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Mit dem Preis des 20. Festival Körber Studio Junge Regie ist am gestrigen Sonntag die Inszenierung „Penelope“ in der Regie von Giulia Giammona vom Thomas Bernhard Institut der Universität Mozarteum, Salzburg ausgezeichnet worden.

 

Das Festival gilt als wichtigste Plattform für den Regienachwuchs im deutschsprachigen Raum. Die fünfköpfige Jury diskutierte im Anschluss an die letzte Vorstellung am Sonntagabend öffentlich im Thalia in der Gaußstraße über die gezeigten Inszenierungen. Zur Jury gehörten in diesem Jahr Anna Bergmann (Regisseurin und Schauspieldirektorin Badisches Staatstheater Karlsruhe), Naemi Friedmann (Regisseurin und Teilnehmerin KSJR 2023), Tobias Herzberg (Dramaturg und Regisseur, Mitglied der Leitungsgruppe am Schauspielhaus Wien), Martin Thomas Pesl (Kritiker, Autor, Übersetzer) und Mable Preach (Regisseurin und Kuratorin). Aus persönlichen Gründen versäumte Naemi Friedman kurzfristig einen Tag des Festivals und war daher nicht mehr stimmberechtigt. An der Jurydiskussion nahm sie beratend teil.

 

Die Jury zur Entscheidung: „Giulia Giammona bringt das selten gespielte Theaterstück „Penelope“ der bildenden Künstlerin Leonora Carrington auf die Bühne. Der surreale Text handelt von einer 18-Jährigen, die in einem Märchenschloss aufgewachsen ist, und seine Beziehung zu einem Schaukelpferd. Die Regisseurin entdeckt darin Bezüge zur Biografie der Autorin, die sie in eingestreuten Zitaten und dokumentarischen Bildern deutlich macht. Harfe, Operngesang, Akrobatik, Choreografie, visuelle Kunst – all diese Elemente verbinden Giammona und ihr interdisziplinäres Team mit großer Aufmerksamkeit für Details zu Szenen und Bildern von eindringlicher Kraft, die, dem Leitsatz Leonora Carringtons selbst folgend – „Don’t intellectualise!“ – immer wieder überraschen.“

Der mit einem Produktionskostenzuschuss von 10.000 Euro dotierte Preis der Körber-Stiftung unterstützt die Gewinnerin bei einer neuen Regiearbeit an einem Stadt- oder Staatstheater bzw. alternativ in der Freien Szene.

Weitere Produktionen auf der Shortlist der Jury waren „I’m Thinking of Ending Things“, Regie Sophie Glaser (Theaterakademie Hamburg, Hochschule für Musik und Theater), “Strukturen und Menschen“ - Tagebuch einer Hospitantin 2.0, Regie Hannah Helbig (Institut für Angewandte Theaterwissenschaft Gießen) und „ON WAVES“, eine gemeinsame Arbeit von Sascha Malina Hoffmann (Regie) mit den Performer*innen Dara Lalo, kairo fumilayo edward, Nadège Meta Kanku und Sindi Zeneli sowie Seongji Jang als Bühnen- und Kostümbildner*in (Otto Falckenberg Schule, Fachakademie für Darstellende Kunst der Landeshauptstadt München).

 

Der undotierte Publikumspreis geht in diesem Jahr an “Strukturen und Menschen“ – Tagebuch einer Hospitantin 2.0, Regie Hannah Helbig (Institut für Angewandte Theaterwissenschaft Gießen).

 

Insgesamt 13 Inszenierungen waren während des Regieschultreffens von 4. bis 9. Juni im Thalia in der Gaußstraße sowie am Campus Barmbek, dem Standort der Theaterakademie, zu sehen. Neben den Theaterhochschulen aus München (Otto Falckenberg Schule und Theaterakademie August Everding), Hamburg, Berlin, Essen, Frankfurt, Hildesheim, Gießen, Ludwigsburg, Wien, Zürich und Salzburg nahm die KASK (Koninklijke Academie voor Schone Kunsten) & Conservatorium Gent aus Belgien als internationale Gasthochschule außer Konkurrenz teil.

 

Giulia Giammona *1995 in München, studiert bis 2024 Schauspiel-Regie an der Universität Mozarteum Salzburg. Von 2017-19 war sie als Regieassistentin an der Bayerischen Staatsoper tätig und inszenierte dort ihre ersten Arbeiten. Weitere Inszenierungen führten sie an die Bühnen Bern, das Crossroads Festival und zu den Salzburger Festspielen. Sie interessiert sich für die Schnittstelle zwischen Schauspiel und Musiktheater, für interdisziplinäres Arbeiten und die sinnliche Dimension von Diskursen.

 

Hannah Helbig *2001 in Wiesbaden, ist Studentin, Hospitantin, Theatermacherin am Institut für Angewandte Theaterwissenschaft in Gießen. Sie entwickelte bereits verschiedene kollektiv entstandene Theaterarbeiten. Dabei interessiert sie das Hinterfragen von Unhinterfragtem durch theatrale Mittel und ein Changieren zwischen Kanon-, Institutions- und Selbstkritik. Die Stückentwicklung „Kranz und Gloria“ über Heinrich von Kleist wurde auf dem UWE-Festival der Theaterakademie August Everding gezeigt.

 

Das Körber Studio Junge Regie 2024 wurde auch vom Publikum mit großem Interesse verfolgt. Über 2200 Besucherinnen und Besucher sahen 13 Vorstellungen. Das entspricht einer Auslastung von rund 95 %.

Das Körber Studio Junge Regie ist ein Gemeinschaftsprojekt des Thalia Theater, der Körber-Stiftung und der Theaterakademie Hamburg unter der Schirmherrschaft des Deutschen Bühnenvereins.

 

Quelle: Körber Stiftung / Thalia Theater Hamburg

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