Kultur Kolumne
- Geschrieben von Claus Friede -
2014 gegründet, 2017 das Debüt-Album. Das europäische Jazzquartett „Distances“ mit Mitgliedern aus Lettland, Deutschland, Italien und Bulgarien, die größtenteils in München leben und arbeiten, stellt „Venice" vor. Und ab und zu reisen die vier Musiker auch mal nach Venezia, der Heimatstadt des Pianisten Marco Ponchiroli.
Reisen ist ein gutes Stichwort, denn die Gruppe ist viel unterwegs, besonders jetzt zur Release ihres Albums. Es geht nach Lettland, Polen, Italien und durch Deutschland. Auch das Album gleicht einer Reise zwischen poetisch-musikalischen Stimmungen, sensibel-ruhigem Dahingleiten, versetzt mit O-Tönen des „Wahren Lebens“. So ist quengelndes Babygeschrei (Continuous Now), Kirchenglocken (And Never Again) und Stimmengewirr (Continuous Now) Teil zweier Aufnahmen.
- Geschrieben von Hans-Juergen Fink -
In Bayreuth durfte es zwei Jahre mitspielen, in einem berühmten Thriller die Vögel aggressiv schreien lassen. Das Trautonium, vorgestellt 1930, ist ein Experiment der wilden elektronischen Frühgeschichte, zeigt aber in den Kompositionen von Harald Genzmer, welch kreatives Potenzial damit von der Leine gelassen wurde.
- Geschrieben von Claus Friede -
Exakt zehn Jahre ist es her, da formierten sich Musiker des Bundesjugendorchesters zu einem Brass-Ensemble. Mittlerweile arbeiten die elf Blechbläser mit einem Perkussionisten in sehr unterschiedlichen Orchestern. Einige halten Solo-Positionen im Gewandhausorchester Leipzig, Gürzenich-Orchester Köln, Konzerthausorchester Berlin, Hessisches Staatsorchester Wiesbaden, Philharmonisches Staatsorchester Hamburg und bei den Augsburger Philharmonikern.
- Geschrieben von Marion Hinz -
Tilman Rammstedt, der letzte Autor der diesjährigen Reihe „LiteraTour Nord“, der seinen Roman „Morgen mehr“ in der Lübecker Buchhandlung Hugendubel vorstellte, ist so etwas wie ein Thomas Crown der Literatur.
Der Mann ist einfach nicht zu fassen. Er ist ein Schelm, der als Autor getarnt Schelmenromane verfasst. Der Möglichkeiten aufzeichnet, die so ungeahnt vielfältig sind („Wir bleiben in der Nähe“, 2005), dass eine Entscheidung verständlicherweise schwer- oder gar komplett ausfallen muss.
- Geschrieben von Willy Theobald -
Wenn eine Sängerin ein Album veröffentlicht: super! Wenn ein Pianist ein Album veröffentlicht: klasse! Wenn ein Gitarrist eine Platte veröffentlicht: toll! Wenn aber ein Bassist ein Album veröffentlicht: Muuuuusssss daaaassss sein!
Und das obwohl wir in der Jazz-Historie von Charles Mingus und Ron Carter über Stanley Clark und Jacko Pastorius bis Eberhard Weber jede Menge Sternstunden international erfolgreicher Bassisten erlebt haben.
- Geschrieben von Hans-Juergen Fink -
Neuer Saal, neues Klangbild, neuer Orchesternamen und zwei nicht ganz so neue Brahms-Symphonien. Die aber in der Interpretation von Thomas Hengelbrock mit dem NDR Elbphilharmonie Orchester. Sie passt perfekt zum neuen Raum: analytisch klar, befreit von Ballast und Patina, transparent und tiefenscharf. Das fordert konzentriertes Hören, macht es aber auch möglich. Einstieg in das Hören einer neuen Zeit.
- Geschrieben von Marion Hinz -
Mit Blick auf das Speisezimmer der Familie Buddenbrook las Sabine Gruber in Lübeck im Rahmen der „LiteraTour Nord“ aus ihrem jüngsten Roman „Daldossi oder Das Leben des Augenblicks“.
„Eigentlich ist das überhaupt keine passende Kulisse“, befand Birte Lipinkski, Leiterin des Buddenbrookhauses. Nimmt man aber dieses Hintergrundbild in seiner Wirksamkeit auf, so ergibt sich ein Zusammenhang zum Roman. Denn „Bilder sind wirkmächtig“. So wirkmächtig wie der äußere Rahmen, so wirkmächtig die Bilder, die sich während der Lesung im Kopf der Zuhörer einnisteten. Erzählt wird die Geschichte des ehemaligen Kriegsfotografen Daldossi, der in Bosnien, Afghanistan und im Irak Grausamkeiten gesehen und mit der Kamera auf Bildern festgehalten hat, die er nicht mehr loswird.
