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Schwarzer Kater auf Ermittlerpfoten: Commissaire Mazan und die Erben des Marquis

Vier Frauenmorde in einem französischen Städtchen, vom Täter fehlt jede Spur – soweit strickt sich der bewährte Krimi-Stoff von selbst.
Allerdings ist es diesmal ein schwarzer Kater, der in die Ermittler-Rolle schlüpft und als „Commissaire Mazan“ an der Seite von Polizistin Zadira Matéo auf Verbrecherjagd geht.

Ein schwarzer Kater, noch symbolträchtiger geht es wohl kaum: Der miauzende Unglücksbote läuft der jungen Drogenfahnderin Zadira Matéo kurz nach ihrer Strafversetzung ins französische Provinznest Mazan über den Weg. Tatsächlich folgt das Unheil auf dem Fuß: In dem idyllischen Winzerdorf ereignen sich Frauenmorde, einer nach dem anderen. Die Opfer sind jung und schön, ihre Ermordung bleibt jedoch rätselhaft – nur Polizistin Zadira Matéo glaubt an einen Zusammenhang. Dabei ist es der herrenlose schwarze Kater, der sie mit seinem übersinnlichen Spürsinn bei der Suche nach dem Täter unterstützt.

Denn er kann dorthin gelangen, wo Zadira keinen Zutritt hat und hören, was anderen verborgen bleibt. Nicht ganz ohne Eigeninteresse wird der gewiefte Samtpföter zu Commissaire Mazan: Immerhin hat es der Mörder nicht nur auf junge Frauen, sondern auch auf Katzen abgesehen, die er tötet, weil sie ihm die Zuneigung der Frauen stehlen und weil er ihren wissenden Blick fürchtet. Kater und Polizistin machen sich also als Ermittlerpaar auf die Jagd nach dem „dunklen Engel“, der das Dorf mit seinen blutrünstigen Taten heimsucht.

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Das in Hamburg lebende Autorenehepaar Nina George und Jo Kramer, die zusammen unter dem Pseudonym Jean Bagnol schreiben, hat sich mit ihrem ersten gemeinsamen Thriller-Roman „Commissaire Mazan und die Erben des Marquis“ in die dunkelste Ecke der südfranzösischen Provinz vorgewagt. Dafür wurde der Pinsel tief in die Genre-Palette getunkt: In pittoresk-anmutigen Strich wird das beschauliche Dorfleben in romantisch-schillernden Farben und mit viel Lokalkolorit geschildert, in das sich aber schnell der brutal-dunkle Ton der nächtlichen Gräueltaten mischt. An Klischees wird dabei nicht gespart: Die ebenso hübsche wie kluge Polizistin, die sich in der chauvinistischen Männerdomäne ihres Berufs und gegen die Halsstarrigkeit ihrer Provinz-Kollegen behaupten muss und dennoch als Einzige den richtigen Riecher hat. Eine düstere Geheimgesellschaft, die „Erben des Marquis“, die sich das Dörfchen als Austragungsort für ihre erotischen Spiele à la Marquis de Sade auserkoren haben – Schnitzlers Traumnovelle lässt grüßen. Eine Dorfidylle, die nur auf den ersten Blick harmlos erscheint. Und natürlich ein treuer Vierbeiner, der die Ermittlungsarbeiten maßgeblich vorantreibt, nur dass es sich hier eben nicht um einen Lassie oder Rex handelt, sondern um einen Kater. Ein Mensch-Tier-Duo im Strudel von Gewalt, Erotik und geheimnisvolle Triebtaten: Man könnte meinen, die Autoren hätten bei ihrem Roman alle Zutaten für eine spannende Unterhaltungslektüre zusammen.

Leider bleibt „Commissaire Mazan und die Erben des Marquis“ bei vielem in Oberflächlichkeiten und Plattitüden stecken. Die Charaktere sind schablonenhaft entworfen, angefangen bei der Hauptprotagonistin mit ihrem starken Moral-Kodex und unterschwellig depressiven Zügen, die aber in ihren emotionalen Abgründen und sexuellen Ausflügen gleichsam ungreifbar wie facettenlos bleibt. Darum gruppieren sich eine Reihe typisierter Figuren, der obelixhafte Sergeant, die schrullige Dorf-Tratschtante, das Hotelmädchen, das vom besseren Leben träumt, oder der tollpatschige Hilfskoch. Dem tierischen Titelhelden bleiben dankenswerterweise erzählerische Albernheiten wie die menschliche Sprachfähigkeit erspart, er wird aber von den Autoren dennoch mit übernatürlichen sensorischen Sinnen ausgestattet: In einer Art transzendentalen Zustand kann er sich von Ort und Zeit lösen so fast hellseherisch vergangene Taten und drohende Unglücksfälle kommen sehen. Zum konsequenten Mystery-Roman fehlt der Geschichte aber doch der Durchhaltewille, zu sehr ergötzt er sich in detailreichen Beschreibungen von Land und Leuten, inklusive diverser Dorfkatzen, die in ihren Persönlichkeiten ihren menschlichen Konterparts gleichwertig beigeordnet sind und das an sich schon bunte Figurenensemble um weitere Charaktere ergänzen. Das ist nett zu lesen, verpasst dem Grusel-Faktor aber immer wieder einen entscheidenden Niedlichkeitsdämpfer.

Überhaupt der Thrill: Handwerklich ist bei „Commissaire Mazan und die Erben des Marquis“ mit eingestreuten Passagen aus der Sicht des Mörders alles richtig gemacht, der aber mit der Adressierung seiner Obsession als „Engel“ schon arg an der Kitschkante entlang schrabbt. Wirklich spannend ist die Geschichte erst einmal lange Strecken nicht, nur im letzten Drittel der Erzählung kann die Dorf-Katzenbande dann doch noch den Tag retten. Keine Frage, der Kriminalroman wird TierliebhaberInnen, die frankophile Romantizismen mögen und sich bei der Lektüre von „Shades of Grey“ angesprochen gefühlt haben, begeistern. Für hartgesottene Thriller-Fans dürfte der Roman dann aber doch eine Spur zu seicht sein.


Es ist ihr erster gemeinsamer Thriller-Roman: Unter dem Pseudonym Jean Bagnol hat das Hamburger Autoren-Ehepaar Nina George und Jo Kramer mit „Commissaire Mazan und die Erben des Marquis“.

Jean Bagnol: „Commissaire Mazan und die Erben des Marquis“

Kriminalroman,
München: Knaur 2013,
431 Seiten | E-Book

ISBN 978-3-426-21378-0.


Fotonachweis:
Header: Detail aus Buchcover
Galerie:
01. Jean Bagnol, Nina George und Jo Kramer. Foto: Maurice Kohl. © Nina George
02. Buchcover

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