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Was macht eine gute Beziehung aus? Was ist Liebe – und was nicht? Diesen Fragen geht John Burnside in zwölf von ihm selbst ausgewählten, erstmals auf Deutsch erschienenen Geschichten nach. Wir tauchen in das Leben von Männern und Frauen ein, die – in einer Ehe gefangen, gebeutelt von falschen Erwartungen, dem Alkohol verfallen – alles andere als ideale Paare sind.

Untreu, einsam, krank, begegnen uns all diese traurigen Heldinnen und Helden. Von so etwas wie Glück können sie nur träumen. Ihre Gefühle bleiben meist sprachlos. Zu unserem Leserglück gibt ihnen der Autor eine Stimme. Eine Stimme, die uns sprachlos macht, uns für einen Moment schweigen lässt, uns gefangen nimmt und zärtlich-befangen zurücklässt.

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„John Burnside gehört unter den großen zeitgenössischen Schriftstellern zu den ganz großen, zu den allerbesten“, schreibt die FAZ über den vielfach ausgezeichneten schottischen Autor, der wahrhaftig ein bemerkenswerter Erzähler ist und einer der besten Gegenwartslyriker. Erstmals in deutscher Sprache sind nun Erzählungen in der Übersetzung von Bernhard Robben im Penguin Verlag erschienen. Natürlich lässt sich jede Geschichte auch einzeln lesen. Da aber jede einzelne dieser Geschichten einen schier unentrinnbaren Sog auf Leser und Leserinnen auszuüben vermag, bleibt es meist nicht bei einer Story. Wir wollen mehr davon, und zwar sofort! Dafür sorgen allein schon die Anfänge dieser Geschichten. Sie machen neugierig, treiben uns Leser*Innen voran, lassen uns fortfahren in der Lektüre, so lange, wie unsere Zeit es erlaubt. Denn wer könnte sich Anfängen wie diesen entziehen? „Als sich der Krebs zurückmeldete, überraschte mich das nicht.“ („Die Kälte draußen“) Oder: „Das erste Mal traf ich Arthur McKechnie, als er mit einigen Schecks an meinen Schalter trat.“ („So etwas wie Glück“) Oder: „Dies ist eine Geschichte vom Ende der Kindheit, von jenen letzten Tagen, in denen alles zufällig geschah und keine Erklärung, klänge sie auch noch so plausibel, uns gänzlich zufriedenstellte.“ („Fügung“). Die Aufzählung fesselnder Anfänge in dem 256 Seiten starken Buch ließe sich analog zur Reihenfolge der Geschichten fortführen.

 

Burnside So etwas wie Glueck COVERAuch innerhalb der Erzählungen tauchen immer wieder Sätze auf, die uns innehalten lassen, die markiert werden wollen, wiedergelesen werden wollen. Wenn nicht jetzt, dann eben später. Vielleicht bei einer zweiten Lektüre, die diesem Buch durchaus angemessen wäre und die uns doppelt bereichert zurückließe. Aber auch zweifelnd. Am eigenen Glück. Am Glück überhaupt… Nehmen wir zum Beispiel die Titelgeschichte „So etwas wie Glück“. Auch hier sind es die kleinen Dinge, die Einzelheiten, die der Autor für uns mit (tiefen)psychologischem Gespür und lyrischen Feinheiten – beispielsweise in der Beschreibung von Flora und Fauna - unter die Lupe nimmt. Dort heißt es über die Protagonistin Marie: „Ihr hatte die Idee der Liebe schon immer gefallen.“ Wenige Sätze später heißt es leider auch: „Für Marie war Intelligenz das Letzte, was bei Jungs zählte […]“ So sind sie, so ticken sie, die Antihelden und Antiheldinnen, aus deren Leben uns John Burnside in all diesen Geschichten einen kleinen, für die Protagonist*Innen (über)lebenswichtigen Auszug äußerst gekonnt und finessenreich schreibend und beschreibend präsentiert. Wir bleiben beglückt und traurig zugleich zurück. Und fragend: Was ist Glück? Wer weiß das schon. Wir jedenfalls wollen mehr davon. Mehr von diesen uns trotz allem lesbaren Leid glücklich machenden Geschichten über so etwas wie Glück.


John Burnside: So etwas wie Glück. Geschichten über die Liebe

Penguin Verlag,

256 Seiten, geb. mit Schutzumschlag,

ISBN 978-3-328-60264-4

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