CDs KlassikKompass

In Fachkreisen gerühmt und vom Publikum bewundert – Margarita Höhenrieder ist in der deutschsprachigen Klavierlandschaft eine Institution.

Einerseits als Interpretin, deren seltene Konzerte als herausragende Ereignisse gelten. Andererseits als Professorin in München, wo sie seit 1991 ihr Wissen an hochbegabte junge Musikerinnen und Musiker weitergibt.

 

Für ihr neuestes CD-Projekt hat sich Margarita Höhenrieder auf die Suche nach dem authentischen Klang der Musik Frédéric Chopins begeben: in seinen Mazurkas und dem Klavierkonzert Nr. 1 in e-Moll.

 

Chopin M Hoehenrieder COVEREingespielt hat sie die Werke auf zeitgenössischen Pleyel-Flügeln und damit auf Instrumenten jener französischen Klavierfabrik, die Chopin von allen am höchsten schätzte. Die Aufnahme des e-Moll-Konzerts entstand auf Grundlage des historischen Notentexts von Jan Ekier gemeinsam mit dem Orchester La Scintilla, das ebenfalls auf historischen Instrumenten unter der Leitung von Riccardo Minasi spielte.

 

Es ist bereits das zweite Mal, das sich Margarita Höhenrieder der Romantik durch historische Spielpraxis widmet. Ihre Interpretation von Klavierwerken der Eheleute Schumann erhielt 2020 frenetischen Beifall: „Sofort wird man als Hörer in die intime Atmosphäre des Salons hineingezogen, sitzt förmlich vor dem Flügel, den Höhenrieder nicht weniger fordert als ein modernes Instrument. Aber dennoch weiß sie die Iyrischen Stärken und den Obertonreichtum dieses Instruments [...] grandios auszuloten“ (PianoNews). Mit dem virtuos-romantischen Klavierkonzert und den kunstvollen Mazurkas, in sorgsam nachempfundenem Klanggewand, gewährt Margarita Höhenrieder nun neue, hochinteressante Einblicke in das Universum Chopin.

 

NO-TE: Wie gestaltete sich Ihre Suche nach dem authentischen Chopin-Klang?

 

Margarita Höhenrieder (MH): Jahrelang fragte ich mich, welches Instrument aus Chopins Zeit wohl am überzeugendsten seine poetische Musik, seine übergroße Empfindsamkeit, seine Noblesse und seine Melancholie widerspiegelt. Die Antwort hatte Chopin 1831 selbst in einem Briefzitat gegeben: „Die Pianos von Pleyel sind das Nonplusultra“. Schließlich führte mich eine Spur nach Kellinghusen, nördlich von Hamburg. In einer Sammlung von Eric Keller verliebte ich mich ‚auf den ersten Ton‘ in einen außergewöhnlich schönen Pleyel-Flügel und konnte eintauchen in ein anderes Jahrhundert. Dieser Hammerflügel wurde um 1855 in Paris gebaut und fachgerecht mit historischen Materialien und Methoden restauriert. Er ist absolut baugleich mit dem Instrument, welches Chopin besaß, und von typisch französischer Eleganz – im Klang wie auch in der Optik. Er spiegelt den Geist der romantischen Epoche wider und stellt ein authentisches Klangzeugnis dar. Die vorliegenden Mazurken habe ich auf diesem Instrument aufgenommen. Die Aufnahme des e-Moll-Konzerts mit der historischen Notenfassung von Jan Ekier fand auf einem anderen Pleyel etwa gleichen Baujahrs statt, der sich der relativ hohen Stimmung dieses Orchesters (440 Hz) anpassen konnte, in der akustisch hervorragenden Kirche Oberstrass in Zürich.

 

NO-TE: Wo fand die Aufnahme der Mazurkas statt?

 

MH: In einem Raum, einem Salon etwa aus der Mitte des 19. Jahrhunderts vergleichbar und keinem der heutigen Konzertsäle. Der Aufnahmeort war für mich ebenfalls von besonderer Bedeutung, weil ich mich gerade mit der innigen Musik von Chopin gegen den heutigen Trend entschieden hatte, das Bestreben nach immer größeren und vielseitigeren Instrumenten sowie architektonisch und akustisch immer interessanteren Sälen.

 

NO-TE: Was bedeutet so ein historischer Flügel für die Interpretation?

 

MH: Das Spielgefühl auf einem Pleyel des 19. Jahrhunderts ist natürlich ein völlig anderes als auf einem modernen Instrument. Man muss sich diesem äußerst fragilen Instrument mit großer Sensibilität und Aufmerksamkeit nähern. Triller z. B. funktionieren am besten, wenn man sie eine winzige Spur langsamer nimmt. Die speziellen Fingersätze von Chopin habe ich zum großen Teil von dessen Schüler Carl Mikuli übernommen.

Margarita Höhenrieder studierte Klavier bei Anna Stadler und Ludwig Hoffmann in München sowie bei Leon Fleisher am Peabody Institute in Baltimore/USA. 1981 gewann sie den 1. Preis beim renommierten Ferruccio-Busoni-Klavierwettbewerb in Bozen. 1984 erhielt sie eine Professur an der Hochschule für Musik Würzburg und trat 1991 die Nachfolge von Ludwig Hoffmann an der Hoch- schule für Musik und Theater München an.

Als Solistin konzertierte sie u. a. mit Dirigenten wie Kiril Petrenko, Claudio Abbado, Lorin Maazel, James Levine, Riccardo Chailly, Fabio Luisi und mit Orchestern wie dem BR-Symphonieorchester, den Münchner Philharmonikern, dem New York Philharmonic, der Sächsischen Staatskapelle Dresden, dem Gewandhausorchester Leipzig, dem Mozarteum-Orchester Salzburg und dem Mahler Chamber Orchestra. Zu ihren kammermusikalischen Partnern zählen u. a. Julius Berger, Sabine Meyer und Emmanuel Pahud. Einspielungen sind etwa bei RCA, Hänssler und Solo Musica erschienen und v. a. der Musik Harald Genzmers sowie Mozart, Beethoven und der Romantik gewidmet.


Margarita Höhenrieder: Frédéric Chopin Piano Concerto Op. 11 and Mazurkas

played on period instruments

Orchestra La Scintilla | Riccardo Minaso Conductor

Label: Solo Musica

EAN 4260123644000

 

- Weitere Informationen (Homepage Margarita Höhenrieder)

- Weitere Informationen (Label)

 

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