Kultur, Geschichte & Management

Am 27. Oktober 2023 wird das Museo Picasso Málaga (MPM) 20 Jahre alt. Zum Zeitpunkt des Eintritts in die Reifephase seiner Entwicklung hat das Museum seinen transformativen Einfluss auf die institutionelle Kultur in Málaga und Andalusien bestätigt und ist mit mehr als 8 Millionen Besuchern und einem immer dynamischen Programm zudem zu einem wichtigen Bezugspunkt und wertvollen Anreiz für den Kulturtourismus und die Schaffung sozioökonomischer Strukturen geworden, die in unserer Umgebung vorher nicht in dieser Form existierten.

 

Dank der Großzügigkeit und aufmerksamen Begleitung von Christine, Bernard und Almine Ruiz Picasso, der Verwaltung durch die Junta de Andalucía und der Kompetenz seiner Kuratoren, Direktoren und Mitarbeiter hat das Museo Picasso Málaga einen qualitativen Wandel im andalusischen Museumswesen bewirkt. In den 20 Jahren seines Bestehens hat es innovative museografische Ideen umgesetzt, seine ständige Sammlung kontinuierlich erneuert und Ausstellungsevents mit großer Wirkung auf die zeitgenössische Kulturdebatte durchgeführt; Veranstaltungen und Projekte einer Art, wie sie in unserem Umfeld bis jetzt nicht umgesetzt worden waren. Zudem hat das MPM ein innovatives und einflussreiches Bildungs- und Vermittlungsprogramm geschaffen, das ein breites Publikum anspricht und bedient, während es gleichzeitig gelungen ist, mittels der Veranstaltung von Seminaren und Tagungen auf internationaler Ebene Beziehungen zu Universitäten und Forschern aufzubauen.

 

Im Laufe seiner Entwicklung hat es das MPM verstanden, die Rolle eines „Kulturzentrums“ zu übernehmen, und zwar nicht nur durch die Organisation von Aktivitäten, sondern auch durch die Förderung sozialer Integration und die Berücksichtigung der Diversität.

Zu den Plänen des MPM für die Zukunft gehört neben der verbesserten Fortsetzung dessen, was bereits beschrieben wurde, auch die Integration der kulturellen Tätigkeit in die digitale Gesellschaft mit dem Willen, gemeinsame Aktivitäten mit anderen andalusischen Museen und Kultureinrichtungen zu gestalten. Dieses Vorhaben wurde mit dem Museo de Bellas Artes und dem Museo del Hospital de los Venerables in Sevilla bereits in die Wege geleitet und ist in allen Bereichen der Gesellschaft sehr positiv aufgenommen worden.

 

Malaga abend

© Museo Picasso Málaga

 

Das Jubiläum

Das 20-jährige Bestehen des MPM fällt zeitlich mit dem Picasso-Jubiläum 1973-2023 zusammen, einer großen internationalen Veranstaltungsreihe anlässlich des 50-jährigen Todestages des spanischen Künstlers. Im Mittelpunkt dieses Jubiläumsprogramms stehen rund fünfzig Ausstellungen und Veranstaltungen, die von Kultureinrichtungen in der Europäischen Union (je zwölf Ausstellungen in Spanien und Frankreich, zwei in Deutschland, eine in Belgien und eine in Rumänien), der Schweiz (zwei Ausstellungen), dem Fürstentum Monaco (eine Ausstellung) und Nordamerika (sieben Ausstellungen) organisiert werden.

 

Das MPM beteiligt sich mit zwei interessanten Ausstellungen aktiv am internationalen Programm Picasso-Jubiläum 1973-2023. Dabei handelt es sich zum einen um die von Carmen Giménez kuratierte Ausstellung Picasso: Materie und Körper, die vom 9. Mai bis zum 10. September des kommenden Jahres zu sehen sein wird, und zum anderen um die von Eric Troncy kuratierte Ausstellung Picassos Echo vom 3. Oktober 2023 bis zum 24. März 2024.

 

Gleichzeitig werden die Führungen durch die ständige Ausstellung des Museums mit zwei von Michael FitzGerald und der Stiftung Fundación Almine y Bernard Ruiz-Picasso para el Arte (FABA) kuratierten Dialogen erneuert.

