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Auf dem Programm stehen u. a.  Byrds „Hughe Ashtons Grownde“ aus „My Ladye Neville Booke“, Sweelincks Variationen über „Mein junges Leben hat ein End“, sowie Bachs Goldberg-Variationen. Vor dem Konzert ist der Pianist um 18:00 Uhr in einer eigens gestalteten Einführung für die Konzertbesucher (Eintritt: € 5,-) im Kloster zu erleben.

Die Werke des Konzertabends spiegeln die Entwicklung der Musik für Tasteninstrumente vom 16. bis zum 18. Jahrhundert wider, einer Zeit, in der das Virginal gebaut und bespielt wurde. Ganz eklatante Unterschiede vom Virginal zum heutigen Klavier oder Konzertflügel sind die Art des Anschlages – während heute die Saiten angeschlagen werden, wurden sie damals gezupft, die Anordnung der Saiten – die nicht parallel zu den Tasten verliefen, sondern rechtwinklig, sowie der rechteckige Korpus, innerhalb dessen die Klaviatur lag. Erst im 19. Jahrhundert wurden Virginal und Cembalo durch die weiterentwickelten Techniken von Tafelklavier und Hammerflügel verdrängt. Den Anfang macht Byrds „Hughe Ashtons Grownde“ aus „My Ladye Neville Booke“. Die von Byrd handschriftlich angefertigte Sammlung, die aus 42 Stücken besteht, deren Nr. 35 „Hughe Ashtons Grownde“ ist, zählt zu den bedeutendsten Werken für Tasteninstrumente aus der Zeit der Renaissance und umfasst Stücke, die Byrd in den zehn bis fünfzehn Jahren vor der Veröffentlichung des Zyklus geschrieben hatte. Lediglich zwei für Lady Nevell, der die Sammlung gewidmet ist, geschriebene Stücke hat Byrd explizit für diese Sammlung komponiert. Die Variationen über das weltliche Lied „Mein junges Leben hat ein End“ des niederländischen Organisten und Komponisten Jan Pieterszoon Sweelincks, der die Zeit des Übergangs von der Renaissance zum Barock prägte, bilden ein Werk, das eine signifikante Bearbeitung eines musikalischen Themas unter programmatischem Titel aufweist. Das Stück schlägt eine Brücke zwischen dem Vokalwerk Sweelincks und seiner Musik für Tasteninstrumente. In ihm verbindet er, einer der letzten Meister der niederländischen Vokalpolyphonie, die beiden Bereiche gekonnt und lässt damit ein einmaliges Konglomerat entstehen. Zu Bachs Lebzeiten, knapp ein Jahrhundert später, war die Weiterentwicklung des Klavieres bereits fortgeschritten und das Hammerklavier wurde gerade erfunden. So weist der Ausgangspunkt für Bachs Schaffen selbstverständlich große Unterschiede zu den Virginalisten auf, da die neueren Tasteninstrumente virtuosere Läufe, Unterschiede in der Dynamik und bisher ungekannte Spieltechniken ermöglichten. In seinen „Goldberg-Variationen“ betrachtet der Komponist ein Thema bestehend aus Melodielinie und Bassfundament in seiner grundsätzlichen Anlage, variierte es und formte es in dreißig Variationssätzen neu aus. Auf diese Weise entstand ein Musterbeispiel barocker Variationskunst.

