19.9.1991, war ein Knaller. Etliche Gäste der Jubiläumsgala waren schon bei der Uraufführung von „Marlene Jaschke ist Carmen“ dabei und konnten Corny Littmanns Wehmut bei der Feststellung, dass nicht nur das Theater, sondern auch er 30 Jahre älter geworden sind, sicher teilen.

 

Allerdings fragte man sich spätestens in diesem Moment, warum Norbert Aust, Mitbegründer des Schmidts Tivoli, langjähriger Partner und Weggefährte, sich nicht auf der Bühne blicken ließ. Es dauerte noch eine ganz Weile, bis der renommierte Jurist und Kulturmanager, der seit April 2020 der Handelskammer Hamburg vorsteht, dann endlich auf der Bühne stand. Mäßig witzig anmoderiert von Emmi zog Aust eine durchweg positive Bilanz und bedankte sich bei seinem langjährigen Partner mit den Worten „So unterschiedlich wir sein mochten, uns verbindet eine Freundschaft und dafür danke ich ganz herzlich!“


Schmidts Tivoli

Ab sofort läuft das Kiez-Musical „Heiße Ecke“ wieder

im Schmidts Tivoli, Spielbudenplatz 27-28, 20359 Hamburg

Tickethotline: 040 3177 8899

 

Nebenan, im Schmidt Theater läuft noch bis zum 2. Oktober 2021 „Die SCHMITDPARADE“, eine hochvergnügliche Show aus der Zeit der Schlaghosen und Polyesterhemden mit den besten Schlagern der 70er und 80er Jahre, inbegriffen der größten Hits der Neuen Deutschen Welle.

Alle Informationen zum gemeinsamen Spielplan

 

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