Das Programm Picasso-Jubiläum 1973–2023 wird von der spanischen Nationalen Kommission zum Gedenken an den 50. Todestag von Pablo Picasso und dem Musée national Picasso-Paris unter Koordination der binationalen Kommission, in der kulturelle und diplomatische Behörden Spaniens und Frankreichs vertreten sind, und mit Unterstützung von Telefónica, dem Partnerunternehmen der Veranstaltungsreihe in Spanien, durchgeführt.

 

Picasso 1908 Skulptur Malaga

Picasso 1908. Unbekannter Fotograf, gemeinfrei. Rechts: Picasso Skuptur von Francisco López Hernández. Foto: Llecco

 

Das Programm

Vom 9. Mai bis zum 10. September zeigt das Museo Picasso Málaga die Ausstellung Picasso: Materie und Körper, die ab Herbst auch im Guggenheim-Museum in Bilbao zu sehen sein wird. Der Körper als Instrument des Künstlers und letztes Ziel der Darstellung ist der Grundpfeiler der ersten großen Ausstellung in Spanien, in deren Mittelpunkt Picassos Skulpturen stehen. Die von Carmen Giménez, der ersten Direktorin des Museo Picasso Málaga, zusammengestellte Auswahl an Skulpturen wird die Vielzahl an Stilen abdecken, die Picasso dazu dienten, die Formen des menschlichen Körpers zu erweitern, indem er sie in eine Vielfalt von Formaten und Genres aufgliederte und alle möglichen Materialien – Holz, Eisen, Gips, Zement, Stahl, Bronze – in sein bildhauerisches Werk einfließen ließ. Für Picasso war diese Disziplin in seiner künstlerischen Produktion keineswegs zweitrangig. Er betrachtete sie vielmehr als eine mit der Malerei, Zeichnung, Gravur oder Keramik gleichgestellte Ausdrucksform, da für ihn, wie er selbst sagte, keine Kunst mehr oder weniger wichtig war als eine andere. Die diversen Techniken und Materialien erlaubten es ihm, verschiedene Aspekte seines Schaffens zum Ausdruck zu bringen. Auch wenn dieser Teil seines Werkes während seiner kubistischen Periode eine besondere Sichtbarkeit und Produktivität erreichte, schuf Picasso fast von Beginn seiner langen künstlerischen Laufbahn an Skulpturen und beschäftigte sich Zeit seines Lebens mit ihnen.

 

Carmen Giménez ist eine spanische Konservatorin und Ausstellungsmacherin, die als Beraterin des spanischen Kulturministeriums und für das Guggenheim-Museum in New York tätig war. Sie hat ein umfangreiches Programm internationaler Ausstellungen entwickelt.

Vom 3. Oktober 2023 bis zum 24. März 2024 wird das Museum dann die Ausstellung Picassos Echo beherbergen. Pablo Picasso hatte einen enormen Einfluss auf die Kunst des 20. Jahrhunderts, der auch im 21. Jahrhundert noch anhält, und sein Werk umfasst eine außergewöhnliche Vielfalt an Stilen. Sein Hauptbeitrag zur modernen Kunst neben dem Kubismus war die Freiheit, die jeden einzelnen Aspekt seiner Malerei, Skulptur und Grafik kennzeichnet. Es besteht allgemeine Einigkeit über Picassos tiefgreifenden Einfluss auf die Kunstwelt, und wohl kein Künstler vor ihm hatte eine so große Zahl von Anhängern und Bewunderern, aber auch von Kritikern. Die von Eric Troncy kuratierte Ausstellung Picassos Echo stellt genau diese Wirkung der künstlerischen Praktiken Picassos auf die zeitgenössische und vor allem auf die heutige, globalisierte Kunst in den Mittelpunkt und vereint Werke von rund dreißig Kunstschaffenden, die mit dem Künstler aus Málaga in Dialog getreten sind.

 

Eric Troncy ist ein französischer Kunstkritiker und Ausstellungsmacher. Er hat mehr als hundert monografische Ausstellungen im Kunstzentrum Le Consortium in Dijon, dessen Co-Direktor er ist, sowie in zahlreichen anderen renommierten Kunsteinrichtungen organisiert.

 

Neue Dialoge in der ständigen Sammlung

Zusätzlich zu diesen beiden großen Ereignissen, die das Museumsjahr 2023 prägen werden, werden zwei vom amerikanischen Kunsthistoriker Michael FitzGerald und von der Fundación Almine y Bernard Ruiz-Picasso para el Arte konzipierte Ausstellungen mit der ständigen Sammlung des Museums kombiniert, um zwei neue „Dialoge“ anzubieten. Die erste ist der Bildhauerei gewidmet und wird in Beziehung zur Ausstellung Picasso: Materie und Körper stehen, während die zweite, mit Spätwerken des Künstlers, die Ausstellung Picassos Echo ergänzen wird.

