Kultur Blog
- Geschrieben von Marion Hinz -
„Und darum, und darum und darum, wegen zehn und hundert und tausend unschuldig Gemarterter, Zerstörter, zum Irrsinn Getriebener, widme ich dieses Buch den im Hitler-Deutschland ermordeten Juden“, schreibt der Journalist und Schriftsteller Heinz Liepman im Vorwort seines 1933 erschienenen Romans „Das Vaterland“.
Der Roman ist einer der ersten Exilromane über die Machtergreifung der Nationalsozialisten. Dem Literaturwissenschaftler Winfried Weinke und dem Pendragon Verlag ist die in 2025 erschienene Neuauflage dieses eindringlichen, uns Heutige mahnenden Zeitdokuments zu verdanken.
- Geschrieben von Redaktion -
Die ungewöhnliche Struktur, die herrliche Partitur und die lebensbejahende Aura machen aus Ludwig van Beethovens einziger Oper „Fildelio“ ein einmaliges Erlebnis.
Am 15. März kommt diese Hymne an die Freiheit, mit der der Komponist der Menschenwürde ein musikalisches Denkmal gesetzt hat, live aus dem Metropolitan Opera House, New York (Met) ins Kino.
- Geschrieben von Claus Friede -
Kann man Zeit zurückverfolgen? Ihr auf der Spur bleiben? Der Flüchtigkeit von Zeit stellen die beiden Künstler in ihrem Werk eingefrorene Momente gegenüber, selbst wenn es erkennbare Zeitachsen gibt.
Sogar im Fragment, im Detail und in dem kurzen Augenblick des Festhaltens ist die Welt zuhause.
- Geschrieben von Redaktion -
Radical Beauty stellt unsere Auffassung von Schönheit, Attraktivität und Ästhetik radikal in Frage. In dem weltweit einzigartigen Fotoprojekt haben über 60 international renommierte Mode- und Kunstfotografen, darunter Brian Griffin, Gottfried Helnwein, Eva Losada, Erwin Olaf, Elizaveta Porodina und Zuzu Valla, gemeinsam mit Menschen mit Down-Syndrom Einzelbilder und Fotoserien entwickelt.
In professionellen Studio-Bedingungen sind so überraschende und einzigartige Porträts entstanden. Unter den Protagonisten sind erfahrene Darsteller wie die Schauspielerinnen Sarah Gordy (GB) und Lily Moore (USA), die Mehrzahl von ihnen führt jedoch ein Leben außerhalb des Rampenlichts.
- Geschrieben von Anna Grillet -
Paris, September 1977. „La Divina", die Göttliche nannten ihre Bewunderer sie, dann schlug die Publikumsgunst in Hass um: Maria Callas ist 53 und seit vier Jahren nicht mehr öffentlich aufgetreten. Ihr Apartment in der Avenue Georges Mandel ähnelt pompösen Opernkulissen, ein goldener Käfig als sicherer Rückzugsort von Realität und Außenwelt.
In „Spencer“ (2022) und „Jackie “ (2016) befreite der chilenische Regisseur Pablo Larraín seine Protagonistinnen vom Ballast ihres schwindelerregenden gesellschaftlichen Status, dem Druck von Öffentlichkeit und Konvention. Sie durften sich verlieren, neu definieren. „Maria“ ist fatalistischer, düsterer und der überragendste Film der Trilogie. Die kühle Distanziertheit der griechischen Sopranistin, gespielt von Angelina Jolie, schmerzt mehr als jeder Gefühlsausbruch.
- Geschrieben von Isabelle Hofmann -
Sie haben ihr Leben im Amerika der 1970er und 80er Jahre fotografiert, ihre Lieben, ihre Ängste, ihre Krisen und das Drogenelend in der Schwulen- und Drag-Szene, in der sie zu Hause waren.
Unter dem Titel „High Noon“ gibt es derzeit in den Deichtorhallen ein Wiedersehen mit rund 150 Fotografien von Nan Goldin, David Armstrong, Mark Morrisroe und Philip-Lorca diCorcia aus der Sammlung F.C. Gundlach – Bilder, die einen heute, gut 40 Jahre später, immer noch ergreifen.
- Geschrieben von Marc Peschke -
Eine gute Straßenfotografie zeichnet sich vor allem dadurch aus, dass der Fotograf die Gunst der Sekunde nutzt. Er folgt der Spur des Kairos, jener griechischen Gottheit des günstigen Zeitpunktes.
Ist man zu spät, verpasst man den entscheidenden Moment, dann ist alles vertan: Die besondere Sekunde kommt nicht wieder.
- Geschrieben von Stefan Diebitz -
Vor genau fünfhundert Jahren verwüstete der Bauernkrieg den Südwesten und -osten Deutschlands.
Vom Deutschen Bauernkrieg gehört hat fast jeder, aber was wissen wir über die Epoche? Haben wir eine umfassende Anschauung dieses Krieges? Haben wir mehr oder anderes vor Augen als Bauern, die eine Fahne mit einem Schuh in die Höhe recken? Zumindest in Norddeutschland wird das wohl eher die Ausnahme sein, denn der Bauernkrieg, der die Bundschuh-Bewegung von 1493 bis 1517 fortsetzte, verwüstete Süddeutschland, nicht aber den Norden. Dort war die Reformation viel wichtiger, und die Gestalt Martin Luthers überstahlt bis heute alles.
- Geschrieben von Anna Grillet -
„Der Brutalist“ erzählt von Gier, Macht, dem Kampf zweier Männer, erzählt von Hoffnung, Emigration, dem vergifteten amerikanischen Traum, von Antisemitismus, Ausbeutung und Aufbegehren, von Architektur und Ästhetik als Reaktion auf den Holocaust.
US-Regisseur Brady Corbet („Vox Lux“, 2018) kreiert mit der dreieinhalbstündigen fiktiven Biografie des jüdische Architekten Lázló Toth (grandios Adrien Brody) ein authentisches Monumental-Epos von schmerzhafter Intensität, radikal, erschütternd, visionär, meisterhaft inszeniert, voll ungelöster Rätsel und überragend in seiner visuellen Wucht und Schönheit. „Der Brutalist“ ist für zehn Academy Awards nominiert unter anderem als Bester Film und gilt aus Oscar-Favorit
- Geschrieben von Marion Hinz -
Man lese und staune: Die deutsche Erstaufführung des Musicals „Cabaret“ fand am Theater Lübeck statt. Das war im Jahr 1971, fünf Jahre nach der Uraufführung am Broadway. 2005 war das Musical noch einmal in Lübeck zu erleben.
Jetzt bringt Schauspieldirektor Malte C. Lachmann das Stück hier erneut auf die Bühne des Großen Hauses - und findet erschreckende Parallelen im Heute. Besonders deutlich wird dies am Ende des Abends, wenn alles in Unordnung gerät: Die Szenerie kippt, die Elemente auf der Drehbühne kreisen um sich selbst und umeinander, die Menschen wirken desorientiert und desillusioniert, ihr Gesang klingt schräg, die Töne reiben sich aneinander. Betroffenheit, Chaos und Ratlosigkeit beherrschen die Szene, erreichen und ergreifen auch das Publikum. Regisseur Malte C. Lachmann dürfte sein Ziel erreicht haben. Wir gehen nachdenklich nach Hause.