Die Lichtinstallation AURA des Künstlers Till Nowak besteht aus zwölf großen Glasquadern, die sich wie Stützpfeiler architektonisch in einen Arkadengang entlang der Osakaallee in Hamburgs HafenCity reihen.
Das Werk ist in die Architektur in einer geradezu natürlichen Weise integriert – Ort und Kunstwerk gehen eine Symbiose ein. Die Osakaallee bildet die östliche Begrenzung des Übersee-Quartiers.
Ab Dämmerung befindet sich AURA zunächst im Ruhezustand, in einer gleichbleibenden Atmosphäre sanften Lichts. Die Glasquader reagieren allerdings wie von unsichtbarer Hand gesteuert, sobald Bewegung in ihrem unmittelbaren Umfeld stattfindet: vorbeigehende Spaziergänger, Radfahrer, Skater oder Busse. Nähert sich der Besucher an eines der Glasobjekte an, wird dieses aktiviert und leuchtet in unterschiedlichen Farbnuancen auf. Farbigkeit und Intension des Lichts verändern sich für einen zeitlich bestimmten Moment, bevor der Ruhemodus wieder eintritt. Jeder trägt durch die Bewegung seinen Lichtschein mit sich, während er die Arkaden entlang geht oder fährt.
„Mit Licht als künstlerisches Medium kann ich Räume in variierende Zustände einhüllen, ohne sie dabei materiell zu verändern. Licht ist in besonderer Weise dreidimensional, denn es bleibt nicht an einem Ort, wie zum Beispiel die Farbe auf einer Leinwand, sondern beleuchtet angrenzende Objekte sowie den Betrachter selbst, wodurch ein Lichtkunstwerk seine Umgebung zu einem Teil des Kunstwerkes macht“, sagt der Künstler zu seinem Werk.
Nowak macht mit AURA nicht nur Bewegungsrichtungen sichtbar, sondern auch Interaktion, denn die agierenden Menschen dienen als Impulsgeber für die nächtlichen Veränderungen der Lichtquader und des gesamten Straßeneindrucks. Vergleichbar mit einer modernen Musikkomposition spielt sich entlang der Arkade eine Lichtkomposition ab. Die Unberechenbar- und Unvorhersehbarkeit der Bewegungsrichtungen und Dauer spielt hierbei eine gewichtige Rolle, denn diese unterliegen keiner Choreographie. So entsteht bei starkem Besucherandrang ein sich permanent veränderndes Kunstwerk mit Lichtimpulsen, die weithin sichtbar sind. Der Künstler schafft zunächst grundsätzliche Voraussetzungen, die Passanten übernehmen dann einen gehörigen Teil der künstlerischen Kommunikation und Verantwortung durch ihre Bewegungen und beeinflussen somit die Wahrnehmung. Die Besucher finden sich vor Ort in zwei unterschiedlichen Situationen wieder: Als Betrachter, die aus einer gewissen Entfernung, beispielsweise von der gegenüberliegenden Straßenseite aus, das Geschehen beobachten und die Lichtinstallation fast vollständig wahrnehmen können, oder selbst als Agierende, die sich an der Arkade und den Glasquadern entlang bewegen und somit die Lichtimpulse auslösen und immer nur einen Bruchteil des gesamten Werkes miterleben können, denn die Lichtveränderung ist aus der Nähe wesentlich weniger wahrnehmbar als aus der Distanz.
Künstlerisch greift Till Nowak mit AURA eine seit Jahrzehnten geführte kunstimmanente Diskussion mit der Frage auf: Ab wann ist ein Werk ein Werk. Ist AURA bereits im Ruhezustand ein definiertes und vollständiges Werk oder sollte man es in diesem Modus vielmehr als in Lagerform befindlich bezeichnen, als Instrumentarium? Oder wird es erst durch die Benutzung zum eigentlichen Werk? Denn ohne die Benutzbarkeit würden entscheidende Faktoren fehlen, die das Werk zu dem machen was es ist.
„Als Künstler interessiert mich der Gedanke, meine Umgebung als eigenständig handelndes Wesen zu verstehen“, erklärt Nowak. „Meine Lichtinstallationen geben einer ansonsten passiven Umgebung ein Eigenleben. AURA reagiert selbständig auf Menschen und deren Bewegungen, teilweise spontan und unvorhersehbar wie ein Lebewesen, gleichzeitig subtil und unaufdringlich.“
AURA
ist ab Mitte September 2012 ab Dämmerungsbeginn zu sehen und begehen, Osakaallee, Hamburg-HafenCityInformationen unter www.aura-hamburg.de
Einen weiteren Kultur-Port-Beitrag über Till Nowak finden Sie hier.
Der WebTV-Beitrag von Kultur-Port mit Till Nowak ist hier zu finden.
Fotonachweis:
Header: Simulation von AURA
Galerie: Simulationen und Fotos: Till Nowak
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