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Vilde Frang: Britten Korngold – violin concertos

Die junge norwegische Geigerin Vilde Frang, mit Studium in Hamburg und Kronberg, widmet sich zwei Violinkonzerten von zwei Zeitgenossen, deren Lebenswege zwar Parallelen aufweisen, deren Quintessenzen aber recht unterschiedlich waren.

Den Österreicher Erich Wolfgang Korngold (1897-1957) und den Engländer Benjamin Britten (1913-1976) verbindet ihr Wunderkind-Image, dass sie beide in den frühen Jahren des 20. Jahrhunderts erhielten. Sie verbindet ihre Liebe und Verehrung zu Mozart (Korngolds Eltern nannten ihren Sohn sogar nach dem großen Komponisten) und sie verbindet die Auswanderung in die USA während der Nazi- und Kriegszeit. Beide arbeiteten für große US-Filmstudios in Hollywood – zugegeben Korngold länger und erfolgreicher, als der 1942 zurück nach England gekehrte Britten. Korngolds Filmmusik zu „The Adventures of Robin Hood“ mit Errol Flynn in der Hauptrolle (1938) brachte ihm neben einem saftigen Honorar, auch durch den Gewinn des „Oscars“, viel Ehre und Anerkennung.
Britten hingegen arbeitete für Dokumentar-, Experimental- und vor allem Werbefilme, kam aber trotz der Freundschaft und den guten Beziehungen mit dem amerikanischen Komponisten Aaron Copland nicht an die interessanten Filmprojekte.

Vilde Frang: Britten Korngold – violin concertos - coverTrotz der Zeitgenossenschaft unterscheiden sich die Kompositionsstile beider beträchtlich, was auf diesem Album deutlich zu hören ist. In der dialogischen Gegenüberstellung der beiden Violinkonzerte der Tonart D wird das vielmehr zu einer der qualitativen Merkmale dieser CD. Beide Kompositionsstile haben natürlich ihre Berechtigung und keiner ist schlechter oder besser als der andere, aber die Differenz macht daraus dennoch einen spannenden Wettstreit.

Korngold komponierte sein Violinkonzert in D-Dur, Op.35 in den Jahren 1937 bis 1945, also in der Zeit in denen er zwei Oscars und drei weitere Nominierungen erhalten hatte. Deutlich ist zu vernehmen, dass Korngold ganze Passagen aus bereits existierendem Filmmusikmaterial jener Jahre zitiert und dabei die Wucht der Musik-Film-Sprache in einer europäisch-spätromantischen Art verwendet. Die Erzählstränge im drei-sätzigen Orchesterstück sind zwischen lieblich, feinsinnig, aggressiv und rustikal angesiedelt. So war denn auch die Kritik auf die Uraufführung ambivalent. Eine ganze Reihe von Einspielungen hat es in den letzten Jahrzehnten gegeben, die Version von Vilde Frang gehört zu den Höhepunkten. Ihre Violine von Jean-Baptiste Vuillaume aus dem Jahr 1864 macht den Klang unverwechselbar.

Brittens Violinkonzert in d-Moll op. 15 hat der Engländer 1939 kurz nach seiner Überfahrt in die Vereinigten Staaten fertig geschrieben. Es wurde im folgenden Jahr in New York von John Barbirolli und den New Yorker Philharmonikern mit dem spanischen Violinisten Antonio Brosa als Solist uraufgeführt.
Das ausladende Werk gehört zu den noch suchenden Werken des Komponisten. Ungewöhnlich für Werke der Spätromantik bleibt vieles kompositorisch „unaufgelöst“ und in einer Art Frage- und Wartestellung.
Von Britten gibt es wenige Texte oder Zitate zu seinen Kompositionen, aber dieses aus dem Jahr 1971 gibt einen Eindruck davon, was er über sein Violinkonzert Op.15 in wenigen Sätzen zu sagen hatte: „The first movement starts with a tiny phrase for timpani, answered by the cymbal. This becomes the accompaniment for the first long tune on the violin solo, reappears many times during the movement, and finally accompanies a melodic cadenza descending slowly from the violin’s highest notes, in double- and triple-stopping. There is a pleading middle section in the acrobatic Vivace, after which the previous material appears softly and muted. There is a slow crescendo to a tutti which introduces a cadenza. This leads directly to the Passacaglia, of which the theme is announced by the trombones.“

Vilde Frang: Britten Korngold – violin concertos
Frankfurt Radio-Sinfonie Orchester. Leitung: James Gaffigan
Warner Classics
EAN 825646009213

YouTube-Video:
Vilde Frang records Britten & Korngold Violin Concertos
Hörprobe


Abbildungsnachweis:
Header: Vilde Frang: Marco Borggreve. © Warner Classics
CD-Cover

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