Biografische Text- und Bilddokumentation von den Anfängen bis zum Holocaust und dem Weiterleben in der Emigration, von Gabriele Hannah, Martina Graf und Hans-Dieter Graf.
Er gehört zu dem ältesten und wichtigsten von Juden besiedelten Landstrich in Deutschland – der Altrhein. Das nördlich von Worms zwischen Rhein und Hügelland gelegene Gebiet, in dem die rheinhessischen Altrheinorte Gimbsheim, Eich und Hamm liegen, war für mehr als 300 Jahre Heimat jüdischer Familien. Als Landjuden waren sie Teil des deutsch-jüdischen Lebens, das in dieser Region 1939 mit dem der Vertreibung des letzten jüdischen Bewohners aus Gimbsheim unwiederbringlich verlorenging.
„Die Dokumentation verfolgt die Lebenswege der Überlebenden und ihrer Nachfahren bis in die Gegenwart und zeigt das Leben der Familien in der Emigration in Nordamerika. Durch die Erforschung der Biografien werden die Familienstrukturen und die Beziehungen zwischen den einzelnen jüdischen Familien der drei Altrheingemeinden und weit über diese hinaus sichtbar“, heißt es in der Beschreibung.
Obwohl das Werk sich teilweise sehr eng an die individuellen Familiengeschichten hält, ist es wie ein Stellvertreter für viele deutsch-jüdische Familien und deren Schicksal anzusehen und ist dadurch wesentlich mehr als nur eine historische Bestandsaufnahme und Rückbesinnung. Dauerte das sogenannte „Jüdische Mittelalter“ bis ins 19. Jahrhundert – Ausgrenzungen, Pogrome und Vertreibungen spielten durch die Jahrhunderte immer eine Rolle – so half auch die Anerkennung der Staatsbürgerschaft im Deutschen Reich nur an wenigen Orten, dass jüdische Familien als gleichberechtigt angesehen wurden und unbehelligt blieben.
Exemplarisch und sehr ausführlich erzählen die drei Autoren einzelne Lebenswege. Dabei zieht sich das Thema der Emigration wie ein roter Faden durch die Biographien. Bereits im 19. und frühen 20. Jahrhundert galt Nordamerika als DAS Auswanderungsland für deutsche Juden. Die USA-Einwanderer trugen in erheblichen Maße zum wirtschaftlichen und wissenschaftlichen Gedeihen und zum Fortschritt bei. Der Shoa zu entfliehen löste eine weitere Auswanderungswelle aus.
Allerdings enden die Dokumentationen nicht mit dem Exodus, sondern ziehen sich weit hinein bis in die Gegenwart. Zeitzeugen erzählen von ihren Erinnerungen und verbinden so das Gestern mit dem Heute.
Das Werk leistet damit zugleich einen Beitrag zur jüdischen Geschichte Rheinhessens und zur Emigrationsgeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts im Allgemeinen sowie zur Forschung und den beschriebenen Phänomen der Kettenwanderung emigrierter Familien.
Mit weit über Vierhundert Abbildungen erweitert diese Publikation die Textbeiträge und schafft dadurch vielseitige Zugänge. Das Anschauungsmaterial hilft die Lebenswege der elf Familien vom Altrhein nachvollziehen zu können und entwickelt eine besonders starke Authentizität des gesamten Projektes.
Zusammen mit ihren Herausgebern, den evangelischen und katholischen Kirchengemeinden aus Hamm, Eich und Gimbsheim und gemeinsam mit den Nachfahren haben die Autoren eine überaus wertvolle und präzise Erinnerungsarbeit geleistet, die insbesondere zum Verständnis und zur Versöhnung beiträgt.
Die Juden vom Altrhein
Biografische Dokumentation von den Anfängen bis zum Holocaust und dem Weiterleben in der Emigration
Gabriele Hannah, Martina Graf, Hans-Dieter Graf
Nünnerich-Asmus Verlag & Media
536 Seiten, 465 Abb.
ISBN: 978-3-961760-20-6
Leseprobe
Abbildungsnachweis:
Buchumschlag www.na-verlag.de
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