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„Romy lebt“! Bildband über Romy Schneider

Es gibt eine ganze Reihe von Bildbänden über Romy Schneider – gute und weniger gute. Dass nun seit wenigen Tagen in der Auslieferung ein weiterer, ganz besonderer dazugekommen ist, freut nicht nur die Fans, sondern auch die Fachleute.
„Romy lebt“! ist eine einzigartige Publikation, nicht allein deshalb, weil diese im Eigenverlag des Romy Schneider Archivs in Hamburg erschien, sondern auch, weil viele Personen ihren Anteil an dem Buch haben: Sie lebt beispielsweise von den wunderbar intensiven Fotografien von Helga Kneidl, die Romy Schneider Anfang der 1970er-Jahre in Paris besuchte und fotografierte – en passant, während persönlicher Gespräche, privat mit ihrem Sohn – oder bei der Arbeit. Ein Großteil der Aufnahmen im Buch sind niemals zuvor veröffentlicht worden.

Fotograf, Herausgeber und Leiter des Romy Schneider Archivs, Dieter Schleifenbaum, war ebenfalls in den 70ern fotografisch in Paris unterwegs und von ihm stammen die Aufnahmen des urbanen Lebens: Ein Flic regelt noch auf einem Podest stehend den Straßenverkehr, Szenen vom Montmartre und Bilder von Straßenmalern, einer Maronenverkäuferin und gut besuchten Cafés.
Und schließlich sind den Fotografien Texte zugeordnet – Zitate aus Romys Tagebüchern, aus Briefen, Notizen und Telegrammen aus den Jahren 1961 bis 1982. So wie Romy Schneider selbst in einem einzigen Brief mehrsprachig geschrieben hat, so ist die Publikation konsequenter Weise auch dreisprachig in deutsch, englisch und französisch erschienen.

Ihre Handschrift ist gut leserlich, rund und flüssig. Die Inhalte jedoch oftmals alles andere. Manche Zeilen und Briefinhalte wirken zerrissen, einsam, wütend, verletzt und bedrückt, sehnsüchtig nach etwas, das abwesend ist und dann wieder sind sie voller Lebensfreude, selbstbewusst und geradezu sprühend.

„I forget my ‚almost’ constant sadness“ ist dort zu lesen oder „In Wirklichkeit war ich meiner Zeit voraus. In einer Epoche, in der noch nirgends von der Befreiung der Frau die Rede war, nahm ich meine eigene Befreiung vor.“
Jede Gefühlsregung hat und bekommt bei Romy Schneider eine Wichtigkeit, und so unterstreicht sie in den Briefen und Notizen durchgängig und häufig einzelne Begriffe und setzt Ausrufungszeichen, um diese hervorzuheben.

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Sie schreibt verärgert darüber, dass Schauspielkollege Bruno Ganz ihre Pariser Telefonnummer weitergibt und dass er sich doch „einen besseren Regisseur suchen solle als diesen Wenders“ und „wie soll das kranke deutsche Kino überhaupt gesund werden? C’est inimaginable!“. Sie schreibt nach einer Schwangerschaftsuntersuchung aus der Schweiz und scheint im ersten Teil des Briefes ganz beglückt, bevor sie auf den nächsten Seiten in ein Klagelied verfällt und die Welt einfach ungerecht findet.
Aus Gründen des privatrechtlichen Personenschutzes wurden einige Namen aus den bislang unveröffentlichten Briefen unkenntlich gemacht, was zwar nicht weiter störend ist, aber die Neugierde nun gerade nicht befriedigt.


Ich treffe Dieter Schleifenbaum in seiner Hamburger Firma, und er erzählt mir durch welchen Zufall er mit den Briefen von Romy Schneider in Berührung kam – was eine eigene Geschichte wäre – und wie er das Romy Schneider Archiv weiter aufbaut. Und mitten in der Erzählung steht er auf und holt einen in Stoff eingewickelten Gegenstand. Es ist ein Exemplar des angegilbten „Sissi“-Drehbuchs. Handschriftliche Notizen sind neben dem Schreibmaschinentext zu sehen.

„Da steht dann, dass der Herr Rittmeister lieber von links als von rechts auftreten soll, weil dort das Licht besser ist“, sagt Schleifenbaum „oder wer morgens, wann seinen Kaffee bekommt. Es ist das Exemplar von Viktor Marischka, dem Neffen von Regisseur Ernst Marischka, der als Regieassistent das Drehbuch für seinen Onkel führte. Es gibt von diesem Drehbuch nur noch ganz, ganz wenige Exemplare.“ Ich lege es ehrfürchtig zurück auf die Stoffummantelung.

Ich frage Dieter Schleifenbaum warum noch ein weiterer Bildband über Romy Schneider seines Erachtens notwendig sei. Seine Antwort ist überzeugend: „Ich habe mir lange die gleiche Frage gestellt, und natürlich wollte ich etwas anderes machen als das, was es schon gibt.

Ich gehöre nicht zu den Fans von Romy Schneider und habe trotz der intensiven Beschäftigung auch eine notwendige Distanz wahren können. Manchmal denke ich, sie war eine arme Frau, weil sie an vielen Dingen schier verzweifelt ist.“

Von Anfang an wusste Dieter Schleifenbaum, dass er mit Fotografien von Helga Kneidl und Rainer Waldkirch sowie den Brieftexten und Notizen arbeiten wollte. Zufällig war er im gleichen Jahr wie Helga Kneidl in Paris – 1973 und fotografierte dort Straßenszenen und das großstädtische Treiben. Dieser Teil ergänzt den Fokus Romy in wesentlicher und durchaus angenehm bescheidener Weise, um Bilder der Zeit. Dies ist sein augenscheinlichster Beitrag. Texte und Fotos hat Schleifenbaum miteinander abgestimmt, aber darauf geachtet, dass keine reinen Bildkommentare entstehen, dennoch Beziehungen aufgebaut werden können.
Zwei Jahre hat die Produktion gedauert.


"Das Romy Schneider Archiv ist das umfangreichste Angebot dieser Art im deutschsprachigen Internet. Unter der Leitung von Dieter Schleifenbaum verzeichnet das Angebot monatlich etwa 50.000 Besucher, die dabei ca. 300.000 Seiten aufrufen. Neben Informationen rund um Filme und Leben Romy Schneiders, bietet das Archiv aktuelle Neuigkeiten und einen sehr umfangreichen Shop mit Erinnerungsstücken, Fotos internationaler Fotografen, Zeitschriften, Kinoplakaten und Raritäten."
https://www.romy.de

„Romy lebt“!
ISBN: 978-3-00-032936-4
Normalausgabe, 208 Seiten gebunden 69,00 €
Sammlerausgabe, 208 Seiten gebunden inklusive einem handsignierten Foto von Helga Kneidl 150,00 €
Luxus-Ausgabe, 208 Seiten gebunden inklusive dreier handsignierter Fotos von Helga Kneidl 250,00 €
Sprachen: Deutsch, Englisch, Französisch

Abbildungen:
Header: Helga Kneidl
Galerie:
1. Bildband "Romy lebt!"
2. Foto links: Dieter Schleifenbaum / rechts: Helga Kneidl
alle weiteren Fotos: Helga Kneidl, Rainer Walkirch.alt

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