NewsPort - Kunst & Kultur aktuell
Kulturmagazin für den deutschsprachigen Raum
William Turner. Das Leben des englischen Nationalmalers
- Geschrieben von Stefan Diebitz -
William Turner ist eine der merkwürdigsten Personen der Kunstgeschichte: Geboren noch im 18. Jahrhundert, scheint sein umfangreiches Werk auf viel spätere Zeiten vorauszuweisen.
Turner war ein Anti-Klassizist – dazu erklärte ihn besonders der große Kunstschriftsteller John Ruskin (1819–1900), ein entschiedener Gegner des Klassizismus, der Turners Lob in dem fünfbändigen „Modern Painters“ sang.
Richard Wagner. „Tristan und Isolde“
- Geschrieben von Marion und Ernst-Günter Hinz -
In der rundum gelungenen Inszenierung von Stephen Lawless feierte Wagners Oper „Tristan und Isolde“ im Musiktheater Lübeck Premiere. Das Publikum war von dieser Aufführung ebenso begeistert wie von Lawless vorausgegangener Inszenierung „Semele“.
Von Anfang an hingerissen folgte das Publikum dieser musikalischen Erzählung von Tristan und Isolde bis zum tragischen Ende. Es ist eine Geschichte, die von Liebe und Tod erzählt, von Lust und Leid, von schuldloser Schuld. Es geht um eine Liebe, die vom Leben in den „süßen“ Tod führt. Es geht auch und vor allem um die Sehnsucht nach etwas, das größer ist als das Leben selbst und ohne die das Leben keinen Sinn macht.
Rachel Aviv: Sich selbst fremd. Wahre Geschichten von psychischen Ausnahmezuständen
- Geschrieben von Ruth Asseyer -
Wie verändert eine medizinische Diagnose den Blick auf ein psychisches Leiden? Diese Frage verhandelt die New Yorker Journalistin und Autorin Rachel Aviv in ihrem neuen, bewegenden Buch „Sich selbst fremd. Wahre Geschichten von psychischen Ausnahmezuständen“, das jetzt in deutscher Übersetzung bei Hanser erschienen ist.
Rachel Aviv beschreibt darin sechs sehr unterschiedliche Krankengeschichten, die sie aus Tagebüchern, Briefen, Krankenakten, Polizeiberichten und Interviews rekonstruiert hat - darunter auch ihre eigene.
Götz Diergarten: inside-out / outside-in
- Geschrieben von Claus Friede -
Die Zeiten in denen Fotografie sich als das Medium der schwarz-weißen Dokumentation, als das, was das Auge als entfärbte Realität wahrnehmen kann und wahrheitstreu sowie dekodierbar angesehen wurde, sind lange vorbei.
Heute ist die Fotografie nach knapp 200-jähriger Geschichte ein Medium der Vielfalt: u.a. der Berichterstattung und News, der Kunst, der Manipulation, der Täuschung, des Weglassens und Addierens, des Narzismus‘ und der Überflutung.
„Die Frau ohne Schatten“ an der Deutschen Oper Berlin
- Geschrieben von Marion und Ernst-Günter Hinz -
Nach „Arabella“ (2023) und „Intermezzo“ (2024) nun also „Die Frau ohne Schatten“ an der Deutschen Oper Berlin. Mit dieser Märchenoper von Richard Strauss setzt Tobias Kratzer, der im Sommer 2025 die Intendanz der Staatsoper Hamburg übernimmt, einen fulminanten Schluss-Strich unter seinen Strauss-Zyklus an der Deutschen Oper Berlin.
Gelungen ist ihm eine Aufführung, die kaum jemand aus dem Publikum schnell vergessen wird - ein praller Premieren-Opernabend, der musikalisch und theatralisch überzeugte.
Die Freude und das Glück eines Kindes. Sayaka Shoji zu ihrem 42. Geburtstag
- Geschrieben von Frank-Peter Hansen -
Ich will nicht über dieses Violinkonzert in D-Moll, Op. 77 von Johannes Brahms (1833–1897) aus dem Jahr 1878 sprechen. Allenfalls möchte ich, in einer Art Summary, die Grundtöne der drei Sätze kurz in Erinnerung rufen.
