Kunsthandwerk, Grafik & Design

Denis Faneites - „icons of Heimat“

Was ist Heimat? Ein Ort? Ein Kokon des Vertrauten? Das Gefühl von Beständigkeit?

Die Erinnerung als eine Mischung aus Geschmack, Geruch und Geräuschen? Unter dem Motto „Glaube.Liebe.Heimat.“ hat die Hamburger Kommunikationsagentur „the white elephant“ den Berliner Illustrator Denis Faneites auf die Suche nach Antworten geschickt. Er wurde fündig und hat seine Interpretation von Heimat mit Acrylfarben auf Holzplatten gebannt.


Heimat ist Heimat – deutsch und unübersetzbar. Was nicht heißt, dass man sich in der Auseinandersetzung mit dem Thema nicht über die heimischen Grenzen hinweg bewegen darf. Im Gegenteil. Auch wenn der Begriff im Sprachgebrauch an seine Grenzen stößt, kennen Menschen rund um den Globus dieses Gefühl, verwurzelt zu sein – an einem Ort, im Glauben, in der Liebe. So hat sich der Illustrator und Grafiker Denis Faneites sinnbildlich auf die Reise gemacht. Auf der Suche nach Antworten darauf, was denn nun Heimat ist. Er selbst ist jüngst von Hamburg nach Berlin gezogen. In ihm schlummern zwei Kulturen: Seine Mutter ist Deutsche, sein Vater stammt aus Venezuela. Er selbst definiert Heimat eher pragmatisch: „Sie ist dort, wo ich meinen Hut aufhänge.“ Für seine künstlerische Interpretation hat er den Hut aufgelassen und sich für andere Kulturen und Glaubensrichtungen geöffnet.
 

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Den Anfang seiner Reise – der Beginn des Projektes - bezeichnet der 31-Jährige als „Denksportaufgabe“. Faneites gehört nicht zu den Künstlern, die spontan und ungezügelt ihrem kreativen Schaffen freien Lauf lassen – zumindest nicht auf dem Blatt. „Ich bin kein Jean-Michel Basquiat. Ich male Bilder nicht, ich plane sie“, erklärt er. Um den erst einmal abstrakten Begriffen Glaube, Liebe und Heimat Leben einzuhauchen, kramte er in seinem Kopf nach Erinnerungen und Erkenntnissen aus vergangenen Reisen, recherchierte im Internet, verbrachte Zeit in Bibliotheken und blätterte in Büchern über Archäologie, Voodoo-Kult oder Traumdeutung, sammelte Impulse aus Gesprächen. Das Ergebnis ist das Geplante in seinen Bildern, das sich in den Motiven, der Farbgebung und teilweise in Symbolen widerspiegelt. „Etwa zu 90 Prozent weiß ich, wie die Bilder am Ende aussehen“, so Faneites. Der Rest passiere dann eben doch spontan.
Mit Rest sind die detaillierten Muster gemeint, die sich – neben dem Farbenreichtum – wie ein roter Faden durch Faneites Bilder ziehen und die er mit einem weißen oder schwarzen Fineliner zeichnet. Filigrane Muster, die auf den ersten Blick einen südamerikanischen, indianisch-ethnologischen Eindruck erwecken. Und auf den zweiten Blick? „Was viele nicht wissen ist, dass diese Muster teilweise auch in Tibet oder Ägypten auftauchen, eine gemeinsame Quelle haben. Meine Bildsprache ist also eine durch und durch universelle.“ Muster gäben Menschen Sicherheit, dem Betrachter der Bilder eröffneten sie eine zweite oder gar dritte Ebene.

Die Ausstellung „icons of Heimat“ umfasst insgesamt 15 Bilder im A3-Format – allesamt Acryl auf Holz. Ungewöhnlich für einen Grafiker, der sich hauptsächlich in der digitalen Welt austobt. Für Faneites eine gewollte Herausforderung: „Für mich persönlich hat das Digitale keinen künstlerischen Stellenwert. Alles lässt sich per Klick reproduzieren, verwerfen, nachbessern. Wenn ich mit Acrylfarbe auf Holz arbeite, gibt es praktisch kein Zurück.“ Die fehlende „Apfel + Z“ -Taste auf der hölzernen Platte erfordere Mut „einfach drauf loszupinseln“, man dürfe keine Angst davor haben, Fehler zu machen. Sie fördere aber auch die individuelle Ästhetik der Bilder.

Diese zeigen auch, dass Heimat etwas Widersprüchliches innewohnen kann und anfällig für Veränderungen ist. So hat er im Bild, das den Titel „Fraude“ (spanisch Betrug) trägt, die jüngsten Präsidentschaftswahlen in Venezuela aufgegriffen. Ein brennender Wahlzettel, eine Friedenstaube mit durchschnittener Kehle, ein bewaffneter Mann mit einer Rasierklinge auf der Zunge, ein Ölbohrturm, ein Diamant und eine Banane – Motive und Symbole, welche die Ausschreitungen und Korruptionsvorwürfe rund um die Wahl sowie die Gefahr für den Frieden sichtbar machen.

Faneites Bilder sind haltsuchende Geflechte. Da sie sich der Eindeutigkeit und Geschlossenheit verweigern, fordern sie eine permanente Re-Konstruktion. Sie laden zum Verweilen ein und schicken den Betrachter selbst auf eine Art Entdeckungsreise, die genügend Raum für eigene Interpretationen von Glaube, Liebe und Heimat lässt. 


Ausstellung „icons of Heimat“, bis 30. Juli 2013, zu sehen in der Kommunikationsagentur „the white elephant“, im Lehmweg 6, 20251 Hamburg, Öffnungszeiten: 10-17 Uhr.
 
Denis Faneites
1981 geboren in Wiesbaden, 2008 Abschluss in Kommunikationsdesign an der KsW (Hamburg), 2009-2010 Studienreise (Venezuela & Peru), seit 2010 freiberuflicher Illustrator & Grafiker
www.cargocollective.com/denisfaneites
www.facebook.com/DenisFaneites.Illustration

Fotos: Copyright Denis Faneites

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