Die Rainmakers setzen eine Tradition fort, auf die heute relativ wenige Formationen Anspruch erheben. Wir denken spontan an den sogenannten Spiritual Jazz, dessen Blütezeit sich von Mitte der 1960-er bis Mitte des darauffolgenden Jahrzehnts erstreckte.
Sie geben uns diese ‚alte Religion‘, nicht als abergläubische Bigotterie, sondern im Sinne dessen, was uns rückverbindet, ein kostbares Gefühl menschlicher Zugehörigkeit, Brüderlichkeit und Schwesternschaft.
Die meisten Jazzmusiker konzentrieren ihre Forschung heute auf komplexe und ausgefeilte Strukturen, sei es auf rhythmischer, harmonischer oder melodischer Ebene. Viele aktuelle Produktionen können daher als Demonstration von Disziplin und Arbeit wahrgenommen werden, der Körper und Geist unterworfen werden können, um ein Ergebnis zu erzielen: Geschwindigkeit, Präzision, Kontrolle usw. Die Musik der Rainmakers hebt sich von diesem Trend ab. Natürlich stehen darin die individuelle Virtuosität und Kreativität im Vordergrund (die vier Mitglieder des Quartetts sind allesamt Meister der Improvisation und verfügen über eine phänomenale Ausdruckskraft), aber diese Musik erzählt auch vom Streben nach Freiheit, Revolte und Rebellion gegen Systeme der Kontrolle und gegen Unterdrückung im Allgemeinen, sowie vom Bedürfnis nach Transzendenz und Humanität.
Bandleader Bänz Oester und Javier Vercher kommen aus Europa, Afrika Mkhize und Ayanda Sikade aus Südafrika. Zu viert bilden sie eine verschworene Einheit, die sich durch nichts und niemanden auseinanderdividieren lässt. Mit anderen Worten: Wir haben es mit einer Formation zu tun, in der die individuelle Klasse aller Beteiligten nicht in egozentrischer Manier zur Schau gestellt wird, sondern in kollektive Energie umgewandelt wird.
Oester, der eine langjährige Faszination für die überaus reiche Musikkultur Afrikas hegt, sagt es so: „Ich will auf Augenhöhe mit den anderen Musikern kommunizieren. Dafür ist eine gewisse Haltung nötig, die kein Hierarchiedenken verträgt. Mir geht es darum, Grenzen zu sprengen. Ich schreibe niemandem etwas vor – die Musik wird gemeinsam entwickelt.“ Und zwar entlang einer Hochspannungsleitung zwischen Nord und Süd.
Durch ihr Zusammenspiel bekräftigen die Musiker unermüdlich ihren spirituellen Anspruch und ihr Bedürfnis, sich von allen Formen von Zwängen zu befreien. Damit setzen sie eine Tradition fort, auf die heute relativ wenige Formationen Anspruch erheben (außer vielleicht in Südafrika, und darum ist die Präsenz von Afrika Mkhize und Ayanda Sikade in dem Quartett zweifellos entscheidend). Man denkt spontan an John Coltranes 4tet, aber auch an die anderen Apostel des sogenannten Spiritual Jazz, dessen Blütezeit sich von Mitte der 1960-er bis Mitte des darauffolgenden Jahrzehnts erstreckte. Diese Musik ist heute auffallend aktuell.
In einer Zeit, in der Steuerungsalgorithmen immer effizienter werden und die Maschine die körperliche und geistige Leistungsfähigkeit des Menschen erreicht und sogar übertrifft, ist das Angebot von Bänz Oester, Javier Vercher, Afrika Mkhize und Ayanda Sikade zweifellos das, was wir am dringendsten brauchen: Sie geben uns diese alte Religion, nicht als abergläubische Bigotterie, sondern im Sinne dessen, was uns rückverbindet, ein kostbares Gefühl menschlicher Zugehörigkeit, Brüderlichkeit und Schwesternschaft.
Die Musiker spielen Ihr Instrument nicht nur, sie SIND auch das Instrument selbst; sie sind der Klang, ganz im Jetzt präsent, pure Freude erzeugend und gemeinsam erschaffen sie einen Sound, der das Universum scheinbar beeinflusst. Die Rainmakers bringen alles zum Blühen. Dafür gebührt ihnen unser Dank.
Bänz Oester beschreibt das Album so: Die Aufnahmen stammen von zwei Konzerttourneen im April und November 2022:
Jaipur ist eine Komposition meines alten Freundes, des Saxophonisten Cyril Bugnon, mit dem ich in den Neunzigerjahren viel zusammengespielt habe, u.a. in Malcolm Braffs Quintett. Der Tune hat die perfekte DNA für unsere Band!
Doina ist eine rumänische Panflötenmelodie, die ich in den Achtzigerjahren in einer Version des Ensemble Stefan Bucur entdeckt habe.
Ayandas Stück My Love For You haben wir seit 9 Jahren im Repertoire, dem Stück liegt ein archetypisches Swing-Pattern zugrunde, die um eine Achteltriole verschobenen Vierteltriolen bringen das Stück zum Fliegen.
Blue Heron ist die Visitenkarte von Javier Vercher, der seit 2019 Als Saxophonist in der Band ist. Mit ihm hat die Qualität und Intensität der Musik eine nächste Dimension erreicht. Im Intro ist Javier zu hören mit einem archaischen Bambus-Saxofon von einem Straßenhändler in Valencia.
Transformation ist eine Widmung an meinen im Jugendalter tödlich verunglückten Neffen.
Die klassische Ballade Gaba hat Ayanda Sikade auf seiner aktuellen CD „Umakhulu“ veröffentlicht.
Ode To Keith schliesslich ist Afrika Mkhizes Reminiszenz an den Pianisten Keith Jarrett.
Dieses Album besteht aus Live-Aufnahmen, so kommen die Qualitäten der Band am besten zum Tragen. Energie und Kommunikation erreichen auf der Bühne eine intensivere Dichte als im Studio.
Bänz Oester & The Rainmakers: Gratitude
Javier Vercher: Tenorsaxophon | Afrika Mkhize: Piano | Ayanda Sikade: Schlagzeug | Bänz Oester: Bass
Label: enja / Vertrieb: Edel (CH: Musikvertrieb)
CD, digital
EAN767522982923
VÖ: 08.09.2023
Weitere Informationen (The Rainmakers)
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