Der in Hamburg geborene, in Norwegen aufgewachsene und in Köln lebende Saxophonist und Komponist Michael Villmow wird zu Beginn des Februars 2021 ein neues Album veröffentlichen, das den Titel „Da Pacem“ (dt.: Gib Frieden) trägt.
Die Aufnahmen sind gar nicht einmal mehr ganz so frisch – aufgenommen im Jahr 2016, im internationalen Konzert- und Kulturzentrum Orgelpark in Amsterdam, und gemeinsam mit weiteren europäischen Mitstreitern, insbesondere dem Spitzenchor „Cappella Amsterdam“, geleitet von Daniel Reuss, sowie Instrumentalisten von Weltruf, darunter der norwegische Saxofonist Bendik Hofseth und Schlagzeuger Hans-Kristian Kjos Sørensen. Außerdem Michael Villmows Sohn, der Perkussionist Frederik Villmow sowie der Niederländer David Jansen an der Orgel.
Die kirchliche Akustik, der besondere Klang der Utopa Barockorgel im Orgelpark, das präzise Mastering in Wien helfen der ohnedies hervorragenden musikalischen Arbeit der eben Genannten, ein Meisterstück produziert zu haben. Der Kirchenraum-Hall verwischt in keiner Weise die Klarheit und Genauigkeit des Spiels, kristalline Sequenzen bleiben ebenso bestehen wie die Zartheit und Ruhe des Gesamteindrucks. Der Chor kreiert eine spannungsreiche Atmosphäre, ist zwischen Gregorianik und Moderne zuhause.
„Chorklang und Gesang faszinieren mich schon seit meiner Kindheit. Für Chöre zu komponieren und mit ihnen zu musizieren ist ein wesentlicher Teil meiner Arbeit“, erläutert Villmow seine Nähe zum gemeinschaftlichen Singen. Dabei ist auffallend, dass auf „Da Pacem“ der Chor weder eine übergeordnete noch eine untergeordnete Rolle spielt, sondern eine rein Seiende in einer Selbstverständlichkeit innerhalb des klanglichen Verbundes.
Gerade in den modernen Kompositionspassagen erinnert die Ausdrucksstärke von Cappella Amsterdam an gute A-Capella-Interpretationen – beispielsweise von „Jesus und die Krämer" – von Zoltán Kodály (1882-1967), der übrigens wie Michael Villmow auch grenzüberschreitend dachte und arbeitete und denen die „Crossover“-Haltung leidenschaftlichen Antrieb generierte. Dazu gehört auch die Mehrsprachigkeit. Welches Denken dahinter steht zeigt sich in den Texten, im Booklet und selbstredend in der Biographie des Komponisten Villmow. Dem gegenüber spielt jedoch die Suche nach Etikettierung nur eine sehr untergeordnete Rolle und die Frage, ob es sich um Neue Musik, mit Einflüssen aus dem Jazz, Alter oder Sakraler Musik handelt wirkt nach dem Hörgenuss obsolet.
Alle acht Stücke, die uns insgesamt über eine Stunde begleiten, sind geprägt von Konzentration, Tiefgründigkeit und einer kontemplativen Gelassenheit. Es ist so als ob wir Hörer abtauchen dürfen in einen eigenen Raum, in eine eigene Zeit und in eine Besinnlichkeit, die christlich geprägt ist, aber nicht übermächtig erscheint.
„Als gebürtiger Hamburger bin ich in Deutschland daheim. Aber auch die Kultur und Menschen von Norwegen, wo ich aufwuchs, haben mich wesentlich geprägt, sodass sich in den meisten meiner Arbeiten als Musiker und Komponist nordische Klänge wiederfinden. Seit mehreren Jahren widme ich mich dem Zusammenspiel von Chor und Saxofon, besonders im Kirchenraum. Dabei möchte ich mit der notierten Musik die Improvisation als Ausdrucksmittel organisch verbinden. Mein Ziel ist es, auf diese Weise eine schlichte, innige und kraftvolle Musik zu schaffen, die berührt. Es war mir ein besonderes Anliegen, dieses Projekt mit Bendik Hofseth und einem Spitzenchor zu realisieren." — Michael Villmow
Michael Villmow, geboren in Hamburg, verbrachte seine Kindheit und Jugend in Norwegen und erlebte dort wesentliche Prägungen, die seitdem sein Leben begleiten. Künstlerische Offenheit und ein permanenter Blick über den Tellerrand zeichneten ihn schon früh aus. Die Beatles waren ihm genauso wichtig wie Bach, dessen Musik er als junger Kirchenchorsänger kennenlernte. Jimi Hendrix wurde für ihn, der selbst auch Gitarre spielte, ein Vorbild. Die Musik von John Coltrane begeisterte ihn für das Saxofon, das er während seiner Schulzeit in Boston / USA spielen lernte. Es folgten ein Jazz-Studium in Köln, Mitwirkung in vielen Bands und schließlich Gründung der elf Jahre lang bestehenden „KölnBigBand“ (KBB), in der Einflüsse aus Jazz und Rock eine ganz eigene, in dieser Konsequenz selten zu hörende Mischung ergaben.
Michael Villmow: Da Pacem
Cappella Amsterdam mit Daniel Reuss, Bendik Hofseth, Hans-Kristian Kjos Sørensen
CD
Label: Hey!blau Records
EAN: 4260314032692
Weitere Informationen und Hörprobe
YouTube-Videos:
- DA PACEM Trailer Single “Finale"
- DA PACEM - Orchesterfassung Uraufführung (Michael Villmow *1956)
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