Kultur Kolumne
- Geschrieben von Marion Hinz -
Ihr Debütroman „Mein Vater war ein Mann an Land und im Wasser ein Walfisch“ stand 2016 auf der Shortlist des Schweizer Buchpreises und auf der Longlist des Deutschen Buchpreises. Im Feuilleton sorgte er für Furore.
Und nun hat Michelle Steinbeck ihren ersten Lyrikband vorgelegt – ihr Lyrik-Debüt. Die Gedichte in „Eingesperrte Vögel singen mehr“ sind ungezähmt und störrisch. Sie schreien, sind schrill, flüstern. Sie sind kunstvoll arrangiert, traumhaft notiert.
- Geschrieben von Frauke Hartmann -
Als ich Anfang der 80er Jahre aus Ostfriesland zum Studium nach Hamburg kam, da war im Tanz und im Theater schon seit einigen Jahren der Teufel los. Die Ölkrise, der Doppelbeschluss, die RAF-Anschläge, der Radikalen-Erlass hatten ihre Spuren auf den Bühnen der Republik hinterlassen. Nur wusste ich nichts davon.
Niels-Peter Rudolph hatte während der Sanierung und Auslagerung des Hamburger Deutschen Schauspielhauses die Intendanz übernommen und bespielte die leerstehenden Hallen der ehemaligen Maschinenfabrik Kamp und Nagel. Am Thalia Theater regierte Peter Striebeck unter dem Applaus des saturierten Bürgertums, gefolgt von Jürgen Flimm. Theater war für mich das gekonnte Aufsagen von Bühnen-Klassikern, Tanz war Ballett in Spitzenschuhen, hier: John Neumeier.
Doch dann sah ich in den damals rohen und unbeheizten Kampnagelhallen, in die es auch mal hineinregnete, so unglaubliche Dinge, dass ich ein für allemal dem Tanz und dem Theater verfiel.
- Geschrieben von Harry Popow -
Den Jahren Leben geben...
Dieses Buch „Wunderwasser Harkány“ mit dem Untertitel „Ein Gesundheitstrip & kulturhistorischer Ausflug in die Baranya – Heimat der Donauschwaben“ könnte leicht in die irrige Annahme führen, es handele sich nur um die Gesundheit des Autors mit hinzugefügten Reiseerlebnissen.
Nein, es ist ein Plädoyer für die Liebe. Und so muss ich als Rezensent gleich jenen Schlusssatz des Autors Karl-Heinz Otto hervorheben, den ich für den tiefsinnigsten des in letzter Zeit gelesenen halte: „Es kommt nicht darauf an, dem Leben Jahre zu geben, sondern den Jahren Leben!“
- Geschrieben von Marion Hinz -
„Hier sitzt er und würde doch lieber woanders sitzen“, so beginnt das dritte Buch der 42jährigen Autorin Saskia Henning von Lange. Der Mann befindet sich hinter dem Lenkrad eines Autos, genauer gesagt, am Steuer eines Lastwagens.
Der Mann denkt an seine Kindheit, an seine Mutter, an gemeinsame Autofahrten und wundert sich, dass er allein im Auto ist. Hinter ihm im Laderaum ist nur irgendeine Fracht, die genauso gut eine andere sein könnte. Und weil das so ist, interessiert die Fracht ihn auch überhaupt nicht. „Denn eigentlich fahre ich ja nur, damit ich fahren kann, denkt er, damit ich von dir wegkomme.“
Biografischer Roman von Jana Revedin: „Jeder hier nennt mich Frau Bauhaus – das Leben der Ise Frank“
- Geschrieben von Marion Hinz -
1919 hat Walter Gropius die Kunstschule „Staatliches Bauhaus in Weimar“ gegründet. Obwohl die Bauhaus-Schule nur 14 Jahre bestand, wirkt sie bis in die heutige Zeit.
Jetzt ist ein Buch über Walter Gropius zweite Frau Ise Frank erschienen, die bisher in der Bauhaus-Geschichtsschreibung eher eine Unbekannte war. Doch sie spielte nicht nur eine wichtige Rolle im Leben des Bauhaus-Gründers, sondern auch eine wichtige Rolle an dieser revolutionären Kunst-, Design- und Architekturschule. In erster Ehe war Walter Gropius bekanntlich mit Alma Mahler verheiratet. Der Architektin und Autorin Jana Revedin ist es zu verdanken, dass nun endlich ein erhellender Blick auf die bis zum Lebensende andauernde Beziehung zwischen Ise Frank und Walter Gropius geworfen wird. Rechtzeitig also vor dem großen Jubiläum, das im April 2019 ansteht. Dann jährt sich die Gründung des Bauhauses zum 100. Mal.
- Geschrieben von Marion Hinz -
Zu Recht wird Merwin als „einer der größten Dichter unserer Zeit“ bezeichnet („Los Angeles Review of Books“). Das gilt nicht nur, aber vor allem für die englischsprachige Dichtung.
Denn: William Stanley Merwin ist zweifacher Pulitzer Preisträger und war sogar für den Literaturnobelpreis lange im Gespräch. 60 Jahre lang beglückt nun schon der 1927 in New York geborene W.S. Merwin englischsprachige Leser mit seinen Werken.
