Eine eindrucksvolle Reise durch die Kunst- und Kulturszene aus drei Jahrzehnten
„Follow Arts“ lautet der richtungsweisende Titel des ersten, soeben erschienenen Buchs von und mit Claus Friede (*1960). Unter diesem kunstfreundlichen und kunstfreudigen kulturellen Imperativ vereint der von Dagmar Reichardt und Gudrun Thiessen-Schneider herausgegebene Band ausgewählte Texte von Claus Friede aus den letzten drei Jahrzehnten (1990-2020).
Es sind 85 Artikel, Katalogtexte und Zeitungsartikel sowie unveröffentlichte Reden, gehalten als Einführung bei Vernissagen und anderen Kulturveranstaltungen auf 580 reich bebilderten Buchseiten. Auch Laudationen, öffentliche Vorträge und Gespräche über und mit Größen aus dem deutschen Kulturleben und der internationalen Kunstbranche sind in dem Buch enthalten: von Sol LeWitt und Franz Erhard Walther über Clegg & Guttmann, Hanne Darboven, Ólafur Elíasson, Till Nowak, Iris Schomaker, bis hin zu Michael Batz, Eric Kandel, Chico Colvard, Alexander Kluge, Hieronymus Proske, Yang Chi-Hsin, Yahon Chang, Stefan Szczygiel, Steve Reich, Johannes Kalitzke, Yvonne von Schweinitz und vielen anderen mehr.
Kurz gesagt: „Follow Arts“ bringt dem Leser anlässlich des 60. Geburtstags von Claus Friede, dieses „Allrounders in Sachen Kultur“, das gesamte Kulturleben in Deutschland nahe. All dies wird in ihrer ganzen Vielfarbigkeit, Attraktivität und geistigen Anspruchshaltung – exemplarisch und anschaulich – zum Anfassen nah präsentiert. Gleichzeitig bietet das Buch Einblicke in die seit 30 Jahren bestehende Kunstagentur „Claus Friede*Contemporary Arts“. Beispielhaft dokumentiert das Buch die allmähliche Wende im Schaffen von Claus Friede von der analogen Kunst- und Kulturwelt zu digitalen Formaten seit der Gründung seiner Kunstagentur im Jahr 1990. Dabei wird von Seite zu Seite immer stärker deutlich, wie erstaunlich vielfältig die Wirkungskreise dieses von Deutschland aus tätigen internationalen Kunstexperten und transkulturellen Kulturvermittlers sind. Reflektiert wird auch Claus Friedes Maxime, zeitgenössische deutsche Kunst und Kultur über die Landesgrenzen hinaus zur Geltung zu bringen und zugleich originelle, zeitgeschichtlich bedeutende und global tonangebende Trends rund um den Globus in die eigenen lokalen Parameter aufzunehmen. Das Buch fächert immer neue Zusammenhänge zwischen unterschiedlichen Kulturpraktiken, Kulturaustausch und Kulturgrößen in chronologischer Reihenfolge auf.
Das Buch ist in zwei Teile mit zeitlichen Unterabschnitten gegliedert. Wer beispielsweise im ersten Teil den Aufsatz über „Kunstförderung in Deutschland“ aus dem Jahr 1996 liest, wird feststellen, wieviel „Heute“ bereits im „Damals“ enthalten ist. Wir erhalten Einblicke in den kulturwirtschaftlichen Kunstbereich, erfahren vieles über die Geschichte der Kunstförderung, über die Entwicklung der Galerien in Deutschland, über den wichtigen Part von Galeristen und Kunsthändlern, über Mäzenatentum und unternehmerische Förderungskultur. Doch nicht nur die bildnerische Kulturszene steht in diesem Buch im Mittelpunkt, auch die filmische, musikalische, fotografische, lichtkünstlerische, literarische Welt findet hier angemessenen Raum.
In Teil 2, im Kapitel „Lebenslinien“, steht Claus Friede selbst im Zentrum – inklusive einige beispielhaften, nicht nur für ihn wichtigen menschlich-künstlerischen Begegnungen. Zeitgenossen und Wegbegleiter kommen hier zu Wort. So beschreibt Hartmut Frank, Architekt und damaliger Vizepräsident an der Hamburger Hochschule für Bildende Künste, Claus Friede als einen großen, stillen, unaufgeregten, überlegten Menschen. Ein weiterer Wegbegleiter ist Clemens Wittkowski, Gründungsmitglied der Künstlergruppe „bauhouse“. Er schreibt über Claus Friede u.a. Folgendes: „Was ich heute an ihm am meisten schätze, ist sein nicht nachlassen wollendes Interesse für Menschen, Meinungen, Haltungen und Ideen.“ Großes Lob äußert Wittkowski über den Reichtum an Wissen, der Claus Friede auszeichnet. Dieses Wissen sei „vollkommen dezidiert“ und „nahezu umfassend“. Dem ist nichts hinzuzufügen.
Zum Ende der Publikation werden neben einer detaillierten Ausstellungs- und Publikationsliste auch Radiobeiträge, Fernsehsendungen und Live-Interviews chronologisch aufgeführt. Die letzten Seiten füllt ein farbig gedruckter fotografischer Anhang quer durch die Jahrzehnte und deren lebendige Kunstszene mit Aufnahmen, die Claus Friede neben dem Bundespräsidenten a.D. Richard von Weizäcker, Königin Sonja von Norwegen, den Künstlern Bill Viola, Jonathan Meese und Astrid Klein, dem langjährigen Berlinale-Chef Dieter Kosslick sowie den Schauspielern Dietmar Schönherr und Stephan Schad zeigen.
Gewidmet hat Claus Friede „Follow Arts“ seinem Sohn Max: Vorangestellt ist dem Buch das vom Autor zusammengestellte Zitat „Gehe in die Welt, lerne, vergleiche, verstehe, erinnere und werde weise“, welches sich auf die jüdische Tradition beruft. Genau das widerfährt dem Leser, der mit diesem Buch durch die Welt der Kultur geht.
Follow Arts – Texte zu digitalen Welten und analogen Formaten von Claus Friede
Verlag Peter Lang 2020
580 Seiten, Abb., Fester Einband
ISBN 978-3-631-81471-0
Der Druck wurde gefördert durch die Fondation Erica Sauter (Genf).
Weitere Informationen (Verlagsseite)
Claus Friede ist Co-Gründer und Chefredakteur von KulturPort.De (seit 2008), Inhaber der Kunstagentur ClausFriede* Contemporary Arts (seit 1990) und Professor an der Lettischen Kulturakademie in Riga (seit 2013).
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