Bildende Kunst

Zum 25. Mal ist große Kunst aus aller Welt versammelt: Auf dem Gelände der ehemaligen Eisengießerei Carlshütte in Büdelsdorf in Schleswig-Holstein ist seit 1. Juni auf einer Fläche von 100.000 Quadratmetern wieder eine der größten Ausstellungen zeitgenössischer Kunst in Europa zu sehen.

 

200 Künstler und Künstlerinnen aus 50 Nationen präsentieren bei der NordArt 2024 ihre Kunstwerke zu Themen unserer Zeit. Ein Fokus ist diesmal auf die 57 Künstler gerichtet, die seit 2010 mit dem NordArt-Preis und dem Publikumspreis ausgezeichnet worden sind. Viele dieser Ausgezeichneten sind in der aktuellen Ausstellung mit Arbeiten präsent. Insgesamt sind es 200 Kunstschaffende, die – ausgewählt aus rund 3000 Einreichungen, hier auf ihre jeweils eigene kreative Art die Geschichte unserer Zeit abbilden. Die Jubiläumsausstellung der NordArt ist bunt, vielfältig, eindrucksvoll und kann bis zum 6. Oktober besucht werden.

 

Regelmäßig besuchen rund 100.000 Gäste diese jährliche Kunstausstellung in den einstigen Produktionshallen der Carlshütte und dem zugehörigen Parkgelände. Eröffnet wurde die 25. NordArt vom Gastgeberpaar Johanna und Hans-Julius Ahlmann in Anwesenheit von rund 500 Gästen, darunter Schleswig-Holsteins Kultusministerin Karin Prien, S.E. Wu Ken, Botschafter der Volksrepublik China in der Bundesrepublik Deutschland und S.E. Mandakhbileg Birvaa, Botschafter der Mongolei in der Bundesrepublik Deutschland. Außerdem dabei waren Künstler und Preisträger der Vorjahre. So auch der jüngste NordArt-Preisträger aus 2023, Lubo Mikle (Slowakei). Unübersehbar sind auch diesmal seine roten und blauen Container, die in der großen Eingangshalle als Kunstobjekte auf die Spitze gestellt scheinbar schweben. „Container als Epochensymbol“, wie Hans-Julius Ahlmann es formulierte. Unübersehbar ist auch der sechs Meter hohe Hase (Liu Ruowang, China) mit seiner rötlichen, erstaunlich samtig wirkenden Textur aus Stahl.

 

NordArt Preistraeger Ahlmann F Marion Hinz

Das Ehepaar Ahlmann mit den Preisträgern 2023. Foto: Marion Hinz

 

So vielfältig wie die Kunstwerke sind auch die Ansätze der Künstler: Die einen wollen menschliche Schönheit einfangen und die Einzigartigkeit jedes Menschen betonen (Alexander Ivashkevich, Estland), andere konzentrieren sich auf das Spiel der Elemente, strahlen in und mit ihren Gemälden kontemplative Ruhe aus (Kim Young-Bae, Südkorea). Wieder andere malen Gegenstände aus der Natur als „eingesickerte Realität“, die sich farbig in Seelenlandschaften ausbreitet (Gisela Krohn, Deutschland). Andere setzen sich mit dem Thema Macht auseinander, mit menschlichem (Fehl)Verhalten, mit Verhaltensmustern (Meda Norbutaité, Litauen). Wieder andere erzählen von den Musen, die hinter so manchem Kunstwerk verborgen sind und holen sie zurück ins Licht (Lilya Corneli, Armenien/Niederlande, Publikumspreisträgerin 2023).

 

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Die einen erzählen Geschichten, beispielsweise eine Geschichte über das Vergehen der Zeit anhand der rhythmischen Kadenz des Atmens (Sylwia Muzylo, Polen). Andere schaffen dekonstruierte Gemälde aus Seidenstreifen, neu zusammengesetzt und auf Leinwand gebracht (Kenny Nguyen, Vietnam). Wieder andere wollen den Zauber des Gewöhnlichen mit ihren Arbeiten entdecken und entdecken lassen (Helga Stentzel, Großbritannien). Für die einen offenbart sich in der Transformation der Steinform zur Skulptur eine harmonische Balance zwischen gestalterischem Eingriff und der Eigendynamik des Steins (Christoph Jakob, Deutschland). Andere wollen mit Hilfe der gesamten Bandbreite skulpturaler Materialien die Vielfalt menschlicher Posen und Haltungen erkunden (Nenad Milovanovic, Serbien). Die Aufzählung künstlerischer Ansätze, Ideen und deren Umsetzung in künstlerische Werke ließe sich beim Blick auf die NordArt 2024 um viele Beispiele fortsetzen.