Im 1., Allegro non troppo überschriebenen Satz, ist ein ins Extreme gesteigerter Schrei des Schmerzes und der Verzweiflung sozusagen omnipräsent. Wobei der unerhört zaghaft-sanft-flehende Eintritt des Orchesters im Anschluss an die Solokadenz die Grundstimmung des 2. Satzes in nuce antizipiert. Der 2. Adagio-Satz ist ein auf Grund seiner Herzinnigkeit ebenfalls schmerzhafter (Liebes-) Dialog zwischen der Oboe (der Querflöte und dem Fagott) und der Violine. Das Allegro giocoso, ma non troppo vivace überschriebene Finale ist ein mit eruptiver Macht und begeisternder Verve herausplatzender Teufelstanz ungarischen Charakters.
The Baltic Sisters: Värav / Vārti / Vartai
- Geschrieben von Redaktion -
Die Baltic Sisters sind ein grenzüberschreitendes multilinguales Folk-Ensemble, das aus vier Sängerinnen aus Litauen, Estland und Lettland besteht.
Die Musikerinnen haben sich ursprünglich durch ihre gemeinsame Leidenschaft für die „Sutartinės“ zusammengefunden, also für litauische mehrstimmige Lieder. Die Baltic Sisters haben sich im Jahr 2022 zufällig auf der Branchenmesse Womex in Lissabon kennengelernt.
Behzad Karim Khani: „Als wir Schwäne waren“
- Geschrieben von Marion Hinz -
Selten gibt es Bücher, die uns Leser von Anfang an so fesseln, so berühren, wie der neue, zweite Roman des im Iran geborenen, in Berlin lebenden Autors Behzad Karim Khani. Schon der Titel „Als wir Schwäne waren“ berührt unser Herz, unsere Seele.
Erzählt wird die Emigrantengeschichte eines Jungen, der mit seiner Familie aus dem Iran nach Deutschland gekommen ist, aus der Ich-Perspektive. Es ist ein hinreißender, beschämender, wahrhaftiger Roman. Grundlage sind wie in seinem Erstlingswerk auch hier die Eckdaten des Lebens von Behzad Karim Khani.
Ragnhild Hemsing: VETRA – My Norwegian Winter
- Geschrieben von Claus Friede -
Die norwegische Violinistin Ragnhild Hemsing spielte gemeinsam mit dem Kontrabassisten Sondre Meisfjord und dem Schlagwerker Terje Isungset ein stimmungsvolles Konzert im Kleinen Saal der Elbphilharmonie.
Die Außertemperaturen in der Hamburger HafenCity rund um die Elbphilharmonie herum waren gefühlt weit unter 0-Grad – wie man es von einem nordischen Winter erwartet. Da ist der norwegische Winter vergleichbar, wenn auch garantiert schneereicher. Die Konzertbesucher des fast gefüllten Kleinen Saals der Elbphilharmonie kamen also schon winterlich an, viele im Norweger-Pullover oder -Jacken, und man hörte vor Beginn Geschichten aus Norwegen und Erzählungen von Nordland-Reisen, quer durch die Sitzreihen.
„Armand“ – Renate Reinsve und die beklemmende Magie der Liminal Spaces
- Geschrieben von Anna Grillet -
Der Norweger Halfdan Ullmann Tøndel ist der Enkel des legendären Regisseurs Ingmar Bergman und der Schauspielikone Liv Ullmann. Vielleicht wollte er grade deshalb eigentlich nie zum Film.
Sein beklemmendes satirisches Psychodrama „Armand“ expandiert zur surrealen Choreographie, einem frappierenden Labyrinth aus Lügen und Intrigen. In Cannes wurde der facettenreiche Debütfilm als Gewinner der Sektion Un Certain Regard ausgezeichnet, in Deutschland leider noch ein Geheimtipp.