Theatertipp für Kurzentschlossene: Wer „Cyrano de Bergerac“ im Ernst Deutsch Theater noch nicht gesehen hat, sollte es diese Woche unbedingt nachholen! Leider läuft Hamburgs erstes Poetry-Slam-Theaterstück nur noch bis zum 7.1.2024.
Der englische Dramatiker Martin Crimp hat eine umwerfend gute 2.0.-Fassung der 1897 uraufgeführten Tragikomödie von Edmond Rostand geschrieben. Und Ulrich Blumenbach und Nils Tabert haben die Geschichte um den Haudegen und Verskünstler mit der viel zu großen Nase kongenial ins Deutsche übersetzt: Es wird gereimt, bis die Zunge bricht. Kein Wunder, dass ausgerechnet das Ernst Deutsch Theater dieses grandiose Battle-Rap-Event als erste Bühne der Hansestadt auf den Spielplan gesetzt hat. Seit Langem schon ist das Theater an der Mundsburg Heimat für Hamburgs Poetry Slammer und mit dem wunderbaren Boris Aljinovic hat Regisseur Harald Weiler einen Cyrano gefunden, der Gérard Depardieu in der Titelrolle glatt vergessen lässt. Überhaupt ist das EDT-Ensemble in dieser unerhört spritzigen, mitreißenden Inszenierung, die als Stück im Stück angelegt ist, durch die Bank prima. Lina Hoppe besticht als eine erfreulich bodenständige, fast burschikose Roxane und Leander Lichti als smarter, aber intellektuell leider etwas minderbemittelter Soldat Christian. Dumm nur, dass sich Cyranos heimlich geliebte Cousine Roxane ausgerechnet in diesen tumben Adonis verliebt und nun geistreiche Liebesgedichte erwartet. Bekanntermaßen die Gelegenheit für den schüchternen und unter seinem Makel leidenden Cyrano de Bergerac der begehrten Roxane seine Liebe zu gestehen ohne sich zu offenbaren: Er souffliert Christian und schreibt die schönsten Briefe in dessen Namen. Eine Paraderolle für Boris Aljinovic, dem der Mix aus Macho und Feingeist auf den Leib geschrieben zu sein scheint. Hoffentlich wird das Stück bald wieder auf den Spielplan gesetzt.
Ernst Deutsch Theater Hamburg
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