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Distances: Venice

2014 gegründet, 2017 das Debüt-Album. Das europäische Jazzquartett „Distances“ mit Mitgliedern aus Lettland, Deutschland, Italien und Bulgarien, die größtenteils in München leben und arbeiten, stellt Venice" vor. Und ab und zu reisen die vier Musiker auch mal nach Venezia, der Heimatstadt des Pianisten Marco Ponchiroli.
Reisen ist ein gutes Stichwort, denn die Gruppe ist viel unterwegs, besonders jetzt zur Release ihres Albums. Es geht nach Lettland, Polen, Italien und durch Deutschland. Auch das Album gleicht einer Reise zwischen poetisch-musikalischen Stimmungen, sensibel-ruhigem Dahingleiten, versetzt mit O-Tönen des „Wahren Lebens“. So ist quengelndes Babygeschrei (Continuous Now), Kirchenglocken (And Never Again) und Stimmengewirr (Continuous Now) Teil zweier Aufnahmen.

Dieses außerordentlich beeindruckende, dichte und energiereiche Album macht Spaß, weil sich der Hörer konzentriert treiben lassen kann, mitgenommen wird. Die Kompositionen von Ponchiroli sind ausgesprochen schön und elegant, sein Spiel im Fluss von Zeit und Raum, das Spiel von Grinbert und Kolb – gerade beim Mandolinenspiel – intensiv und klar, die Perkussionsvorstellung von Lenkov fein abgestimmt und unaufdringlich.

Cover distances-veniceGleich der Einstieg in die Konzept-CD mit „Dangerzone“ verspricht die Richtung: rhythmisch, dynamisch, kompakt. Das Gemeinsame lässt genug Raum für das Individuelle der Musiker, es gibt Sound-Reminiszenzen an die 1970er Jahre, die 80ger und einen zeitlosen Charakter.

„Hercules“ bricht sich basslastig Bahn, macht seinem antiken Vorbild durch Kraft und Stärke alle Ehre. Man fühlt sich am Ende jedoch nicht von einer Leier erschlagen.

„Quiet Place“ ist bezaubernd, der E-Bass will Gitarre sein, die Parallelität mit den Anschlägen zum Piano, das Wischen über Trommeln und Becken dimmt die innere Unruhe herunter. Kleine unauffällige Wiederholungen sorgen für ein Quantum Kontemplation.

Das gilt auch für „To Think About“, nur das hier das Saxophon zunächst träumerisch seine eigene Geschichte erzählt, bis der Gedanke sich verfestigt und selbstbewusst Improvisationen zulässt.

„A Moment of Beauty“ verzögert sich selbst, dehnt sich, streckt sich zur schönen Gestalt und tänzelt sich minutenlang durch den Klangraum.

Und als ob „Elena“ diesen Tanz aufnehmen würde zeigt auch dieses Stück eine harmonische Grazie.

Als Statement kann man „Toast To Strangers“ lesen, diese energische, dichte Komposition ist voller Dynamik und Biss. Hier sind besonders die dialogischen Läufe der verschiedenen Instrumente zu erwähnen.

„Venice“ empfängt mit den glitzernden Spiegelungen der südlichen Sonne auf Wasseroberfläche. Klangfarben und -flächen sind wie bei einem Bild aufgetragen. Das Cello des Gastmusikers Eugen Bazijan nimmt die Stimmung der Lagunenstadt auf und trägt gemeinsam mit Bass und Klavier in die Hommage hinein. „Venice“ ist zu gut, um als lebendiges Museum zu enden.

Das letzte Stück des Albums „Dreams to Dance“ ist eine lebensfrohe, freundliche Art sich zu verabschieden. Auch hier kommt das Cello dezent zum Einsatz. Das Saxophon antwortet dem Piano, der Bass mischt sich ein und endet final im langen ruhigen Ausklang.

Distances: Venice
Jan Grinbert, Saxophone (Alt/Sopran) / Marco Ponchiroli, Piano / Georg Kolb, Bass, Mandoline, Synth, Soundscapes / Nevyan Lenkov Drums / As guest: Eugen Bazijan, Cello
Label: GLM Music
EAN: 4014063157423

Hörprobe
YouTube-Video
DISTANCES | FREZANT (LIVE IN VENICE)


Abbildungsnachweis:
Header: Distances Live / © Distances PR (v.l.n.r.: Jan Grinbert, Nevyan Lenkov, Georg Kolb, Marco Ponchiroli)
CD-Cover

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