Die 2010 gegründete portugiesische Worldfusion-Band Albaluna Ende April ein neues Album mit dem Titel „Heptad“ auf den deutschen Markt, das viel Freude bereitet.
„Heptad“ bezeichnet in der Wissenschaft ein sich wiederholendes Sequenzmotiv – in der Kultur findet man diese in der Ornamentik des Islams wieder, insbesondere im arabischen und persischen Raum und entlang der historischen Seidenstraßen.
Vom westlichen Rand Europas über das östliche Mittelmeer zu den zentralasiatischen Ebenen und weiter gen Osten bis nach Xian in China geht die musikalische Reise. „Heptad“ erzählt einzelne, fast tagebuchartige Geschichten, die jeweils auf der Suche nach einer Katharsis sind und an uns introspektiv vorüberschweben.
Das Türkis eines seidenen Schleiers, der in den Himmel geworfen wird
Die Liste der Instrumente von Albaluna liest sich teilweise wie ein Lexikon unbekannter klanglicher Welten. Jedoch ergibt sich aus dem Instrumentarium der zentralasiatischen Regionen ein künstlerischer Dialog, der sowohl klanglich als auch historisch sowie thematisch uralte Vorstellungen mit zeitgenössischen Auffassungen verbindet. Das Bild der Seidenstraßen dient als Symbol eines Netzwerkes, des Austauschs, Handels und der kulturellen Eigenheiten. Der Rhythmus wird zum Tanz, die Poesie zu Farben und zur inneren Menschwerdung und die Musik führt zu energetischen Bilderwelten.
Kulturelle Leidenschaft
Auch die Liedtitel zeigen in ihrer Aneinanderreihung die kulturelle Leidenschaft der Band: „Ghazal“ (1) sind Liebesworte in lyrischer Form. „Athinganoi“ (2) ist der griechische Begriff für „Unberührbare“. Aus diesem Begriff soll das Wort „Zigeuner“ abgeleitet sein. „Kelebek“ (3) wird mit „Schmetterling“ übersetzt und stammt aus dem osmanischen Raum. „Palimpsestus“ (4) ist ein antiker Begriff und bezeichnet eine Manuskriptseite, die beschrieben, durch Schaben oder Waschen gereinigt und danach neu beschrieben wurde. „Nawbah“ (5) ist ein teilweise improvisiertes Instrumental- und Gesangsstück aus dem arabischen Raum. „Lauranitza“ (6) ist eine aktuelle, jedoch historisch klingende Komposition von Ruben Monteiro, die u.a. auf einer Drehleier, der Hurdy Gurdy gespielt wird. Und schließlich endet der Reigen mit „Samarqand“ (7), einer Hommage an die uralte, heute usbekische Stadt (dt.: Steinerne Stadt).
Alle Liedtexte wie auch alle Informationen im Booklet sind in portugiesischer Sprache.
Der große Reiz, dieses Albums liegt in seiner überzeugenden grenz-, gedanken- und kulturell verbindenden Haltung, einer authentischen und überhaupt nicht künstlich oder bemüht klingenden Präsentation. Auch wenn das Album nur eine kleine Gruppe von World-Music Enthusiasten ansprechen werden wird, so ragt diese doch aus dem Meer vieler mittelmäßiger Produktionen deutlich heraus.
Albaluna: Heptad
Ruben Monteiro: Afghani rubab, Turkish bağlama, Arab oud, hurdy-gurdy and vocals | Christian Marr’s: bass and vocals | Raquel Monteiro: violin, medieval vielle, dilruba and vocals | Dinis Coelho: darbuka, riq, tombak, tablas, davul, bendir and daf | Carla Costa : Turkish ney, low whistle, bagpipes and dance | Tiago Santos: drums
Label: Independent / CPL-Music
CD, Booklet (port.)
EAN: 859744958999
VÖ: 30.4.2021
YouTube-Video:
- Albaluna | Palimpsestus [Official Videoclip] (6:36)
- Ruben Monteiro | Lauranitza (5:01)
Fotonachweise:
Albaluna Bandfoto: Sofia Máximo
CD-Cover
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