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Die NSU-Anschläge oder die Attentate in Halle, Hanau und auf der norwegischen Insel Utøya, die Mordserie an Roma in Ungarn oder der rassistische Anschlag im italienischen Macerata: Rechtsextremismus und Terrorismus sind in vielen europäischen Ländern präsent. Dabei wird das vielschichtige Phänomen bislang meist aus einer nationalen und kaum aus einer gesamteuropäischen Perspektive betrachtet. Mit dem Projekt „Unzivilgesellschaft“ erkunden die Goethe-Institute Brüssel, Budapest, Mailand und Oslo aus künstlerischer und zivilgesellschaftlicher Perspektive die Motive von rechter Gewalt in Europa und suchen nach europäischen Antworten gegen Rechtsextremismus. Am 8. April 2021 startet eine vierteilige Online-Diskussionsreihe mit u. a. Tuğsal Moğul, Bence Fliegauf, Henrike Naumann und Forensic Architecture. Bis Ende des Jahres folgen eine Ausstellung, digitale Expert*innengespräche und eine Abschlusskonferenz in Brüssel.
 
Johannes Ebert, Generalsekretär und Vorstandsvorsitzender des Goethe-Instituts, sagte anlässlich des Auftakts von „Unzivilgesellschaft“: „Die Serie von Morden in Deutschland und Europa, die rechtsradikal und rassistisch motiviert sind, setzt sich seit Jahren fort und schockiert uns immer wieder zutiefst. Bislang fehlt es an einer gesamteuropäischen breiten öffentlichen Auseinandersetzung mit dem Phänomen. Als internationales Kulturinstitut setzen wir uns seit vielen Jahren für demokratische und freiheitliche Räume in Europa ein. Deshalb ist es uns ein wichtiges Anliegen, mittels künstlerischer Auseinandersetzung und im Dialog mit der europäischen Zivilgesellschaft auf Gemeinsamkeiten und Unterschiede im Umgang mit rechtsradikaler Gewalt in Europa zu schauen. Gleichzeitig wollen wir gute Praktiken für einen gemeinsamen Kampf gegen Rechtsextremismus und Rassismus identifizieren und austauschen.“
 
In einer europaweiten Online-Diskussionsreihe mit europäischen Künstler*innen, einer Ausstellung, Expert*innengesprächen und einer Abschlusskonferenz widmen sich die Goethe-Institute in Brüssel, Budapest, Mailand und Oslo in Zusammenarbeit mit lokalen Partnern diesem Themenkomplex auf künstlerische und diskursive Weise. Dabei geht es um folgende Fragen: Was führte und führt zu rechter Gewalt? Welcher Manipulationen, Methoden und Praktiken bedienen sich die rechten Szenen in Europa? Welche künstlerischen und zivilgesellschaftlichen Strategien können entwickelt werden, um diese aufzudecken und zu konterkarieren? Wie kann eine Aufarbeitung dieser Taten gelingen? Ziel ist es, ein breiteres Bewusstsein für den gesamteuropäischen Problemzusammenhang von rechtem Terror und rechter Gewalt zu schaffen.
 
Den Auftakt macht eine mehrteilige digitale Diskussionsreihe, in der europäische Kulturschaffende und Künstler*innen wie Bence Fliegauf, Mala Reinhardt, Henrike Naumann, Christina Varvia von Forensic Architecture und viele weitere über die Rolle und Relevanz künstlerischer Initiativen gegen rechtsterroristische Verbrechen diskutieren, und welche Möglichkeiten sie auf europäischer Ebene bieten. Am 8. April startet die Reihe mit einem Gespräch zwischen dem deutschen Theatermacher Tuğsal Moğul („Die NSU Morde: Auch Deutsche unter den Opfern“) und den norwegischen Theaterregisseurinnen Pia Maria Roll, Hanan Benammar, und Sara Baban, deren Stück „Ways of Seeing“ in Norwegen Ende 2018 heftig diskutiert wurde. Die weiteren Online-Gespräche finden statt am 28. April, 27. Maiund 23. September, jeweils um 19 Uhr auf dem Youtube-Kanal des Goethe-Instituts. Moderiert werden die Dialoge von dem deutschen Film-, Medien- und Theaterkritiker Matthias Dell.
 
In der digitalen Expert*innen-Gesprächsreihe „Di_segno nero“ geht es in drei Folgen am 12., 19. und 26. April um einen Vergleich zwischen den rechtsextremen Szenen in Italien und Deutschland, deren Vernetzung in Europa und welche Rolle insbesondere Soziale Medien dabei spielen, „Hatespeech“ und rechtsradikale Ideen zu verbreiten. An allen Gesprächen, die auf Zoom live übertragen werden, nehmen neben Expert*innen aus Italien und Deutschland auch Vertreter*innen von Vereinen und Initiativen teil, die sich aktiv gegen Rechtsradikalismus in beiden Ländern einsetzen. Auf dem Youtube-Kanal des Goethe-Instituts Italien werden die Aufzeichnungen der drei Gespräche mit englischen Untertiteln zur Verfügung gestellt.
 
Vom 18. November bis 24. Dezember folgt die von Ayşe Güleç und Fritz Laszlo Weber kuratierte Ausstellung „Offener Prozess“, die sich insbesondere dem NSU-Komplex widmet. Die Ausstellung wurde von ASA FF e.V. und dem Projekt „Offener Prozess“ initiiert, wird in diesem Jahr zuerst in Jena und Chemnitz gezeigt und wandert dann nach Brüssel ins Kunstzentrum LaVallée. Künstler*innen wie Želimir Žilnik, Alex Gerbaulet, Hito Steyerl, Harun Farocki oder Forensic Architecture beleuchten in ihren Arbeiten konkrete Ausformungen wie rechtsterroristische Gewalt, Alltagsrassismus und institutionellen Rassismus in ihren Wechselwirkungen. Am 27. November 2021 werden dann die Ergebnisse aller Gespräche in einer Abschlusskonferenz am Théâtre National in Brüssel zusammengeführt und diskutiert.

 

Quelle: Goethe-Institut 

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