CDs KlassikKompass
Carl Philipp Emanuel Bach: Edition und Collection

Ein guter erster Einstieg in die musikalischen Welten des Carl Philipp Emanuel Bach ist die eben erschienene 10-CD-Box „C.P.E. Bach Edition", auf der die deutsche ‚harmonia mundi’ hochwertige Aufnahmen aus den vergangenen 50 Jahren zusammengestellt hat.
 
Hammerklavier-Experte Andreas Staier gibt auf dem Cembalo und Hammerklavier Kostproben aus den Werken für Tasteninstrumente – zu hören sind etwa 12 Variationen über die Folie d'Espagne, drei Sonaten und die großartige „Freye Fantasie" in fis-Moll, die wie eine im Moment geborene Improvisation wirkt, eine irrlichternde Suche nach Ausdrucksformen der neuen empfindsamen Zeit.
 
C.P.E. Bach: EditionDie Kammermusik ist durch drei Quartette für Fortepiano, Flöte und Viola vertreten, auf der CD mit Doppelkonzerten ist neben anderen das verblüffende Konzert für Cembalo und Hammerklavier zu hören, das quasi beiden Instrumenten die Möglichkeit gibt, ihre Vorzüge herauszustreichen und eine großartige Momentaufnahme des Wandels zu Carl Philipps Zeit ist. Am Fortepiano und den Cembali sitzen Eric Lynn Kelley, Jos van Immerseel, Alan Curtis und Gustav Leonhardt.
 
Mit zwei CDs etwas überrepräsentiert ist das Orgelwerk, in dem sich auch eine der Hamburger Symphonien eingeschlichen hat – je nach Blickwinkel eine ärgerliche Doppelung oder hübsche Vergleichsmöglichkeit: Thomas Hengelbrock spielt sie auf der CD mit zwei Concerten Cembalo, Oboe und drei Hamburger Symphonien (darunter die packende fünfte in h-Moll) mit seinem Freiburger Barockorchester.
 
Kammermusik für Flöte und Violine teilt sich eine CD mit der hübschen kleinen, sinnlichen Schäferkantate Kantate „Phyllis und Thyrsis". Oldie unter den Aufnahmen dieser Box ist das prächtige und erstaunlich frisch klingende „Magnificat", in dem 1966 Elly Ameling, Maureen Lehane, Theo Altmeyer und Roland Hermann neben dem Tölzer Knabenchor und dem vom Label als Pionier-Ensemble für historische Aufführungspraxis initiierten ‚Collegium Aureum’ unter Franzjosef Maier musizierten. Immer noch sehr gut anhörbar, auch wenn sich die Aufführungspraxis seither doch ein wenig weiterentwickelt hat und man sich vor allem den Chorklang deutlich schlanker und das Orchester noch transparenter wünscht. Ebenfalls mit dem ‚Collegium Aureum’ aufgenommen: eines von CPE Bachs Cellokonzerten mit der Solistin Angelica May.
 
Ein Glanzpunkt in dieser Sammlung: wie der junge Sigiswald Kuijken mit dem ‚Collegiujm Vocale Gent’ und seiner ‚Petite Bande“ „Die letzten Leiden des Erlösers" tief empfunden hörbar macht – eine der großen Passionskantaten, komponiert zu Beginn von CPE Bachs zweitem Hamburger Jahr 1769. Als Solisten wirken mit Barbara Schlick, Ggreta de Reyghere, Catherine Patriasz, Christoph Prégardien und Max van Egmond.
 
Wie bei jeder Auswahl bleiben Wünsche offen – am schmerzlichsten vielleicht der, das eine oder andere Stück auf dem von diesem Bach so geliebten Clavichord zu hören. Andererseits sollte man bei der hohen musikalischen Qualität dieser Aufnahmen nicht meckern, sondern angesichts des Schnäppchenpreises, zu dem sie angeboten werden, getrost zugreifen. 

C.P.E. Bach: Edition
Label: Dhm (Sony Music)
ASIN: B00GK7MQCW 
Box mit 10 CDs
CD1: Sonatas & Fantasies – Andreas Staier
CD2: Drey Quartetten für Fortepiano, Flöte & Bratsche – Les Adieux
CD3: Double Concertos & Sonatina – Collegium Aureum
CD4 & 5: Orgelkonzerte & Sonaten – Ensemble Parlando, Rainer Oster
CD6: Hamburger Symphonien – Freiburger Barockorchester, Thomas Hengelbrock
CD7: Phyllis & Thirsis – Hans-Martin Linde, Jaap Schröder u.a.
CD8: Magnificat & Cello-Konzert – Collegium Aureum
CD9 & 10: Die letzten Leiden des Erlösers – La Petite Bande, Sigiswald Kuijken
Hörbeispiel
 
 
The Collection CPE Bach.Das im vorigen Absatz Angemerkte gilt ebenso bei der ähnlich dimensionierten Box, für die Warner Classics musikalisch hochwertige Aufnahmen zusammengestellt hat. Die 13 CDs unter dem Titel "The Collection CPE Bach", aufgenommen in den Jahren 1978 bis 1992, legen einen klaren Schwerpunkt auf Carl Philipp Emanuels Solokonzerte und Klavierwerke: Oboe, Flöte – alle mit dem Amsterdam Baroque unter Ton Koopman, der das Konzert für zwei Cembali gemeinsam mit seiner Frau Tini Mathot spielt). Dazu die Cellokonzerte mit dem Orchestra of the Age of Enlightenment unter Gustav Leonhardt, der auch fünf der Hamburger Symphonien dirigiert.

Die je sechs Preußischen und Württembergischen Sonaten liegen in kompletten Aufnahmen am Hammerklavier mit Bob van Asperen vor, für die Rondos setzte sich Alan Curtis ans Cembalo. Orgelsonaten steuert Herbert Tachezi bei. Und als einziges Chorwerk befindet sich das breit angelegte Oratorium "Die Auferstehung und Himmelfahrt Jesu" in dieser Box – aufgeführt unter der Leitung von Philippe Herreweghe mit dem Orchestra of the Age of Enlightenment, dem Chor des Collegium Vocale Gent, mit den Solisten Hillevi Martinpelto, Peter Harvey und dem großartigen Tenor Christoph Prégardien.   
 
The Collection CPE Bach
13 CD. Warner Classics
No. 2564 63492-7
 
CD1 Symphonies Wq183, Wq182 No. 5 / Orchestra of the Age of Enlightenment – Gustav Leonhardt
CD2 Oboe Concertos Wq 164, 165, Oboe Sonata Wq135 / Ku Ebbinge – Amsterdam Baroque Orchestra – Ton Koopman
CD3 Flute Concertos Wq 167, 168, Harpsichord Concerto Wq425 / ABO – Ton Koopman
CD4 Flute Concertos Wq 166, 169, Double Concerto Wq408 / ABO – Ton Koopman
CD5 Cello Concertos 1-3 / Anner Bylsma - OAE – Gustav Leonhardt
CD6-7 Six Hamburg Concertos / Bob van Asperen – Melante Amsterdam
CD8-10 Prussian and Württemburg Sonatas / Bob van Asperen
CD11 Rondos for Forte-piano / Alan Curtis
CD12 Organ Sonatas / Herbert Tachezi
CD13 Die Auferstehung und Himmelfahrt Jesu / Collegium Vocale Gent – OAE – Philippe Herreweghe
Vollständige Trackinglist


Abbildungsnachweis:
Header: Portrait Carl Philipp Emanuel Bachs von Johann Philipp Bach, um 1780. Pastellkreide (bearbeitet von Redaktion)
CD-Box-Cover

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