- Geschrieben von Hans-Juergen Fink -
Seong-Jin Cho, ein koreanischer Senkrechtstarter, spielt einen bemerkenswerten Chopin. Die Capella de la Torre geht auf eine wunderbar tänzerische Reise durch Europas Renaissance-Musik. Annika Treutler begeistert mit ihrer Mendelssohn-Einspielung. Gautier Capuçon und Frank Bradley überzeugen mit Beethovens Kammermusik für Cello und Klavier. Und Maude Gratton lässt Orgelwerke von Bach im Originalklang einer Silbermann-Orgel von 1737 erstrahlen.
- Geschrieben von Sabine Meinert -
Die Kinokasse hat man nicht wirklich vor Augen, wenn Viktoria Tolstoy anfängt zu singen. Doch auf dieser CD ist alles anders.
Diesmal hat sich die Schwedin Filmmusiken bekannter Streifen ausgesucht und kräftig in den Jazz-Topf getaucht. Herausgekommen sind neu gewandete und dennoch unverfälschte Klassiker.
- Geschrieben von Hans-Juergen Fink -
Mit Zauberei und Liebe gegen die Schrecken des Alters kämpft die Magierin Alcina einen verzweifelten Kampf. Händel schrieb für seine Barockoper zu dem Psychodrama hinreißende Musik, Regisseurin Katie Mitchell fand für Aix-en-Provence 2015 düstere, verstörende, aber auch verblüffende und amüsante Bilder. Die Sängerbesetzung: ein Ohren- und Augenschmaus.
- Geschrieben von Isabelle Hofmann -
Was für ein netter, was für ein sympathischer Satz! Bemerkenswert, dass Joachim Gauck schon den Kosenamen für Hamburgs gläserne Baukunstwerk der Superlative kannte, das den Hanseaten in den vergangenen zehn Jahren vor Problemen die Haare zu Berge stehen ließ und das die Stadt nun mit einem Schlag an die Weltspitze der Musikmetropolen katapultiert.
- Geschrieben von Marion Hinz -
Ein Konferenzteilnehmer verschwindet. Ein Flugzeug hebt nicht ab. Eine Ferieninsel stirbt aus. Ein Kind errichtet eine Diktatur. Gewalt bricht aus.
Von diesen und anderen täglichen Ungeheuerlichkeiten und Störungen des Alltäglichen, von falschen oder richtigen Wahrnehmungen, von Rissen und Lücken in unserer Gegenwart erzählt Kathrin Röggla in ihrem jüngsten Buch „Nachtsendung“, das sie bei einer Lesung im Lübecker Buddenbrookhaus im Rahmen der „LiterTour Nord“ vorstellte. Das Buch trägt zu Recht den Untertitel „Unheimliche Geschichten“.
- Geschrieben von Hans-Juergen Fink -
Am 11. Januar wird in der Elbphilharmonie das Eröffnungskonzert gespielt. Ein großer Moment für die Musik in Hamburg und in ganz Deutschland. Ein Beispiel dafür, wie das beherzte Investieren in Kultur das Gesicht, Lebensgefühl und Image einer Stadt verändert. Und eine Ermutigung an alle, die in Hamburg Kultur machen: Lasst nicht locker, vernetzt euch, denkt groß!
- Geschrieben von Dirk Meyhöfer -
Es ist ja nicht ganz üblich, wenn ein Stadt-, Architektur- und Designkritiker gleichzeitig auch Briefmarken sammelt und deswegen in einem Artikel zur Hamburger Elbphilharmonie in der Kunstzeitung schrieb: „Die große Show beginnt also jetzt. Mut wird mehr belohnt als Wut, und der Wunsch mit diesem Haus auf der kulturellen Landkarte ein Zeichen zu setzen, ist erfüllbar. Der Beweis, ob ein Gebäude zur erhofften Landmarke wird, ist für mich immer noch sehr profan, nämlich dann, wenn es als Briefmarke durch die Welt reist – sie erscheint am 2. Januar, 2017.“ Nun ist sie da, Zig Millionen Mal, mit dem Wert von 145 Cent, womit man einen Großbrief versenden darf.