 

In der Wagenremise im Skulpturenpark ist eine Auswahl der Werke von zwanzig Künstlern und Künstlerinnen aus der Mongolei zu besichtigen. Sie zeigen, wie Tradition und Moderne zu einem unverkennbaren, einzigartigen Stil verschmelzen können. Dass bei der diesjährigen NordArt alleinig Arbeiten aus der Mongolei in der Remise zu sehen sind, hat seinen besonderen Grund: Die Ausstellung findet im Rahmen des 50. Jubiläums der diplomatischen Beziehungen zwischen der Mongolei und Deutschland statt. Die Zusammenarbeit zwischen NordArt-Machern und der Mongolei ist seit 2015 – damals war mongolische zeitgenössische Kunst Länderschwerpunkt – beständig gewachsen. Von den 57 Preisträger der bisherigen NordArt kommen allein elf aus China. Auch hier ist die Verbindung zwischen NordArt und chinesischer Kunstszene im Laufe vieler Jahre intensiviert worden: Der erste NordArt-Preis überhaupt ging 2010 an einen chinesischen Künstler, an Zeng Chenggang für seine Edelstahlskulptur „Lotus Gespräche“, die zu den Dauerleigaben in der NordArt zählt. In der aktuellen Ausstellung sind 26 Künstler und Künstlerinnen aus China dabei.

 

NordArt2024 F Conrad Pfueller

Preisträger-Pavillon, Carlshütte. Foto: Conrad Pfüller

 

Zwei Special-Projects ziehen unweigerlich Aufmerksamkeit auf sich. Zum einen ist es das Projekt „A Sense of Place“ (Paul Chritchley, Großbritannien), eine Installation, die gleich ein ganzes Haus umfasst. Das Haus täuscht seine Besucher, zugleich amüsiert es sie aber auch: Statt das Bild eines Interieurs zu malen, hat der Künstler einzelne Einrichtungsgegenstände gemalt und sie in die Kulisse einer echt wirkenden Wohnung mit vier Räumen „eingebaut“. Die Täuschung wird noch verstärkt, z.B. dadurch, dass die Fensterläden anscheinend nur aufgemalt sind, sich aber öffnen lassen. Ebenso die Kühlschranktür. Andere Gegenstände wie Sofa, Bett, Badewanne hingegen sind zwar berührbar, lassen sich aber nicht bewegen. Sie sind reine Gemälde. Dieses Verwirrspiel schafft Spannung, macht Spaß. Spannend ist auch die 12-teilige kinetische Inszenierung „Von der Wiege bis zur Bahre“, die Aspekte des menschlichen Daseins hinterfragt (Willi Reiche, Deutschland). Der Künstler interpretiert hier auf ästhetische Weise prägnante Stationen des menschlichen Lebens. Dabei kann sich jede(r) von uns wiederfinden, kann Knöpfe drücken und die Station des (Da)Seins nach seiner Wahl in Bewegung setzen. Letztendlich erheitert auch das und setzt zudem Gedanken frei beim jeweiligen Akteur, sprich Betrachter: Er kann bei diesem raumgreifenden Kunstwerk seine eigenen Geschichten einbringen.

 

NordArt2024 Paul C F Wohlfromm

Paul Critchley (Großbritannien/Italien) "A Sense of Place". Foto: Jörg Wohlfromm

 

Viel Kunst, viel Kunstgenuss also. In aller Vielfalt, in aller Vielschichtigkeit und Vielseitigkeit – und dennoch ist bei der NordArt 2024 alles aus einem Guss, ist stimmig in sich und als Ganzes. Einer der Künstler, DEJO Denzer (Deutschland) brachte es bei der Ausstellungseröffnung auf den Punkt. Er bezeichnete die NordArt als „eine Ausstellung, bei der alle einzelnen Kunstwerke zusammen ein neues Gesamtkunstwerk ergeben“. Und Wolfgang Gramm, Chefkurator der NordArt definiert dies so: „Kunst sucht und findet. Sie spiegelt unsere Ängste wider, aber sie versinnbildlicht auch unsere Hoffnung auf ein besseres, ein gutes Morgen. Kunst kann die Seele träumen lassen und Zuversicht schaffen – in einer Sprache, die alle Menschen verstehen.“

 

Viele Werke der Rückschau der Preisträger sind von der NordArt aus auf Reisen gegangen, nach Florenz, nach Amsterdam und anderen Städten. Viele sind zurückgekehrt für die Jubiläums-NordArt 2024, „weil wir auf unserm großen Gelände eine sichere Heimat bieten können“, so Gastgeber Hans-Julius Ahlmann. Eine Heimat für die Kunst, eine Heimat für Menschen, die Kunst schaffen und für Menschen, die Kunst lieben. Was für ein schöner Ort!


NordArt 2024

Zu sehen bis zum 6. Oktober 2024 im Kunstwerk Carlshütte, Vorwerksallee, in
24782 Büdelsdorf

Öffnungszeiten: dienstags bis sonntags (inkl. Feiertage), 11–19 Uhr, montags geschlossen (inkl. Feiertage)

Weitere Informationen (NordArt)

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