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Das Präsidium des Goethe-Instituts hat gestern eine umfangreiche Transformation der globalen Organisation beschlossen. Grundlage ist ein Zukunftskonzept, das der Vorstand des Goethe-Instituts im strategischen Dialog mit dem Auswärtigen Amt entwickelt hat. Hintergrund der Neuausrichtung sind erhebliche Veränderungen der geopolitischen und finanziellen Rahmenbedingungen.

 

Ziel ist, die Handlungsspielräume für die Kultur-, Sprach- und Informationsarbeit des Goethe-Instituts weltweit zu vergrößern. Auch werden die Digitalisierung und die Aktivitäten im Bereich der Fachkräfteeinwanderung weiter ausgebaut. Darüber hinaus wird das Goethe-Institut sein Engagement in Mittel- und Osteuropa, im Kaukasus, im Südpazifik sowie in der Landesmitte der USA stärken. Diese Neuausrichtung geht nicht ohne Einschnitte des Netzwerkes an anderer Stelle: Die Schließung von Instituten, der Abbau von Stellen sowie Maßnahmen zur Effizienzsteigerung werden zu den notwendigen Einsparungen führen. So soll die größte deutsche Mittlerorganisation langfristig in ihrem Engagement für globale Partnerschaften handlungsstark bleiben.  

 

„Angesichts von zunehmendem Populismus und Nationalismus, illiberalen Kontexten und Fluchtbewegungen ist die Arbeit des Goethe-Instituts wichtiger denn je. Sie ermöglicht, dass Menschen weltweit unser Land und unsere Sprache kennen lernen. Sie stärkt den Austausch zwischen Gesellschaften und schafft Netzwerke und Freiräume, in denen wir gemeinsame Antworten auf globale Herausforderungen entwickeln können“, erklärte die Präsidentin des Goethe-Instituts Prof. Dr. Carola Lentz. „Durch die jetzt angestoßene Transformation sichert das Goethe-Institut angesichts neuer politischer Herausforderungen und geringerer finanzieller Spielräume seine langfristige Handlungsfähigkeit.“ 

„Es ist gut und wichtig, dass das Goethe-Institut jetzt diese Reform in die Hand nimmt und damit seine Handlungsfähigkeit stärkt. So können wir besser auf die Ziele eingehen, die wir mit unserer Kultur- und Bildungspolitik in der Zeitenwende erreichen wollen, darunter der verstärkte Austausch mit den Gesellschaften Osteuropas oder die Vorintegration von Fachkräften in Ländern des Globalen Südens“, erklärte Ralf Beste, Abteilungsleiter Kultur und Gesellschaft des Auswärtigen Amts.

 

Den Beschlüssen des Präsidiums ging eine Entscheidung des Haushaltsausschusses des Bundestages voran, mit der dieser den gesperrten Anteil des Budgets 2023 in Höhe von 14 Mio. Euro an das Goethe-Institut freigegeben hat. Die Mittel waren im Rahmen eines sogenannten Maßgabebeschlusses an die Vorlage eines Konzepts zur künftigen Entwicklung des Goethe-Instituts gekoppelt.

 

„Über mehrere Monate intensiver Arbeit haben wir das jetzt beschlossene Transformationskonzept in einem strategischen Dialog mit dem Auswärtigen Amt entwickelt“, so Johannes Ebert, Generalsekretär des Goethe-Instituts. „Unser vorrangiges Ziel ist es, gerade in Zeiten finanzieller Herausforderungen neue Spielräume zu schaffen. Nur dann können wir unsere Kernaufgaben der Kultur-, Sprach- und Informationsarbeit stärken und neue Impulse in der internationalen Kooperation setzen. Deshalb werden wir Ressourcen anders verteilen, digitale Angebote verstärken, bestehende Strukturen ab- und neue Präsenzen aufbauen. Bei all diesen Anstrengungen ist eine stabile Finanzierung in den kommenden Jahren sehr wichtig.“ 

 