Nachdem Kit Armstrong bereits in den Jahren 2007 und 2009 in der Reihe „Junge Elite“ der Festspiele Mecklenburg-Vorpommern gastierte, wurde er nach seinem Auftritt mit der Bratschistin Barbara Buntrock im Juli 2014 im Gutshaus Landsdorf für den WEMAG- Solistenpreis der Festspiele Mecklenburg-Vorpommern gekürt, den er nun im Rahmen des Konzerts verliehen bekommt. 1992 in Los Angeles geboren, begann Kit Armstrong bereits fünfjährig mit dem Komponieren und erhielt kurz darauf seinen ersten Klavierunterricht. Heute konzertiert er in den renommiertesten Konzertsälen der Welt: dem Musikverein Wien, dem Concertgebouw Amsterdam, der Royal Festival Hall London, der Philharmonie Berlin, der Laeiszhalle Hamburg, der Kölner Philharmonie, der NHK Hall Tokio und dem Palais des Beaux-Arts Brüssel. Dabei arbeitet er mit bedeutenden Dirigenten wie Riccardo Chailly, Christoph von Dohnányi, Manfred Honeck, Kent Nagano, Jonathan Nott, Esa-Pekka Salonen und Robin Ticciati zusammen. Kit Armstrongs Solodebüt-CD erschien im September 2013 bei Sony Classical. Mit der Zusammenstellung der Werke von Bach, Ligeti und Armstrong ist es ihm gelungen, die originelle Dramaturgie seiner Programme zu unterstreichen. Als passionierter Kammermusiker tritt Kit Armstrong regelmäßig im Trio mit dem Geiger Andrej Bielow und dem Cellisten Adrian Brendel auf. In jüngster Zeit hat er auch die Zusammenarbeit mit Sängern für sich entdeckt. Mit seinen Kompositionen hat sich der vielseitige Künstler bereits einen Namen gemacht. Sechs Mal wurde er von der ASCAP Foundation in New York mit dem Morton Gould Young Composers Award ausgezeichnet, darunter den angesehenen Charlotte V. Bergen-Preis für „Struwwelpeter: Charakterstücke für Viola und Klavier“. Kompositionsaufträge erhielt er u. a. vom Gewandhaus zu Leipzig und dem Musikkollegium Winterthur. Der Verein Frankfurter Bachkonzerte bestellte ein Klarinettenkonzert, das Paul Meyer in der Alten Oper Frankfurt mit dem Zürcher Kammerorchester uraufführte. Sein Klaviertrio „Stop laughing, we’re rehearsing!“ wurde vom Label GENUIN auf CD aufgenommen. Die Kompositionen von Kit Armstrong werden bei Edition Peters verlegt. Armstrong studierte am Curtis Institute of Music in Philadelphia und an der Royal Academy of Music in London.

Ganz im Westen Mecklenburgs, bis November 1989 zum Sperrgebiet der DDR-Westgrenze gehörend, liegt die Stadt Zarrentin am Südwestufer des Schaalsees. Zarrentin (früher Zarnethin geschrieben) bedeutet soviel wie „Ort des Bösen“ und könnte auf eine slawische Kultstätte hinweisen. Nach der Unterwerfung der slawischen Stämme durch den sächsischen Herzog Heinrich den Löwen 1139 machte der neue Lehnsherr der Region, Heinrich von Baewide, die Grafschaft und das Bistum Ratzeburg zu einem bedeutenden Zentrum der Christianisierung. Eine Urkunde aus dem Jahre 1194 erwähnt Zarrentin als Kirchdorf und gibt erstmal einen Hinweis auf einen dort bestehenden Sakralbau. Reste dieses Gebäudes mit einem Mauerwerk aus Findlingen sind noch am Chor zu sehen. Der romanische Feldsteinbau wurde 1251/52 aufgrund der Ansiedlung des Klosters zur Klosterkirche, blieb jedoch gleichzeitig Pfarrkirche. Diese wurde in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts wegen Baufälligkeit abgerissen. Das neue Kirchengebäude wurde in der Folgezeit unter Verwendung romanischer Bauteile im gotischen Stil errichtet. Nach der Säkularisierung 1552 diente die Klosterkirche wieder ausschließlich als Pfarrkirche. Die 1533/34 von Benedikt Dreyer geschaffene Zarrentiner Kanzel stammt aus der Lübecker Marienkirche, deren junge protestantische Gemeinde sich 1691 eine neue Kanzel errichten ließ – als sichtbares Zeichen dafür, dass nun die Predigt im Mittelpunkt des Gottesdienstes stehen sollte. 1760 wurde der Innenraum barockisierend umgestaltet, 1906 dann mit einer neugotischen Fassung versehen. Mit ihrer besonderen Atmosphäre und guten Akustik war die Kirche in Zarrentin für die Festspiele MV schon immer ein wichtiger Ort für Kammermusikkonzerte.
 
Quelle: Festspiele Mecklenburg-Vorpommern gGmbH

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