 

Museo Picasso Malaga Picasso Bacon

Links: Pablo Picasso (1881-1973) Sylvette. Vallauris, 1954, Cut and folded sheet metal. © Fondation Hubert Looser, Zurich. © Succession Pablo Picasso, VEGAP, Madrid, 2022

Rechts: Francis Bacon (1909-1992). Portrait of Michel Leiris [1976]. Centre Pompidou, Paris. Musée national d'art moderne / Centre de création industrielle Donation Louise et Michel Leiris, 1984. © Centre Pompidou, MNAM-CCI, Dist. RMN-Grand Palais / Bertrand Prévost. © The Estate of Francis Bacon, VEGAP, Málaga 2022

 

Michael FitzGerald ist Professor für Kunstgeschichte am Trinity College in Hartford (Connecticut, USA) und hat sich auf die europäische und amerikanische Kunst des 20. Jahrhunderts und insbesondere auf das Werk von Pablo Picasso spezialisiert. Er hat ebenfalls zahlreiche Ausstellungen kuratiert und wird 2024 für die neue Präsentation der ständigen Sammlung des Museo Picasso Málaga verantwortlich sein.

 

Pädagogik, Kultur, Wissenschaft

Das Werk und die Zeit Picassos sowie die Rätsel, die ersteres noch immer aufwirft, werden als Orientierungspunkte für die Gestaltung eines Programms mit pädagogischen, akademischen und kulturellen Aktivitäten für dieses doppelte Jubiläum dienen. Dabei sollen Antworten gefunden werden auf Fragen wie: Welche Rolle können das Werk und die Haltung des Künstlers heute als Lern-Ressource für die im 21. Jahrhundert Geborenen spielen? Darüber hinaus soll die Ausstellung Picasso: Materie und Körper als Ausgangspunkt für die Analyse des Potenzials des Konzepts „menschlicher Körper“ auf dem Experimentierfeld der modernen Bildhauerei dienen.

 

Im Zusammenhang mit der ersten für 2023 geplanten Ausstellung arbeitet das Museumsteam bereits an einem akademischen Präsenz- und Digitalprojekt, das die schöpferischen Kräfte veranschaulichen soll, die durch das Aufkommen einer erneuerten Bildhauerei in der sogenannten Moderne durch Künstler wie Picasso, Brancusi, Pevsner und Duchamp generiert wurden. Die Aktionslinie Picasso in der Kunst des 21. Jahrhunderts zielt ihrerseits darauf ab, im Zusammenhang mit der zweiten Ausstellung des Jahres auf partizipative Weise die potenziellen Wirkungen und Auswirkungen des Werkes von Pablo Picasso aufzudecken, die in der Kunst des 21. Jahrhunderts zu erkennen sind, nun da die ethischen und ästhetischen Grenzen zu elastischen Achsen geworden sind, die neue, bisher von der Geschichtsschreibung marginalisierte Geografien des Ausdrucks erschließen, und transdisziplinäre Ansätze dazu einladen, den Künstler als Punkt der Begegnung und des Widerstreits zwischen den Denk- und Schaffensweisen der Kunst und ihrer Geschichte zu betrachten.

 

Zusammenarbeit

Mit Unterstützung renommierter Kultureinrichtungen in Europa und den Vereinigten Staaten finden im Rahmen des Picasso-Jubiläums 1973-2023 weltweit rund fünfzig Ausstellungen und Veranstaltungen statt, die zusammen eine historiografische Analyse von Picassos Werk bieten. Zu diesem Zweck arbeiten die Regierungen Frankreichs und Spaniens in einer binationalen Kommission, in der kulturelle und diplomatische Behörden beider Länder vertreten sind, an einem Programm von internationaler Tragweite.

 

Das Musée national Picasso-Paris und die spanische Nationale Kommission zum Gedenken an den 50. Todestag von Pablo Picasso freuen sich, dieses außerordentliche Programm zu unterstützen, wobei das spanische Kommunikationsunternehmen Telefónica in Spanien als Partner auftritt.


Museo Picasso Málaga

Palacio de Buenavista, C/ San Agustín, 8, SP-29015 Málaga, España
Weitere Informationen (Homepage MPM)

 

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