Zielsetzung der vom Vorstand angestoßenen Veränderungen ist es, den Anteil der fixen Ausgaben am Gesamtbudget zu senken und so Mittel für die operative Kultur-, Sprach- und Informationsarbeit weltweit freizusetzen. Wichtiges Element der vom Präsidium beschlossenen Transformation ist der mittelfristige Auf- und Ausbau von Präsenzen wie beispielsweise von Kulturkontaktstellen. Unter anderem soll die Präsenz des Goethe-Instituts im Kaukasus aufgewertet werden. Vorgesehen ist zudem, neben den Goethe-Instituten Warschau und Krakau eine weitere Präsenz in Polen aufzubauen. Weiterhin wird sich das Goethe-Institut stärker in der Republik Moldau und im Südpazifik engagieren. Auch in den USA wird die schon begonnene Arbeit in der Landesmitte durch Präsenzen in Texas und im Mittleren Westen intensiviert.

 

Teil der Transformationsagenda ist außerdem, das Angebot an Sprachkursen, Prüfungen und Förderprogrammen digitaler und effektiver zu gestalten. Auch werden die seit vielen Jahren etablierten Aktivitäten des Goethe-Instituts im Bereich der Fachkräfteeinwanderung weiter ausgebaut, insbesondere in Ländern mit hohem Potential wie Brasilien, Indien, Indonesien und Mexiko.

 

Um die Handlungsfähigkeit des Goethe-Instituts weiterhin zu gewährleisten und gleichzeitig den Ausbau der neuen Präsenzen zu ermöglichen, sind folgende Maßnahmen in den kommenden Jahren geplant:

-       mittelfristige Einsparungen von rund 24 Mio. EUR pro Jahr

-       die Schließung von neun der derzeit 158 Institute: Bordeaux, Curitiba, Genua, Lille, Osaka, Rotterdam, Triest, Turin, Washington sowie des Verbindungsbüros Straßburg  

-       die Veränderung, Verkleinerung oder Zusammenführung von Strukturen sowie der Umzug von Präsenzen in günstigere Liegenschaften

-       der Abbau von bis zu 110 Stellen im Netzwerk

Darüber hinaus ist eine organisatorische Neuaufstellung der europäischen Regionalstruktur sowie eine Anpassung der Struktur in der Zentrale des Goethe-Instituts in München vorgesehen. Die entsprechenden Konzepte werden derzeit entwickelt. Auch hier wird es zu einem Stellenabbau kommen. Die in Deutschland ansässigen Institute, die keine öffentliche Förderung erhalten, sind von den Maßnahmen nicht betroffen. 

 

Mit den beschlossenen Maßnahmen reagieren Vorstand und Präsidium auch auf veränderte finanzielle Rahmenbedingungen. Nach einem Jahresbudget von 239 Mio. Euro für das Jahr 2023 sieht der Regierungsentwurf für 2024 im Rahmen der Konsolidierung des Bundeshaushalts eine Reduktion um circa 3,3 Prozent vor. Die Institutionelle Förderung wäre damit in etwa auf dem Niveau von 2018. Gleichzeitig treffen Entwicklungen wie die hohe weltweite Inflation und die gestiegenen Energiepreise das internationale Netzwerk der Institute hart.

 

Der Vorstand plant, soziale Härten unter Berücksichtigung der jeweiligen arbeitsrechtlichen Rahmenbedingungen nach Möglichkeit durch den Verzicht auf Nachbesetzungen, durch natürliche Fluktuation und die Nutzung von Vorruhestandsregelungen abzumildern. „Wir haben uns die getroffenen Entscheidungen nicht leicht gemacht, denn viele der jetzt beschlossenen Maßnahmen sind schmerzhaft“, so Ebert. „Aber sie sind die notwendige Voraussetzung dafür, die Arbeit des Goethe-Instituts zukunftssicher und wirksam aufzustellen.“

Das Goethe-Institut ist das weltweit tätige Kulturinstitut der Bundesrepublik Deutschland. Mit derzeit 158 Instituten in 98 Ländern fördert es die Kenntnis der deutschen Sprache im Ausland, pflegt die internationale kulturelle Zusammenarbeit und vermittelt ein aktuelles Deutschlandbild. Durch Kooperationen mit Partnereinrichtungen an zahlreichen weiteren Orten verfügt das Goethe-Institut insgesamt über rund 1.000 Anlaufstellen weltweit. www.goethe.de

 

Quelle: Goethe-Institut Zentrale

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