- Geschrieben von Sabine Meinert -
Jazz oder nicht Jazz? – Was Madeleine Peyroux auf ihrem neuen Album präsentiert, ist relaxt und poetisch, warm und subtil, aber auch modern, überraschend luftig und ein Mix aus verschiedenen Stilen.
Erste Rezensenten meinten diese Mischung als behäbig und unspektakulär abtun zu müssen – dem kann ich nicht beipflichten. Weil da mehr ist.
- Geschrieben von Fee Isabelle Lingnau -
Launig ist die Anlage und könnte in eine interessante Geschichte führen: Ein introvertierter 13-jähriger bekämpft sein starkes Übergewicht mit Kalorienzählen und Muttis Hilfe.
In den Ferien arbeitet er in seinem österreichischen Heimatdorf auf einer Tankstelle, besucht seinen Vater in der „Irrenanstalt“, himmelt eine erwachsene Frau an, die mit Tscho, dem coolen Typen des Dorfes, verheiratet ist und fährt schließlich ausgerechnet mit ihm durch halb Europa.
- Geschrieben von Claus Friede -
Nun ist es da, das zweite Album von Jasmin Bayer, in Gestalt eines grünen Einhorns. So verspricht das Cover des Albums „The Green Unicorn“ ein mädchenhaftes niedliches Spielzeug, das man so schnell nicht loslassen möchte und das vielleicht auch uns in eine verzauberte Welt aus Feen und andere Wesen entführt.
Das gleichnamige Stück (Nr. 4 und geschrieben von Jasmin Bayer und Davide Roberts) verheißt schließlich ein Einhorn das zwinkert und erstrahlen lässt bis schließlich selbst die Augen lächeln.
- Geschrieben von Isabelle Hofmann -
Michael Göring, Chef der Zeit-Stiftung und Autor in Hamburg, lässt die Geschichte einfach nicht los. Nach seiner eindringlichen Trilogie um Kindheit und Jugend in der westfälischen Provinz, legt er nun einen ebenso feinsinnigen wie anrührenden Generationsroman vor: „Hotel Dellbrück“. Das Haus steht, wie sollte es anders sein, in Lippstadt, Görings Geburtsort.
- Geschrieben von Marion Hinz -
Bücherfreunde „On The Same Page“
In diesem Jahr feiern die Vereinten Nationen den 70. Jahrestag der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte. Die Frankfurter Buchmesse und der Börsenverein des Deutschen Buchhandels, nahmen dies als Anlass, gemeinsam mit ARTE, ZDF und Spiegel die Kampagne „On The Same Page“ 2018 ins Leben zu rufen. Unterstützt wurde diese Aktion von den Vereinten Nationen und Amnesty International wird. Am Buchmessesamstag unterstrichen Großdemonstrationen in Berlin, Frankfurt und anderen Städten diesen wichtigen Ruf in alle Welt. Von Weckruf wage ich nicht zu sprechen, wohl aber davon, dass Leser sich ebenfalls „On The Same Page“ befinden, zumindest in weitläufigem Sinn. Das Gefühl der Gemeinsamkeit begleitete mich während meiner drei Besuchstage auf der Frankfurter Buchmesse. Wenn Sie mögen, folgen Sie mir auf meinem persönlichen Rundgang auf dem Fest der Bücher, Leser und Macher.
- Geschrieben von Harry Popow -
Bei diesem Titel mag es neugierige und zugleich verwunderte Leser geben, die sich fragen, was soll die Christianisierung des Nordens mit der heutigen Zeit zu tun haben? Was motiviert den Autor, sich gerade diesem außergewöhnlichen Thema zu stellen? Liest man die ersten von insgesamt 818 Seiten dieses Bandes, so ist man unmittelbar gefangen, sowohl von der Ortskunde des Autors – offenbar hat er die Lokalitäten alle persönlich aufgesucht –, als auch von seinen enormen Geschichtskenntnissen.
- Geschrieben von Sabine Meinert -
Es ist erst ein paar Wochen her, dass Fay Claassen den niederländischen Edison Jazz Award (Vocals) gewann – und zusätzlich den Publikumspreis einheimste.
„My Dutch Songbook“ macht deutlich, warum: intensiv und vielseitig, schwungvoll und berührend, mit einer eindrucksvollen Stimme, der man sich kaum entziehen kann. Von warmen, tiefen Passagen bis glasklar und hell – Fay Claassen präsentiert emotionsgeladen Songs, die ihr sichtlich am Herzen liegen.
- Geschrieben von Dagmar Seifert -
Vorstellung des neuen Films „Werk ohne Autor im ‚Filmpalast‘ in Lüneburg – nach den drei überaus eindrucksvollen Stunden kann das Publikum den Regisseur und einen seiner Hauptdarsteller befragen.
Florian Henckel von Donnersmarck ist riesig, zwei Meter fünf oder so. Das bewirkt, dass er alle zu Zwergen macht, die um ihn herumstehen. Dazu wallt ihm ein üppiger Heiligenschein von Haaren rund um den Kopf, der mindestens sieben Zentimeter nach oben hinzufügt. Seine Stirn macht fast die Hälfte des Gesichts aus (wie bei Goethe), das Kinn ist ausgeprägt und in beiden Wangen bilden sich beim Sprechen Grübchen. Ein sanfter Riese? Aber die Augen blicken hell und scharf, gebieterisch.