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Hamburg gehört zu den im Zweiten Weltkrieg am stärksten zerstörten Städten. Am folgenreichsten waren die alliierten Luftangriffe der „Operation Gomorrha“ vom 25. Juli bis 3. August 1943. Große Teile Hamburgs, vor allem östlich der Alster, lagen in Trümmern, mindestens 34.000 Menschen starben. Anlässlich des 75. Jahrestages der „Operation Gomorrha“ stellen die KZ-Gedenkstätte Neuengamme und der Förderkreis Mahnmal St. Nikolai in einer neuen Ausstellung im Mahnmal St. Nikolai die Erfahrungen von Häftlingen des KZ Neuengamme in den Mittelpunkt. Diese wurden in der zerstörten Stadt eingesetzt, um unter Lebensgefahr Trümmer zu räumen, Leichen zu bergen und Blindgänger zu suchen. Hunderte Häftlinge kamen dabei ums Leben.
 
Bei der Vorabbesichtigung haben Sie die Möglichkeit, die Ausstellung gemeinsam mit der Kuratorin Katharina Hertz-Eichenrode, dem Zeitzeugen Rolf Fliegner, der die Bombenangriffe als Kind miterlebt hat, und Angehörigen von Antoon Verberne aus den Niederlanden zu begehen. Antoon Verberne wurde als KZ-Häftling bei Aufräumarbeiten in Hamburg eingesetzt.
 
Dr. Carsten Brosda, Senator für Kultur und Medien: „Der Jahrestag der ‚Operation Gomorrha‘ und die heutige Ausstellungseröffnung sind uns gerade aktuell eine besondere Mahnung, dass aus Ressentiments und Hass eine unaufhaltsame Spirale der Gewalt entstehen kann. Die Folgen solcher Entwicklungen können jedes menschliche Maß übersteigen. Gerade deshalb müssen wir Demokratie und Freiheit verteidigen und den populistischen Tendenzen unserer Zeit unseren wehrhaften Humanismus entgegensetzen. Das Gedenken an die zahlreichen Opfer vor 75 Jahren ist uns gleichzeitig Mahnung für ein friedliches Miteinander in der Zukunft.“ 
 
Dr. Detlef Garbe, Direktor KZ-Gedenkstätte Neuengamme: „Im Gedächtnis der Stadt ist es kaum gegenwärtig, dass fast 10.000 Häftlinge des KZ Neuengamme in Hamburg zur Beseitigung von Bombenschäden eingesetzt wurden. Untergebracht waren sie in so genannten Außenlagern, zumeist in den am stärksten von Bombardierungen betroffenen Hamburger Stadtteilen. In allen Gebäuden, in denen die KZ-Häftlinge untergebracht waren, herrschten katastrophale Bedingungen. Durch die harte Arbeit geschwächt, erkrankten viele Häftlinge und starben.“
 
Klaus Francke, Vorsitzender Förderkreis Mahnmal St. Nikolai: „Es war der Wunsch des Vorstandes des Mahnmals St. Nikolai, an diesem Tag Menschen in besonderer Weise zu gedenken, die vom nationalsozialistischen Regime mit dem Tode bedroht wurden, aber in der Not der Stadt verpflichtet wurden, bei der Bergung von Leichen, den Aufräumarbeiten und der Blindgängerbeseitigung zu helfen. Viele von ihnen kamen dabei ums Leben. Wir schulden diesen Menschen Dank und Respekt für ihre ‚Arbeit‘, wie sie es nannten. Aber vor allen Dingen bedürfen sie unserer Bitte um Vergebung.“
 
„Vor uns lagen nur Trümmer“ ist eine Kooperation der KZ-Gedenkstätte Neuengamme und des Förderkreises Mahnmal St. Nikolai e.V., gefördert von der ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius.
Die Ausstellung ist bis zum 29. September 2018 täglich im Mahnmal St. Nikolai zu sehen und ergänzt die dortige Dauerausstellung zum Bombenkrieg in Hamburg. Öffnungszeiten: täglich 10 bis 18 Uhr, der Eintritt zur Sonderausstellung ist frei.
 
Die KZ-Gedenkstätte Neuengamme erinnert am historischen Ort an das größte nationalsozialistische Konzentrationslager in Nordwestdeutschland. Mehr als 100.000 Menschen aus ganz Europa waren im Hauptlager und in über 85 Außenlagern inhaftiert.
 
Das Mahnmal St. Nikolai in der kriegszerstörten Ruine der ehemaligen Hauptkirche St. Nikolai ist den Opfern von Krieg und Gewaltherrschaft von 1933 bis 1945 gewidmet. Das Mahnmal wird getragen von der privaten Bürgerinitiative Förderkreis Mahnmal St. Nikolai e.V..
 
Quelle: Behörde für Kultur und Medien Hamburg

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