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Das Taranczewski Trio veröffentlicht Ende Mai sein zweites Album mit dem erklärungsbedürftigen Titel: „Lom“.

 

Am Anfang steht eine Reise, eine konkret physische- aber vor allem auch eine mentale Reise. Eine die nach Sehnsucht klingt, die die Suche nach einem Ort, indem sich andere kulminieren, fokussiert.

 

Dabei ist Lom sachlich gesehen eine 2000-Seelen Gemeinde, grob zwischen Oslo und Ålesund, in Norwegen. Bergige Landschaft – die beiden höchsten Berge des Landes liegen dort –, Gletscherseen, reißende Flüsse, eine schöne Stabkirche, Holzhausarchitektur; dies sind die Inkunabeln des Ortes inmitten eines Nationalparks. Es riecht nach frischer Luft, Einsamkeit, Naturgenuss, geerdetem Zustand und einem natürlichen Aufgehoben-Sein.

 

Taranscewski Lom COVERDie Albumfotos, aufgenommen von Drummer Benedikt Stehle, suggerieren winterliche Kälte, Naturformungen und wolkenverhangene Unwirtlichkeit.

 

Die zehn Stücke, mit einer großen Bandbreite an Titelinhalten, die eine Dreiviertelstunde unsere Begleiter werden, leben von der ersten Note an durch Kontemplation. Ruhige Klanglandschaften, die Bilder im Kopf produzieren. Wunderbar gelungene Tempi- und Rhythmuswechsel kreieren räumliche Dynamik, lenken aber nicht von der Kontinuität des Gesamteindrucks ab.

Wirklichkeitsillusionen beschreiben klanglich und imaginär die nordischen Szenen, werden zur Immersion. Da steckt viel typischer skandinavischer Sound drin mit sowohl Weite als auch Akzentuierungen, die fein und sensibel zu uns gelangen.

 

Nur wer Weite in sich trägt, kann sie erleben, hieß sinngemäß das Lebensmotto der Schweizer Reiseschriftstellerin und Fotografin Ella Maillard. Dieses Credo kann mühelos auch hier angewandt werden, denn das gesamte Album lebt von klanglicher Weite und deren Vorstellungen.

 

Benedikt Stehle formuliert entsprechend, dass die Ruhe und Sehnsucht die Bezugspunkte zur Natur seien. „Du kannst nicht einfach mal 15 Sekunden Natur machen. Diese Ruhe und diese Weite findet man in der Natur, man kann sie aber auch in sich selbst finden.“

 

Das Trio verschmilzt zu einer derartigen Einheit, dass man versteht, warum die Stücke von Anfang an im Trio entstanden und keine reine Individualinszenierungen sind.

„Im Gegensatz zur ersten Platte griff ich auf Material zurück, das über Jahre in ganz unterschiedlichen Kontexten entstanden war“, sagt Olaf Taranczewski. „Diesmal komponierte ich Stücke, bei denen ich von vornherein das Trio im Kopf hatte. Dadurch bestand von Anfang an viel mehr Klarheit, wie das Album klingen würde. Ich musste nicht alles bis ins kleinste Detail ausformulieren, sondern konnte mich darauf verlassen, dass sich aus der gemeinsamen Arbeit mit Jean-Philippe Wadle und Benedikt Stehle etwas entwickeln wird. Es gab keinen Zweifel, dass von den beiden genug Ideen kommen würden.“

 

Im Pressetext des Labels heißt es treffsicher: „Es entstehen Klangbilder von hypnotischer Intensität, die uns an der unerschütterlichen Langsamkeit der universalen Weltläufe teilhaben lassen. Die drei Landschaftsmaler haben überhaupt keine Eile, ihre Bilder entstehen und verklingen zu lassen. In jedem Ton verbirgt sich ein ganzer Kosmos, der die Tür zur Unendlichkeit öffnet. Die Strahlweite ihrer Schöpfungen beruht auf einer kreativen Kernschmelze innerhalb der Band.“

 

„Wir brauchten viel weniger Absprachen, und alles war viel intuitiver als auf der ersten Platte“, bestätigt Jean-Philippe Wadle. „Wir haben kaum diskutiert oder viele Takes eingespielt. Die Musik ruht viel mehr in sich selbst. Deshalb fiel es uns auch erheblich leichter, in der Musik Platz zu lassen. Auch wenn sehr wenige Töne im Raum standen, spürten wir doch immer die Energie, die von der Musik ausging.“

 

Das Album ist der Kontrapunkt zum hektischen Alltagsleben, in dem Kürze, Schnelligkeit und oft Oberflächlichkeit liegt. Ein wohltuender, umfänglicher und notwendiger Gegenpol, mit dem wir uns umfänglich befreunden können. Nach Ende des Albums wohnt er ins uns.


Taranczewski: LOM

Olaf Taranczewski: Piano | Benedikt Stehle: Schlagwerk | Jean-Philippe Wadle: Kontrabass

Label / Vertrieb: Hey!blau Records

CD,

EAN: 4251959806335

Veröffentlichung: 24. Mai 2024  

Weitere Informationen (Olaf Taranczewski)

 

YouTube-Hörproben:

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- Taranczewski - Maurice (2:08 Min.)

- Taranczewski - Lom (4:32 Min.)

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