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Das Stuttgarter Barockensemble il Gusto Barocco und der Dirigent und Cembalist Jörg Halubek starten mit einer Wiederentdeckung in das Jahr 2024.

Die vergessene Barockoper „Adonis“ von Johann Sigismund Kusser wurde 2022 bei der Stuttgarter Festwoche Barock nach mehr als 300 Jahren erstmals wiederaufgeführt und ist nun als Album veröffentlicht.

 

Die Götter Griechenlands waren zwar mächtiger als das Gewürm, von dem sie sich Tempel errichten ließen; gegen menschliche Regungen indes waren sie nicht gefeit. Vor allem die Eifersucht brachte sie oft durcheinander – wie Johann Sigismund Kusser (1669–1727) um 1700 am Stuttgarter Hof zeigte, als er die „göttlichen“ Opernhelden umherwirbelte: Amor schießt wie wild um sich, worauf Apoll Daphne nachstellt und Venus für Adonis entbrennt, dem aber nichts mehr behagt als die muntere Jagd – bis endlich ein von Vulkan gehärteter Pfeil durchdringt und er der Liebesgöttin erliegt. Die schwächt seine Zielgenauigkeit, und so nimmt ihn ein wilder Eber auf die Hauer.

Kusser Adonis COVERLange Zeit glaubte man diese köstliche, spritzige Oper verschollen. 2005 wurde sie jedoch von einer australischen Wissenschaftlerin in der Württembergischen Landesbibliothek aufgespürt und wiedererweckt.

Johann Sigismund Kusser, aus Bratislava (damals Preßburg/Ungarn) stammend, arbeitete zeitlebens als Kapellmeister und Komponist.

 

Wichtiger künstlerischer Impulsgeber für Kusser war zunächst Jean-Baptiste Lully in Versailles und Paris. Danach ging er als Operndirektor an den Braunschweiger Hof und an die Hamburger Oper am Gänsemarkt. Die fünf Jahre, die er zwischen 1699 und 1704 am Stuttgarter Hof verbrachte, förderten die Entwicklung der württembergischen Barockoper. In die 1699/1700 uraufgeführte Oper „Adonis“ flossen französische und italienische Impulse ein, das Libretto allerdings war in deutscher Sprache verfasst. Kusser starb 1727 in Dublin.

 

Il Gusto Barocco, 2008 vom Dirigenten, Cembalisten und Organisten Jörg Halubek in Stuttgart gegründet, besteht aus international führenden Virtuosen der jüngeren Generation. Die Mitglieder verbindet die Musiziertradition der Schola Cantorum Basiliensis. Zuletzt erschienen die erfolgreichen Einspielungen von kammermusikalischen Werken: Bachs „Partita and Concertos“ (Berlin Classics) 2023, „Suite & Concertos“ (Berlin Classics) 2022, dessen Brandenburgische Konzerte (Berlin Classics) 2021 und Claudio Monteverdis „Marienvesper“ (SWR 2/cpo) 2020.

Il Gusto Barocco und Jörg Halubek erkunden seit Jahren die Barockmusik des Stuttgarter Hofes. Als Thinktank vereint das Ensemble Instrumentalvirtuosen der Basler Schule unter der Leitung von Maestro al Cembalo Jörg Halubek. Ihre lang gewachsene musikalische Vertrautheit ermöglicht ihnen, den Notentext „ähnlich zu lesen“ und Gestaltungsfreiheiten in der Musik des 17. und 18. Jahrhunderts in all ihren Facetten auszuloten.

 

Gemeinsam entwickeln die Experten der historischen Aufführungspraxis kreative Konzepte und innovative Projekte, die einen anderen Zugang und einen neuen Blick auf die barocke Kunstwelt öffnen.

 

„Adonis“ wurde im Rahmen der Stuttgarter Barockwoche erstmals nach mehr als 300 Jahren in voller Länge aufgeführt und eingespielt. Damit setzt das Ensemble nach Brescianellos „Tisbe“ (2015), Heinichens „Flavio“ (2019), Telemanns Händeladaptionen „Celofida“ (2022) die Reihe bedeutender Opernentdeckungen fort.


Johann Sigismund Kusser: Adonis

Deutschsprachige Oper in 3 Akten

il Gusto Barocco

Jörg Halubek | Cembalo und Leitung

Yannick Debus (Bariton): Adonis | Ulrike Hofbauer (Sopran): Venus | Anita Rosati (Sopran): Cupido | Nina Bernsteiner (Sopran): Daphne | Nils Wanderer (Altus): Apollo

| Seda Amir-Karayan (Alt): Pallas | Morgan Pearse (Bass): Vulcanus | Dominik Wörner (Bass) | Jupiter

Label: cpo

2CDs

EAN: 761203560929

Weitere Informationen (il Gusto Barocco)

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